1419 - Mandragoros Mörderfee
Eddy wischte über sein Gesicht. Auch auf den Wangen lag die klebrige Feuchtigkeit. Dabei war es nicht zu warm im Zimmer. Zusätzlich hatte er das Fenster gekippt, damit frische Luft hereinkommen konnte.
Etwa eine Minute blieb er sitzen, ohne dass etwas passierte. Er stierte in das Dämmer, das sich im Zimmer ausgebreitet hatte. Richtig dunkel wurde es nie. Dafür sorgten schon die Leuchtreklamen in der Nähe, die nur teilweise in der Nacht abgeschaltet wurden.
Seine Wohnung war mehr eine Bude und spärlich eingerichtet. Ein Zimmer, in dem er lebte und schlief, und ein zweites, das als winzige Küche diente. Ebenso winzig war der Raum mit der Toilette und der schmalen Dusche.
Licht brauchte er nicht, um sich auf den Weg zur Küche zu machen. Er stieg in seine flachen Pantoffeln, stand auf und schlurfte auf eine Tür zu, die er nicht geschlossen hatte.
In der grauen Dunkelheit wirkte er wie ein Gespenst, das sich seinen Weg bahnte. Beim Laufen spürte er den Muskelkater, der sich vor allen Dingen in den Oberschenkeln festgesetzt hatte, worüber er sich wunderte, denn es lagen keinerlei Anstrengungen hinter ihm, die ein solches Ziehen gerechtfertigt hätten.
Er stieß die Tür zur Küche auf. Der Raum war klein, und so hatte er keinen großen Kühlschrank unterbringen können. Er war kaum mehr als eine Box, die auf einem Unterteil stand, das zugleich als Schrank diente. Bei diesen engen Verhältnissen musste alles zweckmäßig eingerichtet sein.
Er zog die Tür auf. Das Licht blendete ihn für einen Moment. Er zwinkerte, bevor er zur Wasserflasche griff.
Mit dem Knie drückte er die Tür wieder zu, während er zugleich am Verschluss der Flasche drehte, das Zischen hörte und wenig später das kalte Wasser in die Kehle laufen ließ.
Es tat ihm gut. Es löschte den Durst, und es störte ihn auch nicht, dass es mit Kohlensäure versetzt war. Für ihn zählte nur, dass er seine Kehle freibekam.
Der Geschmack verschwand aus seinem Mund. Er schluckte, setzte die Flasche zwischendurch ab, holte einige Male Luft und trank erneut.
Als die Hälfte des Inhalts in seinem Bauch verschwunden war, stellte er die Flasche zur Seite. Sein Ausatmen glich einem langen Stöhnen. Er saugte die Luft durch die Nase ein, stieß dann auf und drehte sich um.
Die Nacht war noch lang. Wenn er zwischendurch erwachte und wieder Durst verspürte, wollte er nicht erst in die Küche gehen und dort das Wasser aus dem Kühlschrank holen. Deshalb nahm er die Flasche mit in das Nebenzimmer.
Er drückte die Tür auf und ging zwei Schritte in den Raum hinein.
Eddy Namara war jetzt wacher als beim Aufstehen vorhin, und er hatte den Eindruck, dass sich etwas in seiner Umgebung verändert hatte. Hätte man ihn direkt danach gefragt, er hätte nicht sagen können, was es genau war, aber er ging davon aus, dass die Veränderung existierte, und das setzte ihm zu.
Was war passiert?
Er saugte einige Male die Luft durch die Nase ein. Er schnüffelte.
Es konnte am Geruch liegen, der nicht von ihm stammte. Er hatte sich verändert. Es roch irgendwie scharf. Man hätte ihn mit den Ausdünstungen von Kräutern oder Pflanzen vergleichen können, und er wusste auch, dass ihm dieser Geruch nicht unbekannt war.
Wald, Pflanzen, Gras – das war voll die Natur, die er erst vor kurzem in Irland erlebt hatte. Beim Rafting war alles so perfekt gewesen.
Eddy wunderte sich. Das war ihm noch nie aufgefallen. Irgendetwas stimmte nicht. Plötzlich war ihm auch die Dunkelheit nicht mehr geheuer. Er wollte sehen, ob sich etwas ereignet hatte, und drehte sich nach links, um den Lichtschalter zu erreichen.
Da passierte es!
Plötzlich wurde er gepackt. Etwas, das weich und trotzdem hart und widerstandsfähig war, umklammerte seinen rechten Fußknöchel. Es ging alles blitzschnell, und dem plötzlichen Ruck konnte er nichts entgegensetzen. Sein Körper wurde nach hinten gerissen, er schrie vor Schreck auf, dann prallte er auf den Teppich.
Er fluchte über sein Missgeschick und hatte trotzdem das Glück gehabt, nicht mit dem Hinterkopf aufzuschlagen. Nur die beiden Ellbogen und der Rücken hatten etwas abgekriegt, aber diese Schmerzen ließen sich ertragen.
Sekundenlang lag er unbeweglich da. Er wusste nicht, ob er fluchen oder still sein sollte. Die Augen hielt er offen. Sie schauten dorthin, wo sich die Decke befand.
Erst nach einer Weile kehrten seine Gedanken zurück in die Wirklichkeit. Der Schock war vorbei, und Eddy dachte darüber nach, was ihn von den Beinen
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