1424 - Revolte auf Phönix
war so reguliert, daß es die ohnehin geringe Schwerkraft des Planeten auf einen Wert von 0,25 Gravo reduzierte. Er hätte, mit Jennifer in den Armen, mühelos einen Sprung über zehn. Meter ausführen können. Darum war es ihm zu tun. Wenn sie draußen auf ihn warteten, wollte er sie überraschen.
Es kam anders, als er es sich gedacht hatte. Er hatte Reno Yantills taktisches Geschick unterschätzt. Sie warteten auf ihn jenseits der Tür, die aus dem Schachtraum führte, im weiten Rund der Versammlungshalle. Sie waren zu zehnt; dabei hatte er die ganze Zeit über geglaubt, sie hätten sich zu dünn verteilt, und es könnten an keiner Stelle mehr als zwei von ihnen zu finden sein.
Sie bildeten einen weiten Halbkreis, über die Ränge der Sitzgalerie verteilt. Das waren sieben. Drei schwebten in der Luft, von Antigrav Geräten getragen.
Binnen einer Zehntelsekunde rechnete er sich das Risiko aus. Der Sprung über zehn Meter nützte ihm nichts. Sie waren überall. Er hätte das Gravo-Pak hochfahren und wie eine Rakete davonschießen können. Aber dann hätten sie auf ihn gefeuert. Solange er Jennifer auf den Armen hielt, besaß der Individualschirm nur einen Bruchteil seiner Wirksamkeit. Er hätte sich selbst in Sicherheit bringen können, aber nicht die Bewußtlose.
Im Lauf seines über 13.000 Jahre, langen Lebens hatte er sich in Tausenden ähnlicher Situationen befunden. Er wußte, wann es noch eine Chance gab und wann er aufzugeben hatte. Die Falle war perfekt. Durch die offene Tür des Schachtraums hörte er Geräusche, die sich aus der Tiefe näherten. Er sah sich um und erblickte die Gestalten zweier Humanoider, die soeben aus der Schachtmündung traten. Sie hielten die Waffen schußbereit in der Hand. Er sah das grünliche Leuchten des Abstrahlfelds in den Mündungen. Man hatte auf Paralysator-Modus geschaltet.
Er blieb stehen. Er gab dem Pikosyn einen Befehl; daraufhin öffnete sich der Helm des SERUNS, faltete sich zusammen und glitt in den Kragenwulst der Montur. Er ging langsam in die Knie und legte Jennifer Thyron sanft zu Boden.
Einer der drei, die über ihm schwebten, glitt herab. Atlan erkannte Reno Yantill.
Er trug die schwarze Kombination, die zu seiner Standardausstattung zu gehören schien. Das Antigravgerät hatte er sich wie einen Miniaturtornister auf den Rücken geschnallt. „Es tut gut zu sehen, daß du vernünftig bist", sagte er ernst. Er hatte Stil, das mußte man ihm lassen. Manchem anderen hätte der Triumph des Augenblicks wie Scheinwerfer aus den Augen geleuchtet. „Du hast keinen Grund, dich gegen uns zu wehren. Ich bin froh, daß du das einsiehst."
„Es wäre an der Zeit, daß auch du ein wenig Einsicht zeigtest", antwortete Atlan ruhig. „Deine Position ist unhaltbar.
Mittlerweile weiß ganz Mandalay, daß du Freihändler entführt und eingesperrt hast, damit sie auf der Vollversammlung nicht gegen dich sprechen können. Du bringst mit deinem Plan, die Führung der Freihändler zu übernehmen, hier auf Phönix keinen Fuß mehr zu Boden."
Reno Yantill lächelte. „Man muß den. Mut haben, die Sache, die man für gut hält, gegen jeden Widerstand zu erzwingen", sagte 'er. „Atlan und Jennifer Thyron sind in meiner Hand. Wer würde es wagen, ihr Leben aufs Spiel zu setzen?"
„Sieg durch Erpressung?" fragte Atlan. „Wie lange, glaubst du, wirst du dich halten können?"
„Solange ich euch zwei bei mir habe", antwortete Yantill. „Im übrigen sprechen wir hier nicht über längere Zeiträume. Ich übernehme die Führung der Freihändler, um die Organisation dem Bestimmungszweck zuzuführen, für den sie ursprünglich gedacht war. Ich rechne, daß darüber ein paar Monate vergehen werden, nicht mehr. Danach erhebe ich keinen Anspruch auf die Führung mehr.
Wenn wir erst einmal in die Milchstraße zurückgekehrt sind, gedenke ich, mich mit anderen Dingen zu beschäftigen."
Er klang aufrichtig, stellte Atlan verwundert fest. Wie er es fertigbringen wollte, binnen weniger Monate die Hindernisse zu bezwingen, die die Milchstraße vom Rest des Universums abschirmten, blieb dahingestellt. Aber er schien zu meinen, was er sagte. „Es wäre besser für uns beide gewesen, wenn wir einander zu anderer Zeit, unter anderen Umständen kennengelernt hätten", sagte der Arkonide.. „Du hast sicherlich deinen Mitmenschen etwas zu geben. Aber im Augenblick bist du auf dem falschen Weg."
Atlan hätte noch weitergesprochen aber in diesem Augenblick meldete sich der Mikroempfänger,
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