1438 - Die Urzeit-Falle
gehen, wenn er ganz sicher war.«
»Also weiß es keiner dort unten.«
»Das will ich so auch nicht sagen, John. Für Ethan ist es immer wichtig gewesen, einen guten Draht zu den Einheimischen zu haben. Es kann also durchaus sein, dass er mit ihnen gesprochen hat. Aber Namen sind mir da nicht bekannt.«
»Dann wäre es jetzt an der Reihe, Teresa, dass du versuchst, ihn telefonisch zu erreichen.«
»Das habe ich schon.«
»Negativ?«
»Klar. Genau das bereitet mir Probleme. Ich bin wirklich sehr besorgt.«
Das konnte ich verstehen und Bill Conolly ebenfalls. Das sah ich seinem Gesicht an.
»Was hast du vor, Teresa?«
Sie strich durch ihre blondrote Haarflut. »Wenn ich das wüsste, wäre mir wohler. Ich weiß mir keinen Rat, deshalb habe ich dir ja Bescheid gegeben, Bill. Du beschäftigst dich schließlich als Journalist mit Vorgängen, die aus dem Rahmen fallen. Wer sich die Fotos ansieht, wird mir zustimmen. Die Gestalten sind nicht normal.«
Bill nickte.
Seine Antwort war auch in meinem Sinne. Ich konnte mir vorstellen, dass wir wieder mal an einem Fall kratzten, dessen Dimensionen noch im Dunkeln lagen und der uns noch verdammt große Probleme bereiten konnte.
»Ich würde gern auf die Insel gehen«, sagte Teresa.
»Aber nicht allein – oder?«
»So ist es, Bill. Nur wenn sich Ethan nicht meldet. Es gibt ja noch Hoffnung. Die allerdings schwindet bei mir allmählich. Da bin ich ehrlich. Wir sind gut befreundet, obwohl wir unterschiedliche Leben führen. Ethan ist der Unrast. Er kann nicht in einer Stadt für längere Zeit leben. Er muss immer hinaus. Er will die Welt erleben. Er ist von seinem Forscherdrang nahezu besessen, und er braucht zudem auf keinen anderen Menschen Rücksicht zu nehmen, denn eine Familie hat er nicht. Das ist in seinem Beruf von Vorteil. Wir sind trotzdem gut befreundet, und ich bin so etwas wie eine Anlaufstelle für ihn. Wenn ihm etwas zugestoßen sein sollte, würde man mich informieren.«
»Okay, dann warten wir ab«, sagte Bill. Er schaute mich dabei an.
»Was ist mit dir?«
»Ich habe Zeit. Der Tag ist noch lang, und den letzten Fall haben wir auch überstanden.«
»Ach, der mit dem Popen?«
»Genau.«
»Was macht er jetzt?«
»Er hält sich noch in der russischen Botschaft auf. Dort ist noch einiges zu regeln. Anschließend will er wieder zurück nach Moskau fliegen. Wann das sein wird, kann ich dir nicht sagen.«
»Aber du hast noch vor, ihn zu treffen?«
»Ja, das habe ich ihm versprochen. Wir werden noch…«
Es trat das ein, auf das zumindest Teresa Hayward so lange gewartet hatte.
Das Telefon meldete sich. Sein melodisches Tuten wehte durch den Raum. Teresa setzte sich für einen Moment starr hin, dann sprang sie wie gestochen in die Höhe und lief mit langen Schritten bis zu ihrem Schreibtisch.
Sie hob den Apparat aus der Station, meldete sich mit hastiger Stimme und drehte uns dabei den Rücken zu, sodass wir ihr Gesicht nicht sahen.
Sie sprach. Leider sehr leise, sodass wir nichts verstanden. Wir sahen nur ihren Rücken und bekamen mit, wie sie den Kopf senkte und sich mit der freien Hand auf der Schreibtischplatte abstützte.
»Das sieht nicht gut aus«, flüsterte Bill mir zu. »Da können wir uns auf etwas gefasst machen.«
»Abwarten.«
»Ja, ja, ist gut, ich habe verstanden. Sie haben genau richtig gehandelt. So hat er es gewollt.«
Der letzte Satz gefiel mir gar nicht. Ich warf Bill einen entsprechenden Blick zu. Bill blies seine Wangen auf und ließ die Luft wieder ausströmen.
Teresa Hayward hatte das Gespräch beendet. Mit einer unnatürlich langsamen Bewegung drehte sie sich um. Ihr Gesicht hatte die Farbe einer Leiche angenommen. Ihr Blick war leer, und ihre Stimme klang tonlos, als sie sprach.
»Sie haben eine Leiche im Meer gefunden. Es war Ethan Brokman. Aber er ist nicht ertrunken. Etwas hat sein Rückgrat regelrecht zerschmettert…« Sie schüttelte den Kopf. »Ethan hatte nicht die geringste Überlebenschance …«
***
Das war es also gewesen.
Wir sagten nichts, schauten uns an, schluckten und merkten, dass wir blasser wurden.
Teresa war stehen geblieben. Sie nickte vor sich hin. »Ja, so ist das gewesen.« Dann war es mit ihrer Beherrschung vorbei. Die Tränen strömten aus ihren Augen. Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht und rannte einfach weg. Wenig später hörten wir eine Tür im unteren Bereich schlagen. Es war die Toilettentür.
Bill stand auf. »Jetzt haben wir den Salat«, kommentierte er. »Aber das habe ich
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