1434 - Todeswünsche
damit?«
Ich hob die Schultern. »Ich denke dabei an Lady Sarah Goldwyn und auch an Frantisek Marek. Beide gibt es nicht mehr. Auf einmal war die andere Seite stärker.«
»Leider. Machst du dir denn noch Vorwürfe?«
Ich wiegte den Kopf. »Irgendwie schon, das gebe ich zu.«
»Bei beiden konnten wir nichts tun.«
»Das ist richtig. Aber ich habe was getan. Ich musste Frantisek töten. Es hängt mir noch immer nach. Das ist schon schlimm. Außerdem träume ich davon. Dagegen kann ich nichts unternehmen.«
»Und du kannst die Uhr nicht mehr zurückdrehen.«
»Stimmt.«
Glenda lehnte sich noch dichter an mich. »Deshalb würde ich mich an deiner Stelle auch nicht grämen. Denk daran, in was ich hineingeraten bin. Man hat mir das verdammte Serum injiziert und jetzt…«
»Bist du mit ungewöhnlichen Kräften ausgestattet. Du kannst dich wegbeamen und…«
»Ja, ja, das weiß ich. Aber du hast selbst erlebt, wie schwer es mir gefallen ist, mich daran zu gewöhnen. Und wenn ich ehrlich sein soll, ich habe mich immer noch nicht richtig daran gewöhnt. Das werde ich wohl nie. Ich habe mich nur damit abgefunden, das ist alles.«
»Verstehe.«
Glenda wechselte das Thema. »Sag mir, ob du dir etwas wünschst, wenn die Sternschnuppen vom Himmel fallen.«
»Muss man das?«
Sie lachte. »Klar, das ist so Brauch.«
Ich nickte. »Wenn das so ist, dann werde ich mir etwas wünschen. Soll ich es dir sagen?«
»Nein, nein!«, wehrte sie ab. »Auf keinen Fall! Das musst du für dich behalten. Sonst gehen die Wünsche nicht in Erfüllung.«
Ich lächelte. »Okay, ich werde schweigen.«
Auch der letzte Glutrest am Himmel war verschwunden.
Blauschwarze Schatten bedeckten große Teile des Gartens. Dazwischen gab es die hellen Inseln aus Licht. Sie strahlten das Buschwerk an und die Nadelbäume am Rand des Grundstücks.
»Wirst du dir denn etwas wünschen?«, fragte ich Glenda.
»Klar«, antwortete sie bestimmt.
»Und was?«
Wir waren wieder einige Schritte in Richtung Haus gegangen.
Glenda blieb stehen und schüttelte den Kopf. »Das werde ich dir nicht verraten, mein Lieber.«
»Schade. Dann hätte ich meine Wünsche nämlich auf die deinen einstellen können.«
»Nein, nein, das kommt überhaupt nicht in Frage. Jeder behält seinen Wunsch für sich.«
»Wie du willst.«
Mein Glas war leer, als wir die Freunde erreichten, die auf weichen Polstern saßen. Die Heizstäbe glühten in einem geheimnisvollen Rot und strahlten eine angenehme Wärme ab, die uns gut tat.
Bill grinste uns an. »Na, ihr Turteltauben? Habt ihr euch eure Wünsche gegenseitig erklärt?«
»Nie und nimmer«, erwiderte Glenda. »Wenn wir sie uns schon vorher sagen, gehen sie nicht in Erfüllung.«
»Stimmt«, stand Sheila ihr bei. »Deshalb würde ich derartige Fragen auch ignorieren.«
»Ihr gönnt einem auch gar nichts«, beschwerte sich Bill, der zuschaute, wie ich mein Glas erneut füllte. Ich schielte bereits auf ein Pizzastück, entschied mich aber für den Zwiebelkuchen, der besser zu dem jungen Wein passte.
An Pizza und Rotwein würde ich mich später halten. Natürlich warfen wir immer wieder einen Blick zum dunklen Himmel. Noch vor Mitternacht sollte der helle Regen niedergehen, hatten die Experten ausgerechnet, und bei uns herrschte eine Stimmung, die schon mit Silvester verglichen werden konnte.
Shao und Suko saßen auf einer gut gepolsterten Bank mir gegenüber und genossen ihre traute Zweisamkeit. Sie fanden es toll, mal wieder auf einer Party zu sein, denn oft genug mussten sie durch Sukos Beruf getrennte Wege gehen.
Glenda Perkins war neugierig. »Wollt ihr euch denn auch etwas wünschen?«
Suko blickte seine Partnerin an. »Sollen wir?«, fragte er sie.
»Darüber haben wir uns noch keine Gedanken gemacht. Wir kennen den Brauch nicht.«
»Wünschen könnt ihr euch trotzdem etwas«, meinte Bill. »Das mache ich ja sogar.«
Sheila warf ihm einen schnellen Blick zu. »Ach ja?«
»Genau.«
»Den Wunsch würde ich gern erfahren.«
Bill schüttelte heftig den Kopf. »Irrtum, meine Liebe. Man muss alles für sich behalten. Das hast du ja selbst gesagt.«
»Keine Ausnahme?«
Bill blieb hart. »Keine.« Dann lachte er. »Da seht ihr mal, wie neugierig diese Person ist. Ich soll immer alles aufdecken und sie behält die Dinge für sich. Außerdem würde ich mir nie etwas Negatives wünschen, das schon mal vorweg.«
Glenda mischte sich ein. »Moment mal, gibt es denn Menschen, bei denen das der Fall ist?«
»Bestimmt.
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