1419 - Mandragoros Mörderfee
starben sie denn?«, fragte Suko.
Tanner verzog seine Lippen. »Sie starben alle in einer Nacht, wenn ihr versteht.«
Das verstanden wir zwar nicht und er wahrscheinlich auch nicht, aber dass es so passiert war, ließ auf einen gemeinsamen Hintergrund schließen, den wir herausfinden mussten.
»Ich würde mich ja gern selbst darum kümmern, aber meine Kompetenzen sind begrenzt. Ihr habt da freiere Bahn, und ich denke nicht, dass Sir James etwas dagegen haben wird.«
Ich winkte nur ab.
»Gut, John. Wann wollt ihr euch auf die Reise machen? Ich schicke euch die Unterlagen rüber. Die Opfer haben über ein Reisebüro gebucht, nicht über das Internet. Die Betreuerin vor Ort heißt Cora Shannon. Ich glaube, dass sie die Exkursionen leitet. Wir haben Frühsommer, und da geht es dort unten an der Südküste der Insel los, habe ich mir sagen lassen.«
»Das steht fest«, sagte ich. »Irland ist immer ein beliebtes Reiseziel. Nicht nur für Briten.«
»Du sagst es.«
Tanner wollte nicht mehr länger bleiben. Die Pflicht rief auch ihn.
Als er ging, standen wir ebenfalls auf. Wir hörten ihn noch den guten Kaffee loben und blieben selbst im Büro zurück.
»Was hältst du davon?«, fragte Suko.
Ich strich über mein Haar. »Es ist schwer, eine Antwort zu geben.«
»Aber wie ich dich kenne, denkst du in eine bestimmte Richtung.«
Er lächelte.
Ich lächelte auch. »Ja, wenn ich an Pflanzen denke, kommt mir Mandragoro in den Sinn.«
Suko nickte. »Der Umweltkontrolleur. Könnte es sein, dass er sich gestört gefühlt hat?«
»Das schließe ich nicht aus.«
Dieser Mandragoro war ein sehr ambivalentes Wesen. Man konnte ihn als Dämon bezeichnen, aber auch als Hüter der Natur. Er war kein Mensch, er hatte eigentlich keine genau zu definierende Gestalt. Er war eben ein Stück Natur und konnte das Aussehen eines Baumes ebenso annehmen wie das eines Strauchs. Und wenn es darum ging, seine Ziele zu verfolgen, kannte er keine Rücksicht, und deshalb konnten wir auch nicht alles gutheißen, was er tat.
»Auf der anderen Seite«, sagte Suko, »können wir davon ausgehen, dass die Menschen, die Rafting betreiben, nicht eben die Umwelt zerstören. Oder sehe ich das falsch?«
Ich hob die Schultern. »Keine Ahnung. Aber wir werden es herausfinden. Übrigens, mordende Pflanzen können auch ein Hinweis auf Aibon sein.«
»Du sagst es.«
Glenda betrat unser Büro. Sie sah nicht eben glücklich aus, als sie meinte: »Nicht, dass ihr mich für neugierig haltet, aber ich habe Teile eurer Unterhaltung mitbekommen. Was da passiert ist, das ist ja ein Hammer. Hat es wirklich vier Tote gegeben?«
»Es sieht so aus«, erwiderte ich. »Wir haben selbst die Aufnahmen der Leichen gesehen, und alles weist darauf hin, dass die Menschen tatsächlich von Pflanzen getötet wurden. Sie sind anschließend verfault, als hätten sie ihre Pflicht erfüllt.«
Glenda schüttelte den Kopf. Die Gänsehaut auf ihrem Gesicht war nicht zu übersehen.
»Und ihr wollt nach Irland?«
»Ja, du kannst die Flugtickets schon bestellen. Wenn möglich, fliegen wir noch heute.«
»Ich schaue nach.« An der Tür drehte sie sich noch einmal um.
»Und was ist mit Sir James?«
»Dem geben wir noch Bescheid.«
»Okay.« Sie lächelte und ging, aber ihr Lächeln wirkte schon leicht verkrampft.
Und wenn ich ehrlich gegen mich selbst war, dann fühlte ich mich auch nicht wohl in meiner Haut…
***
Es waren noch einige Vorbereitungen zu treffen gewesen. So verging die Zeit, denn wir hatten uns auch mit dem Reisebüro in Verbindung gesetzt, das diese Events anbot.
»Ireland Travel« war der Oberbegriff, und diese Rafting-Touren konnten über das Büro gebucht werden. Man gab uns sehr freundlich Auskunft, und so konnten wir schon einiges in Erfahrung bringen und wussten bald, wie der Hase so lief.
»Wann wollen Sie buchen?«
»Wir überlegen es uns noch«, erwiderte ich.
Nach dieser Antwort flog ein leichter Schatten über das Gesicht der freundlichen Frau, aber sie gab uns trotzdem einige Unterlagen mit, die wir im Büro studieren wollten.
Bei den Rafting-Touren war ein Höchstmaß an Sicherheit gegeben, das wurde auf den bunten Seiten versprochen. Für die Teilnehmer standen mehrere Wildwasserbäche zur Verfügung. Es gab da die unterschiedlichsten Stärken und Schwierigkeitsgrade.
»Und wenn du das Wasser überstanden hast, wirst du von einer Pflanze erwischt und umgebracht«, sagte Suko.
»Ja, aber nur, wenn du sie mit nach Hause nimmst.«
»Bist du
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