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Die Flucht der Königin: Die Chroniken des Magnus Bane (02) (German Edition)

Die Flucht der Königin: Die Chroniken des Magnus Bane (02) (German Edition)

Titel: Die Flucht der Königin: Die Chroniken des Magnus Bane (02) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maureen Johnson , Cassandra Clare
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PARIS
Juni 1791
    An den Sommermorgen lag über Paris ein Geruch, den Magnus sehr mochte. Das war eigentlich erstaunlich, denn an Sommermorgen roch Paris nach Käse, der den ganzen Tag in der Sonne gelegen hatte, nach Fisch und nach den nicht ganz so begehrenswerten Überresten von Fisch. Es roch nach Menschen und allem, was diese Menschen so hervorbrachten (womit weder Kunst noch Kultur gemeint sind, sondern die sehr viel grundlegenderen Dinge, die eimerweise aus den Fenstern gekippt wurden). Doch diese Gerüche wurden immer wieder von anderen Aromen durchbrochen, die sich von Straße zu Straße, ja selbst von Gebäude zu Gebäude veränderten. Auf den kurzen, aber kräftigen Duft frischer Backwarenkonnte ein unerwarteter Hauch von Gardenien folgen, der aus einem Garten drang, nur um gleich darauf dem eisengeschwängerten Gestank eines Schlachthofs zu weichen.
    Paris war wie ein lebender Organismus – die Seine pulsierte arteriengleich und die breiten Straßen verästelten sich wie Blutgefäße in immer kleinere Gässchen – und jeder einzelne Zentimeter hatte seinen eigenen Geruch.
    Das alles roch nach
Leben
– nach Leben in all seinen Formen und Farben.
    Heute allerdings waren die Gerüche doch etwas streng. Magnus war auf einer ihm unvertrauten Route unterwegs, die ihn durch ein ziemlich raues Fleckchen von Paris führte. Hier waren die Straßen in bestürzend schlechtem Zustand.
    In dem Einspänner, mit dem er über die Fahrbahn holperte, war es unerträglich heiß. Magnus hatte einen seiner prächtigen chinesischen Fächer mit einem Zauber belegt, sodass er ihm von allein Luft zufächelte. Leider brachte selbst das keine merkliche Veränderung; dem Fächer gelang es kaum, auch nur den leisesten Windhauch zu erzeugen. Wenn Magnus ganz ehrlich war (was er nicht sein wollte), war es wohl doch ein bisschen zu heiß für seinen neuen blau-rosa gestreiften Gehrock aus Taft und Satin und die Failleweste mit den aufgestickten Vögeln und Cherubim. Der Kläppchenkragen, die Perücke, die seidene Kniebundhose und die wunderbaren neuen Handschuhe in zartestem Zitronengelb … all das war ein bisschen
zu warm
.
    Trotzdem. Wenn man schon die Möglichkeit hatte, so fantastisch auszusehen, dann war man auch dazu verpflichtet. Entweder man trug
alles
oder man trug nichts.
    Er lehnte sich zurück und erduldete den Schweiß voller Stolz. Immerhin blieb er seinen Prinzipien treu – Prinzipien, die in Paris nur allzu willkommen waren. In Paris kleidete man sich stets nach der neuesten Mode. Perücken, die bis an die Decke reichten und mit kleinen Booten geschmückt waren; dekorative Schönheitsflecken; die Schnitte; die Farben … In Paris konnte man die Augen einer Katze haben (so wie er) und den Leuten weismachen, dass es sich um eine modische Spielerei handelte.
    In einer solchen Welt gab es für einen geschäftstüchtigen Hexenmeister viel zu tun. Der Adel hatte eine Vorliebe für Magie und zahlte bereitwillig dafür. Sie zahlten für ein glückliches Händchen am Pharotisch. Sie bezahlten ihn dafür, dass ihre Äffchen sprachen, ihre Vögel ihre liebsten Opernarien sangen und ihre Diamanten in verschiedenen Farben funkelten. Sie wollten Schönheitsflecken in der Form von Herzen, Champagnerkelchen oder Sternen, die von jetzt auf gleich auf ihren Wangen aufleuchteten. Sie wollten ihre Gäste mit Feuer speienden Springbrunnen in Erstaunen versetzen und anschließend zur Belustigung selbiger Gäste deren Chaiselongues durch den Saal spazieren lassen.
    Und was die Liste ihrer Wünsche in Bezug auf das Schlafzimmer betraf – nun, darüber führte er sorgfältig Buch. Diese Wünsche waren ausgesprochen einfallsreich.
    Kurz, die Einwohner von Paris und dem nahe gelegenen königlichen Anwesen in Versailles waren die dekadentesten Menschen, denen Magnus je begegnet war, und dafür verehrte er sie zutiefst.
    Gut, die Revolution hatte dem Ganzen natürlich einenkleinen Dämpfer verpasst. Magnus wurde jeden Tag aufs Neue daran erinnert – selbst jetzt, als er die blauen Seidenvorhänge seiner Kutsche beiseitezog. Er fing einige durchdringende Blicke von den
sans-cullotes
ein, die ihre Karren herumschoben oder ihr Katzenfleisch feilboten. Magnus wohnte immer noch im Marais, auf der Rue Barbette, ganz in der Nähe des Hôtel de Soubise, in dem sein alter (und inzwischen verstorbener) Freund, der Prince de Soubise, gelebt hatte. Der Hexenmeister besaß das Privileg, durch dessen Gärten spazieren oder sich darin vergnügen zu dürfen,

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