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1439 - Totenfeld

1439 - Totenfeld

Titel: 1439 - Totenfeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gewisse Anna Bancroft.«
    »Ach! Die alte Hexe?« Die Frau ging etwas auf Distanz zu mir.
    Ich blieb weiterhin freundlich. »Bitte, warum sagen Sie das? Ist Anna eine Hexe?«
    »Nein, das ist sie nicht in Wirklichkeit. Sie wird von uns nur so genannt, weil sie anderen Leuten die Karten legt. Das ist alles. Und zu ihr wollen Sie?«
    »Ja, es geht da um eine gemeinsame Bekannte, die gestorben ist. Wir wissen nur nicht, wo wir Mrs Bancroft hier finden können.«
    »Das ist nicht schwer.« Die Blumenfrau ging zum Fenster und schaute hinaus. Sie sah unseren Wagen und sagte: »Fahren Sie einfach nur weiter. Die zweite Gasse rechts rein. Wo sie zu Ende ist, steht auf der linken Seite Anna Bancrofts Haus.«
    »Danke sehr.« Ich deutete auf die Kürbisse. »Und noch gute Verkaufserfolge heute.«
    »Ach, hören Sie auf. Das meiste ist schon weg.« Sie kam mir nach.
    »Schreiben Sie über Halloween?«
    »Warum sollten wir?«
    »Das ist bei uns einer der Höhepunkte im Jahr. Da ziehen sie wieder rum.«
    »Gibt es denn so viele Kinder hier?«
    »Sie kommen auch aus anderen Orten, weil sie es hier bei uns am Unheimlichsten finden.«
    »Warum?«
    »Na ja, das ist eben so. Die Gegend hier, die alten Geschichten. Dann der Nebel.« Sie wechselte das Thema. »Haben Sie beim Aussteigen die Filiale der Bank gesehen?«
    »Habe ich.«
    »Die will man zum Jahresende schließen. Aber gestern erst ist sie überfallen worden.«
    »Hat man den Täter gefasst?«
    »Nein, obwohl zufällig Polizisten in der Nähe waren. Sie haben ihn in ihrem Streifenwagen verfolgt und konnten ihn auf seinem Motorrad nicht stellen. Er ist untergetaucht. Die Maschine hat man später im Straßengraben gefunden. Sie war gestohlen.«
    »Hatte der Bankräuber denn zu Fuß eine Chance?«, wollte ich wissen.
    »Anscheinend. Er ist jedenfalls weg. Vielleicht hat ihn auch der Teufel geholt.«
    »Der Teufel?«
    »Ja, indirekt. Aber das geht nur uns etwas an, denke ich. Zu dieser Zeit ist ja alles möglich. Da treffen die Lebenden mit den Toten zusammen. Allerheiligen feiert man an verschiedenen Orten, und in der Nacht zeigen sie sich dann.«
    »Sie meinen die Heiligen?«, fragte ich nach.
    »Genau.«
    Ich hob die Schultern. »Tut mir wirklich Leid, aber ich habe noch keine gesehen.«
    Sie hob die Schultern.
    »Sie denn?«
    »Da muss man wohl einen besonderen Blick haben.« Dann winkte sie ab. »Halloween hat ja alles überrundet. Da gelten die alten Geschichten leider nicht mehr.«
    »Sie sagen es.« Ich bedankte mich für die Auskunft und verließ etwas nachdenklich den Laden. Das lag daran, was mir die Blumentante berichtet hatte. Ausgerechnet mir, und ich hatte plötzlich das Gefühl, dass diese Reise anders verlaufen würde, als wir es uns vorgestellt hatten.
    Ich stieg wieder in den Wagen und hörte Jane fragen: »Na, weißt du Bescheid?«
    »Ja, weiß ich.«
    »Und wohin müssen wir?«
    »In eine Nebenstraße.«
    »Okay, du sagst Bescheid.«
    Sie startete den Golf. Dabei warf sie mir einen Seitenblick zu. »He, du bist so schweigsam. Was ist los?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Es ist überall das Gleiche, Jane. Wenn Menschen nicht die Gelegenheit haben viel zu reden, dann suchen sie den Kontakt mit den Fremden. So erfährt man innerhalb kurzer Zeit die tollsten Geschichten.«
    »Jetzt bin ich neugierig.«
    Ich deutete nach links. »Da hat es gestern einen Banküberfall gegeben.«
    »Echt?«
    Ich nickte und erzählte ihr, was ich von der Blumenfrau gehört habe.
    »Man ist eben nie sicher. Auch nicht am Ende der Welt.«
    »Du sagst es.«
    Über die andere Geschichte schwieg ich. Dass die Lebenden mit den Toten zusammentrafen und von nun an die kalte Jahreszeit begann und die Menschen sich von den Heiligen Schutz vor Gefahren erhofften, verschwieg ich.
    Wir bogen wenig später in die Gasse ab und fuhren bis zum Ende durch, wo auf der linken Seite das Haus der Anna Bancroft stand. Es unterschied sich nicht von den anderen hier im Ort. Vielleicht war es eine Idee verwunschener, denn an der Fassade wuchsen zahlreiche Pflanzen hoch.
    Ich blieb noch für einen Moment im Golf sitzen, als Jane den Wagen angehalten hatte.
    »Zumindest ist sie zu Hause«, sagte ich und deutete auf die beiden erleuchteten Fenster.
    »Okay, dann lass es uns hinter uns bringen.«
    Zugleich drückten wir die Türen auf und stiegen aus. Es war ein normaler Besuch oder hätte einer sein sollen, aber in meinem Magen hatte sich ein leicht bedrückendes Gefühl ausgebreitet, das auf nichts Gutes

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