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142 - Der Bluttempel

142 - Der Bluttempel

Titel: 142 - Der Bluttempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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Bettfloh.«
    »Fingernagelgroß?« Erschrocken stupste er sie von sich. »Ist das dein Ernst?«
    »Schernobiel-Flöhe, nannte Mr. Black sie. Sie sollen sich seit geraumer Zeit hier in Ruland ausbreiten wie… nun, wie Flöhe eben.« Aruula kicherte. »Und willst du wissen, wie groß die hiesigen Schernobiel-Sackratzen werden?«
    »Bitte – sag, dass das nicht wahr ist! Hilfe! Ich will sofort zurück in meinen EWAT!«
    ***
    Die einsame Kate lag tief im Wald. Einzig ein schmaler Pfad, den Aruula mit ihren Luchsaugen trotz der einsetzenden Dämmerung entdeckte, wies darauf hin, dass sich eine erbärmlich anzusehende Lehmhütte im Niederholz versteckte.
    Die Rückseite war gegen eine bemooste Felswand gelehnt; daneben, im abgesteckten Gemüsegarten, fristeten Tofanenknollen, Gewürzpflanzen und essbare Gemüsewurzeln ein armseliges Dasein. Nur ganz selten würde die Sonne diesen finsteren Fleck erreichen und ihm ein paar wärmende Strahlen schenken.
    »Ist jemand hier?«, fragte Matt laut in leidlich gutem russischen Barbarendialekt. Mittlerweile waren sie so oft in diesem Teil der Welt gewesen, dass er die Sprache schon fast so gut beherrschte wie die der wandernden Völker.
    Das Wimmern eines kleinen Kindes war zu hören; daneben mehrere tierische Grunzer und das erstickte Schluchzen einer Frau.
    Der Holzverschlag, der eine fensterlose Öffnung mehr schlecht als recht abdeckte, bewegte sich ein wenig zur Seite.
    »Habt Erbarmen!«, sagte eine zittrige Stimme, die sich hinter den Zinken einer rostigen Mistgabel verbarg. »Ihr wolltet erst übermorgen wiederkommen. Wir haben noch nicht genug beisammen.«
    »Ihr irrt euch!«, antwortete Aruula sanft, mit wesentlich besserer Aussprache als Matt. »Wen auch immer ihr fürchtet und erwartet – wir sind es nicht. Mein Mann und ich suchen ein Dach über dem Kopf für die Nacht und vielleicht einen Kanten Brot.«
    Kurze Stille, dann leises, aber intensives Geflüster.
    »Was sucht ihr hier, so weitab von allen Wegen?«, fragte dieselbe Stimme, diesmal ein wenig mutiger – und misstrauischer.
    »Erwähne die Statue der Heiligen!«, flüsterte Aruula Matt hastig zu, während sie ihre Hände fest gegen die Schläfen gepresst hielt. Ganz offensichtlich lauschte sie in den Gedanken des Mannes.
    »Wir sind auf der Suche nach der… nach der Statue der Heiligen!«
    »Der heiligen Babooshka? Ihr wollt sie um Segen bitten?«
    »Ja, so ist es.« Matt nickte der Barbarin dankbar zu.
    Ein Riegel wurde beiseite geschoben. Die wurmzerfressene, schmale Tür öffnete sich nach innen, und das Licht einer bräunlich-gelben Talgkerze erhellte mehrere Gesichter.
    »Seid willkommen, meine Freunde!«, sagte ein kleines Männlein mit einem ausgefransten dünnen Bart. »Wir können euch nicht viel anbieten. Aber das Wenige, das wir haben, möchten wir gerne mit euch teilen.«
    »Sbasiiva«, sagte Matt, »danke schön!« Höflich stellte er die Barbarin und sich vor.
    An die Umarmung und den Bruderkuss hatte er sich in diesen Breitengraden längst gewöhnt. Allerdings musste er sich weit hinab beugen, um dem Mann Gesicht zu Gesicht gegenüber zu stehen.
    »Ich bin Xej, der Köhler«, sagte der Kleine. »Das dort hinten am Herd ist mein Weib Jekat, und an ihren Rockzipfeln hängen die Früchte ihres Leibes. Babayag eins bis drei – die Mädchen –, sowie Arat eins bis vier…«
    »… eins bis fünf«, warf die grau gewordene Frau seufzend ein.
    »Verzeiht meine Zerstreutheit«, fuhr Xej fort. »Natürlich eins bis fünf. Ihr müsst wissen, dass die Winternächte hier im Wald besonders lang und kalt sind.«
    »Ich hoffe, dass der nächste Winter wärmer wird«, fiel ihm Jekat erneut ins Wort.
    Was wie ein trockener Scherz klingen sollte, erwies sich als schrecklicher Galgenhumor. Die Bäuerin wischte sich die mehlbedeckten Hände an einer Schürze ab und begrüßte, mit der Horde ihrer verängstigten Bälger im Schlepptau, Aruula und Matt. Das Gesicht der Frau sah selbst im trüben Licht der Kerze fahl und eingefallen aus. Und doch wirkte sie wohlgenährt im Vergleich zu den Kindern. Alle waren sie blond und dünn wie Striche. Die traurig nach unten gezogenen Münder hatten wohl nur selten Gelegenheit zum Lachen, doch wirklich erschreckend waren die großen leeren Augen. Trüb starrten sie auf die ungewohnten Gäste.
    »Ich sehe den nahenden Tod in ihren Gesichtern«, flüsterte Aruula Matt zu. »Und diesen Gespenstern willst du das Brot wegessen?«
    Die Barbarin hatte Recht. Es war unrecht, das

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