1438 - Die Urzeit-Falle
wir nicht. Wir blieben unten in einer hellen Umgebung, doch hier gab es praktisch nur ein Zimmer. Ob die Geologin darin auch lebte, war nicht zu erkennen. Jedenfalls arbeitete sie hier.
Durch ein großes Fenster schaute man in den kleinen Garten, der von einem Rasenstück beherrscht wurde.
Ein großer Schreibtisch spielte hier im Zimmer die Hauptrolle. Auf ihm hatten der Computer ebenso Platz wie ausgebreitete Landkarten und die Telefonanlage. Landkarten bildeten zudem einen zweiten Teppich auf dem Boden. Die helle Tapete an den Wänden wurde teilweise von großen Fotografien verdeckt, die karge Landschaften zeigten. Berge, keine Wälder oder Bäche. Alles wirkte irgendwie menschenfeindlich und nicht eben einladend, dort einen Urlaub zu verbringen: Arbeitsmaterial für eine Geologin eben.
Teresa bat uns, Platz zu nehmen.
Mit hellem Segeltuch bespannte Stühle luden dazu ein. Ein runder Tisch bildete den Mittelpunkt, und auf ihm lag nichts, was mich fast wunderte.
Teresa brachte Getränke. Wir stimmten dem angebotenen Mineralwasser zu.
Sie lächelte. »Es freut mich wirklich, dass ihr gekommen seid…«
»Wenn du rufst, Teresa…«
»Hör auf, Bill.« Sie schaute mich an.
»Er ist noch immer der gleiche Charmeur.«
Ich nickte. »Klar, er versucht es immer noch.«
»Nur in allen Ehren«, verteidigte sich Bill.
»Sicher, ich kenne doch deine Frau.« In der nächsten Minute erfuhr ich, dass Teresa Hayward mit Sheila Conolly auf dieselbe Schule gegangen war, und ihr war auch Sheilas Vater gut bekannt gewesen.
Allmählich gewöhnte ich mich an die Umgebung und fühlte mich recht wohl. Ich war auch sicher, dass Teresa bald auf das Thema zu sprechen kommen würde, und hatte mich nicht geirrt, denn sie wandte sich an Bill Conolly.
»Hast du John schon eingeweiht?«
»Nein. Wie sollte ich?«
»Ich habe dir doch von den Fotos erzählt.«
Bill winkte ab. »Es ist besser, wenn du ihm das erklärst.«
»Okay.«
Die letzten Sätze hatte in mir eine gewisse Spannung erzeugt. Ich schaute der Geologin nach, als sie zu ihrem Arbeitsplatz ging und von dort mit einem großen Umschlag zurückkehrte.
»Hier sind die Beweise.«
Der Umschlag war nicht zugeklebt. Sie kippte ihn, und so konnten die Fotos herausrutschen und sich auf dem Tisch verteilen. Es waren keine farbigen Aufnahmen. Sie alle zeigten nur ein Motiv. Sehr viel Landschaft, keine Menschen.
Teresa drehte die Aufnahmen so, dass sie richtig herum lagen.
»Und nun schaut sie euch genau an.«
Das taten wir. Die Geologin ließ uns in Ruhe. So hatten wir Zeit, die Bilder aufmerksam zu betrachten, und wir mussten zugeben, dass uns zunächst nichts auffiel.
Bill hob die Schultern, mir erging es ähnlich, und wir hörten Teresas Frage: »Nichts?«
»Genau.«
»Schauen Sie noch mal hin, John.«
Das tat ich. Es blieb bei der felsigen Landschaft. Manche Aufnahmen waren mit Hilfe eines Weitwinkels geschossen worden. Sie gaben einen guten Überblick, und so sah ich, dass das Gelände nicht eben war. Es gab kleine Täler, auch Hügel, lange Rinnen in den Felsen und wirklich nur sehr wenig Bewuchs.
Vorherrschend waren zwei schlanke Felsen, die sich wie Stelen in die Höhe schoben.
Mir fiel auf, dass die beiden Felsen mehrmals fotografiert worden waren. Das musste einen Grund haben, und so konzentrierte ich mich auf sie.
Allmählich schälte sich etwas hervor. Man musste sich nur die Umgebung wegdenken oder abdecken, dann kam etwas zum Vorschein, das schon eine leichte Gänsehaut auf meinem Rücken hinterließ, denn die Steine sahen aus wie mächtige Statuen, Abbilder von riesigen Menschen.
Ich schüttelte den Kopf.
Riesen?
Ja, der Ausdruck passte durchaus. Sie hatten Köpfe, die aussahen wie Totenschädel, die aber nicht aus Knochen bestanden, sondern aus porösem Gestein, wie man es überall in der Umgebung fand.
Große Augen, angedeutete Nasen, offene Mäuler. Und groß wie Riesen.
Ich hob den Blick.
Teresa schaute mich an. Sie hatte mich die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen und schien bemerkt zu haben, dass mir etwas aufgefallen war.
»Und, John?«
»Es sind die schlanken Felsen, nicht wahr?«
»Sehr gut. Was haben Sie sonst noch erkannt?«
»Figuren, Gesichter, wenn Sie so wollen. Statuen von Riesen, die jemand aus dem Fels herausgeschlagen hat.«
»Sollte man meinen.«
»Ist es denn auch so?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Man hat diese Riesen nicht aus dem Fels geschlagen. Es hat sie gegeben, nur sind sie im Laufe der Zeit
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