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142 - Der Bluttempel

142 - Der Bluttempel

Titel: 142 - Der Bluttempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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Rachegedanken? Das ist gut, sehr gut! Sie sind eine der niedersten Emotionen! Aber du kommst zu spät! Popovgeno war offensichtlich so ungeschickt, sich von einer der Schlangen Sirhissovs beißen zu lassen. Als ihn meine Adepten fanden, war er geschockt und bewegungsunfähig und starrte mit offenen Augen vor sich hin. Ich war so frei und habe deine Rache für dich vollzogen. Ach, er konnte nicht einmal schreien, der Ärmste. Aber sein widerlicher Gedankenschirm war durch die Vergiftung endgültig durchbrochen, und ich konnte seine Qualen geistig miterleben. Du kannst mir glauben, es war wirklich delikat…«
    Ein Gong ertönte, erfüllte die Halle. »Alarm!«, schrie ein Eunuch. »Die Dorfleute kommen!«
    »Sei still!«, herrschte ihn der Oberste an. »Ich muss mich konzentrieren.«
    Der herbei gewünschte Klang metallener Waffen erreichte Matt. Das Sirren eines bestimmten Schwertes, der wütende Kampfschrei einer Frau. Und das Quieken eines Eunuchen.
    »Ich muss etwas übersehen haben«, brabbelte der Oberste nachdenklich, keineswegs beunruhigt. »Aruula hat es tatsächlich geschafft, den Mut der Staritsaner anzufachen. Ich dringe nicht zu ihr durch; ihr Geist ist verschlossen wie der Leib einer Jungfrau. Aber ihre Begleiter« – er lachte hässlich – »sind keine Gegner für mich. Das werden wir gleich haben.«
    Besorgnis, Verzweiflung und Wut vermengten sich in Matts Kopf, bildeten eine rot glühende, kochende Masse, die eruptiv aus ihm heraus wollte, heraus musste…
    Jetzt!, feuerte er sich selbst an – und überwand den telepathischen Bann des Obersten.
    ***
    Die Noskopzen mussten mit ihnen gerechnet haben, und dennoch wirkten sie überrascht. Noch bevor einer von ihnen reagieren konnte, hatten die Staritsaner die Wachen im Inneren des Tores überrannt und waren im Licht mitgebrachter Fackeln die Treppe hinabgeeilt.
    »Vor diesen Schwabbelbäuchen haben wir uns tatsächlich so lange gefürchtet?«, schrie die grauhaarige Frau, deren Tochter Geritsa hieß, und hieb mit ihrem Stock blindlings nach links und rechts. »Wo habt ihr sie versteckt, wo steckt mein Fleisch und Blut…«
    Von einem Moment zum anderen vollzog sich eine Wandlung an ihr. Ihre Bewegungen wurden eckiger, versiegten für einen kurzen Moment – und plötzlich wandte sie sich gegen ihre eigenen Leute.
    Die Staritsaner schrien auf, entsetzt über die dämonischen Grimassen der Frau. Etwas tobte über ihr Gesicht, zwei miteinander im Streit befindliche Gefühle – und schlussendlich siegte die dunkle Seite. Die Spitze ihres Stabes fuhr, mit unmenschlicher Wucht geführt, in den Leib des Häuptlings.
    Drei, vier, dann zehn von Aruulas Begleitern veränderten sich binnen weniger Sekunden und kämpften plötzlich erbittert gegen ihre Freunde, Verwandten und Bekannten.
    »Weiter!«, übertönte Aruula alle Entsetzensschreie ihres Trupps. »Nur nicht nachlassen! Drängt die Beeinflussten beiseite, aber verletzt sie möglichst nicht!« Sie durchbohrte den Wanst eines Noskopzen. »Der Oberste kann uns nicht alle beherrschen! Wir dürfen nur nicht nachlassen!«
    Eine schleimige Masse, schwarz und stinkend, griff nach ihren Gedanken, wollte sich ihrer bemächtigen. Aber Zorn war in ihr, so kräftig und machtvoll, dass er neben ihrer mentalen Begabung einen zusätzlichen Schutzschirm bildete, gegen den der fremde Einfluss nicht ankam.
    Aruula hieb einem behäbigen Glatzkopf den Arm ab, während ihr Geist weiter mit der Schwärze rang. Es fiel ihr überraschend leicht. Pjotr war ganz offensichtlich überfordert.
    »Weiter!«, brüllte sie, trieb die Staritsaner an, die mit dem Mut der Verzweiflung kämpften.
    Sechs Kolosse lösten sich aus der Dunkelheit einer Kaverne und stapften behäbig auf sie zu. Sie trugen lange dünne Degen.
    Ein erster Hieb, geführt gegen ihre Schwerthand, verfehlte nur knapp das Ziel. Es blieb keine Zeit, den Gegenhieb zu führen, schon musste sie den nächsten Angriff abwehren.
    Degenmeister, unverkennbar!
    Die Männer führten die Waffen trotz ihres Gewichtes mit kaum glaublicher Geschicklichkeit, drängten sie immer weiter zurück.
    Plötzlich wimmelte es von Adepten. Die Dunkelheit schien sie auszuspucken, wie Dämonen aus dem Innersten der Erde.
    Ihre schrillen Schreie gingen durch Mark und Bein. Blutige Münder mit spitzen Zähnen, gierig geöffnet, taten ein Übriges.
    Die vordersten der Staritsaner wichen angsterfüllt zurück, drehten sich um, liefen die Stufen hinauf…
    »Bleibt hier!«, keuchte Aruula. »Dies ist

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