1415 - Die Spur des Propheten
bewußtlos. Vielleicht ein wenig übertrieben, doch im Grunde traf seine Einschätzung zu. Deshalb entschied der Mann, Salaam Siin lieber an Ort und Stelle zu lassen. Später konnte sich der Meistersänger gewiß nützlich machen. „Im Augenblick brauchen wir dich nicht", sagte er. „Du wartest ab und läßt das Schiff der Bekassu nicht aus den Augen. Wir sehen uns in spätestens einer halben Stunde."
Bull wußte, daß sie auf den Zufall angewiesen waren.
Die Meßinstrumente ihrer SERUNS verfügten einfach nicht über ausreichend feine Möglichkeiten - nicht in diesem Gewirr aus Anlagen und Energiequellen. „Ich glaube, ich habe ein deutbares Echo", meinte er. „Sieh dir das an, Gucky!"
„Das mußt du entscheiden." Der Ilt überspielte die Koordinaten in seinen SERUN, schloß die Augen und sprang. „Ist es stärker geworden?"
„Wir haben Glück! Ich orte einen Projektor in unmittelbarer Nähe!"
„Gut, Dicker!" lobte Gucky. „Jetzt müssen wir das Ding nur außer Betrieb setzen, ohne daß die Shanganten darin Absicht sehen."
„Genau", ergänzte Bull, „und vorher suchen wir einen zweiten Projektor. Einer von beiden wird mit einer Zeitbombe präpariert. Während des ersten Ausfalls teleportieren wir hinein, und zwei Stunden später, wenn wir uns ausreichend umgesehen haben, geht's wieder hinaus."
„Die Projektoren könnten doppelt oder dreifach vorhanden sein", überlegte Gucky. „Das wäre nicht das erste Mal."
„Diesmal nicht. Man sieht ja noch die Spuren des Einbaus. Nein, meiner Ansicht nach war dazu keine Zeit, und wir können von Einfachsystemen ausgehen."
Am Ende setzte Bull seine Ansicht durch. Nun, da sie mit den Einrichtungen ein wenig vertraut waren, fanden sie den zweiten Projektor schnell. Zwar entstanden fünf Minuten Wartezeit, bis ein shangantischer Techniker den Raum verlassen hatte, doch dann schlugen Bull und Gucky zu.
Bull entfernte mit einem Vielzweckwerkzeug die Verschalung des Projektors, suchte eine schwer zugängliche Stelle und legte dort die Zeitbombe ab. Sekunden später sah das Gerät aus wie vorher. „So", sagte er, „ab jetzt genau zwei Stunden. Nur eine kleine Explosion, niemand gerät durch Zufall in Gefahr."
Gucky sprang zurück zum Projektor Nummer eins. „Ich kann nur telekinetisch in das Ding hineingreifen und etwas beschädigen. Das müßte klappen.
Hoffentlich fällt die richtige Schirmsektion aus."
„Aber Vorsicht!" mahnte Bull. „Nicht, daß die Shanganten den Projektor auseinandernehmen und merken, was gespielt wird."
„Verlaß dich ganz auf mich."
Ungeduldig wartete er ab und behielt dabei die Anzeigen seines SERUNS im Auge. Plötzlich erlosch ein ganzer Block: Der Schirm war stellenweise zusammengebrochen. „Komm schon, Kleiner! Wir müssen uns beeilen!"
Ein Alarmton drang vom Korridor her in den Raum. „Augenblick, Bully. Es war nicht ,ganz so einfach, und ich will noch meine >Spuren< verwischen."
Es dauerte zwanzig Sekunden, dann zeigte der Ilt an, daß er bereit war. Bull nahm eilig seine Hand; draußen überlagerten bereits Schrittgeräusche den Alarmton. Sein nächster Eindruck war ein kurzer Schmerz, als habe Gucky mit seinem Teleportersprung einen schwachen Schirm durchstoßen. Durchaus möglich, überlegte er, immerhin gilt für diesen Bereich Aontans Alarmzustand.
Der Korridor war verlassen. „Wo ist Salaam Siin?" entfuhr es Bull. „Verschwunden", stellte Gucky trocken fest. „Genau wie der Schirm. Ich glaube, ich habe seine Gedanken ..."
Ein unerwartetes Ereignis unterbrach den Mausbiber mitten im Satz.
Was Reginald Bull für sich selbst ausgeschlossen hatte, geschah. Ein neuer Schutzschirm riegelte den Hangar ab. Und diesmal war es ein eher rötlicher Farbton, ein gänzlich neuer Schirm also, den die Orter seines SERUNS als zwar schwach, aber wirksam auswiesen. Diesmal stand der Projektor eindeutig innerhalb des Feldes.
Einer schlimmen Ahnung folgend, fragte Bull: „Gucky, du hast den Sänger noch einen Augenblick lang gespürt. Wo war das?"
Der Mausbiber hob den Arm und zeigte auf das neue Schirmfeld. „Irgendwo da drinnen. Und was unternehmen wir jetzt?"
Bull ließ sich ratlos an der Wand entlang nach unten rutschen. „Wenn ich das nur wüßte. So ist das eben. Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um.
7. Die letzte Karte
Obwohl er wußte, daß er sich unnötig hineinsteigerte, hatte Salaam Siin doch immer wieder dieses Bild vor Augen. Weit oben war ein Gesicht, das Gesicht einer menschlichen Frau. Es
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