1434 - Station der Rätsel
Freihändler am Leben erhielt.
Eirene wagte kaum zu atmen, um ihre Anwesenheit nicht zu verraten. Reglos stand sie im Schatten eines Umbar-Baums und blickte aus brennenden Augen auf die Fenster und das reichverzierte Portal des IRC.
Befand sich Covar dort?
Eirene wußte genau, daß Bully sie für übergeschnappt hielt, weil sie sich solche Sorgen um den Menetekelträger von Bugaklis machte. Normalerweise hätte sie ihr Verhalten selber als übertrieben eingestuft.
Aber in letzter Zeit hatten sich die Anzeichen dafür gehäuft, daß Covar Inguard nicht nur vom Heimweh nach seiner Heimatwelt geplagt wurde, sondern daß sich in ihm .ein Trauma eingenistet hatte, das sich infolge Verdrängung aus dem Bewußtsein zu einer Neurose zu entwickeln drohte.
Mit Folgen, die sowohl für den psychisch Kranken selbst als auch für seine Umgebung verhängnisvoll werden konnten.
Und ausgerechnet zu einer Zeit, zu der sie ihm mitteilen wollte, daß ihr Vater ihnen ein Schiff zur Verfügung stellen würde, damit sie ihn zurück nach Bugaklis begleiten konnte - wo sein Trauma am ehesten abklingen würde -, entzog er sich ihr.
Sie wußte nicht, ob er das absichtlich tat oder ob sein Geist schon so verwirrt war, daß er für sein Handeln nicht mehr verantwortlich zu machen war. Doch im Endeffekt war das egal. Er mochte sonst etwas anrichten, wenn sie ihn nicht bald fand und ihm die erlösende Nachricht überbrachte.Als es beim Irawadi River Club ruhig blieb, verließ Eirene den Schatten des Umbar-Baums und ging am Rand der Straße entlang auf das Restaurant zu, das auf einer flachen Bodenerhebung stand und auf drei Seiten von dünnen, senkrecht bis zu vier Meter aufragenden Candely-Zypressen umgeben war und zum nahen Dschungel hin durch einen hohen, vierfachen Elektrozaun gesichert wurde.
Elf Bodencars waren auf dem kleinen Parkplatz links neben dem Club abgestellt.
Dort war niemand zu sehen.
Eirene traute sich näher heran. Sie mußte dabei gegen einen inneren Widerstand ankämpfen. Normalerweise hätte nichts sie dazu gebracht, ein Restaurant zu betreten, in dem Destillate wie Quarah ausgeschenkt wurden, aber die Sorge um ihren Schützling war stärker als ihre Abneigung.
Sie mußte einfach wissen, ob Covar sich dort befand und vielleicht nur Zerstreuung in der feuchtfröhlichen Gesellschaft von zechenden Freifahrern suchte oder mit Hilfe von Quarah eine visionäre Erscheinung herbeiführen wollte, in der er seine Zukunft erkannte. Zwar hielt Eirene solche außersinnlichen Wahrnehmungen für möglich, egal, wodurch sie herbeigeführt wurden, aber sie wußte auch, welche Gefahren sich damit verbanden - vor allem für solche Personen, die nicht von Natur aus dafür begabt waren.
Unterhalb der Treppe, die zum Portal führte, stockte ihr Schritt erneut. Aber dann gab sie sich einen Ruck und stieg hinauf. Als sie mit den Fingerspitzen über das bronzene Relief auf dem Portal aus Umbar-Holz strich, reagierte der syntronisch gesteuerte Servo innerhalb der Tür und ließ die Flügel langsam aufschwenken.
Eirene zuckte innerlich zusammen, als ihr ein Schwall aus Lärm und den Gerüchen unterschiedlichster Getränke entgegenschlug. Doch äußerlich ließ sie sich nichts anmerken.
Scheinbar gelassen betrat sie den mit gediegenem, wenn auch etwas provinziell wirkenden Luxus ausgestatteten großen Clubraum, in dem in unterschiedlich geformten Sitzmöbeln sowie an einer außen mit Stufen und Haltestangen versehenen Theke Terraner, Marsianer, Plophoser, Ertruser, Oxtorner, Zaliter, Aras, Unither und andere Galaktiker saßen oder standen - vermischt mit Vertretern der Zivilisationen anderer Galaxien der Lokalen Gruppe wie Bartaker, Synposter, Kamiren und Toklunten.
Eirene preßte die Lippen zusammen, als ihr bei diesem Anblick klar wurde, daß der IRC für weibliche Intelligenzen tabu war.
Es gab hier nur Männer, beziehungsweise Zwitter.
Die lauten Gespräche waren bei ihrem Erscheinen verstummt. Zahlreiche Augen, Fühler und andere Sensoren richteten sich auf Eirene. Der Clubleiter oder Wirt oder wie immer er sich hier nennen mochte, war ein vierschrötiger Epsaler, der einen buntschillernden Overall trug und auf dem kahlgeschorenen Schädel einen Glish, einen harmlosen Symbionten vom Aussehen der Säuglingshand eines Humanoiden, der unruhig herumpatschte.
Eirene fühlte sich beim Anblick des Epsalers erleichtert, ähnelte die Mentalität dieser Nachkommen früher terranischer Auswanderer trotz der physischen Umweltanpassung an eine
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