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1408 - Der Totenholer

1408 - Der Totenholer

Titel: 1408 - Der Totenholer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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brachte kein Wort hervor. Irgendwie war seine Kehle zugeschnürt.
    Mit einer etwas mühsamen Bewegung stand er auf. Er hatte sich lange nicht bewegt, jetzt waren seine Muskeln etwas steif geworden.
    Es tat ihm gut, als er wenig später eine lebende Person anschaute und nicht mehr auf einen Toten blickte.
    Harriet war knapp fünfzig. Das Haar hatte sie leicht rötlich gefärbt und trug es hochgesteckt. Der etwas füllige Körper wurde von einem Morgenmantel umschlungen, und als Harriet lächelte, wirkte es verkrampft.
    »Er hat ein langes Leben gehabt, Jack, daran solltest du denken.«
    »Ich weiß. Aber er hat auch einen schrecklichen Tod hinter sich. Das muss ich mir auch immer vor Augen halten.«
    »Sicher.« Sie räusperte sich. »Aber das ist alles vorbei. Lass uns schlafen.«
    »Klar.«
    Sie verließen das Zimmer. Harriet wusste, wie schwer es ihrem Mann fallen würde, etwas Ruhe zu finden. Aber sie sah keine andere Möglichkeit. Sie konnten sich nicht aufreiben. Es wäre einfach zu stressig für beide gewesen. Irgendwann mussten auch sie zur Ruhe kommen und all das vergessen, was hinter ihnen lag.
    Ihr Herz schlug schneller, als sie sich auf den Weg zum Schlafzimmer machte. Eigentlich hätte sie gedacht, dass Jack ihr folgen würde, aber er blieb auf der Schwelle stehen und schaute zurück in das Totenzimmer.
    »Was ist denn?« Fast hätte ihre Stimme ärgerlich geklungen, aber sie riss sich zusammen.
    Er deutete nach vorn. »Ich weiß nicht…«
    Da Jack keine weitere Erklärung mehr gab, ging sie wieder zu ihm zurück.
    »Bitte, du musst dich doch mal lösen und…«
    »Das ist es nicht.«
    »Sondern?«
    Er räusperte sich. »Ich… ähm … ich habe da draußen etwas gesehen, glaube ich.«
    »Was denn?«
    Mit einer leicht zaghaften Bewegung deutete Jack auf die Scheibe.
    »So genau kann ich dir das nicht sagen. Es ist auch zu dunkel, aber ich denke nicht, dass ich mich geirrt habe.«
    »Genaueres kannst du nicht sagen?«
    »Nein, kann ich nicht.«
    »Deine Fantasie hatte dir einen Streich gespielt.«
    Jack gab die Antwort auf seine Art und Weise. Er wollte sich Gewissheit verschaffen. Mit schnellen und auch langen Schritten näherte er sich der Scheibe, um einen Blick nach draußen zu werfen.
    Man konnte ihn auslachen oder nicht, aber er hatte etwas gesehen.
    Eine flüchtige Bewegung, nicht mehr. Und sie stammte auch nicht von einem Vogel, sondern von einem Menschen.
    Von einem Menschen?
    Nein, auch da war er sich nicht sicher.
    Er stellte sich dicht vor die Scheibe und warf einen langen Blick in den Garten.
    Da lag nur die Dunkelheit. Sie war wie ein schwarzer Teppich, der über dem Land lag und alles verschluckte.
    »Und?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Dann hast du dich geirrt«, sagte Harriet. »Mein Gott, Jack, wir leben seit einiger Zeit unter sehr extremen Bedingungen. Da kann es schon mal vorkommen, dass einem die Fantasie einen Streich spielt und man Dinge sieht, die es nicht gibt. Man bildet sie sich einfach ein. Da drehte die Fantasie durch.«
    Jack Melrose wollte sich auf keinen Streit mit seiner Frau einlassen. Er nickte und drehte sich zugleich um. »Wahrscheinlich hast du Recht. Lass uns zurückgehen.«
    »Das meine ich auch. Etwas Schlaf wird uns gut tun.«
    Mit gesenktem Kopf passierte Jack den Sarg. Er schaute nicht mehr hinein. Zugleich stellte er fest, dass seine Augen wieder feucht geworden waren. Hart musste er schlucken, und trotzdem war er beunruhigt. Diese Bewegung im Garten wollte ihm nicht aus dem Kopf. Er hatte etwas gesehen, und er wusste, dass es kein Tier gewesen war. Dann hätte die flüchtige Gestalt schon ein Bär sein müssen, so groß war sie gewesen.
    Er folgte seiner Frau in das Schlafzimmer. Es lag auf derselben Ebene. Zwar gab es noch eine erste Etage, aber dort hatte sich das Zimmer des Vaters befunden, neben einem Bad und einem kleinen Gästezimmer. Früher war es von ihrem Sohn bewohnt worden. Der aber lebte längst nicht mehr zu Hause.
    Harriet hatte das Licht an ihrer Bettseite eingeschaltet. Der Schein glitt über eine verblichene Tapete hinweg. Sie hing schon zu lange an der Wand. Jetzt hatten sie die Zeit, hier einmal neu zu tapezieren.
    Jack setzte sich auf die Bettkante und rutschte aus seinen flachen Schuhen.
    »He, willst du dich nicht ausziehen?«
    »Nein, nein, lass mal.«
    »Warum nicht?«
    Jack legte sich hin. Er verschränkte die Hände dabei hinter seinem Kopf.
    »Ich habe dich was gefragt, Jack!«
    »Ja, ich weiß. Ich bin überfragt. Ich muss nach meinen

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