1439 - Totenfeld
werden und gegen Gitter zu starren. Da starrte er lieber in die graue Suppe.
Also weitergehen. Darauf hoffen, dass er in der nächsten halben Stunde den Rand des Feldes erreichte.
Als er über seine Tüte mit dem Geld fuhr, kam ihm der Gedanke, die Scheine herauszuholen und sie in seinen Taschen zu verteilen.
So gut es ging, zählte er sie nach, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen.
Es waren auf jeden Fall mehr als 10.000 Pfund. Die reichten für die folgenden Wochen. Wenn das Geld langsam weniger wurde, wollte er sich eine andere Bank suchen. Wyman hatte sich als Arbeitsloser vorgenommen, seinen Lebensunterhalt durch Banküberfälle zu finanzieren. Dreimal war es schon gut gelaufen, und nicht immer waren die Bullen in der Nähe, um ihn zu verfolgen.
Die Scheine stopfte er sich in die verschiedenen Taschen außen und im Innern der Jacke.
Es war also alles okay. Nichts stand einer weiteren Flucht mehr im Wege.
Erholt hatte er sich.
Jetzt den richtigen und den schnellsten Weg finden, der ihn vom Feld wegführte.
Es war natürlich leichter, auf einer gepflasterten oder asphaltierten Straße zu laufen, als sich hier auf dem Acker zu bewegen. Manchmal kam es ihm vor, als würden sich seine Schuhe am umgepflügten Boden festsaugen.
Egal, für ihn zählte das Ziel und nicht der Weg.
Nebel, wohin er schaute. Öfter drehte er den Kopf, aber er sah nichts als diese grauen Bänke, die manchmal recht still lagen, sich im Innern aber bewegten.
Es gab kein Licht, aber auch keine Schatten. Es gab nur den Acker und den Dunst.
Ein ideales Wetter für Halloween. Er lachte, als er daran dachte. Es war bald wieder so weit. Da würden die Kinder dann verkleidet durch die Dunkelheit laufen, um sich die Süßigkeiten zu holen.
Unzählige Halloween-Partys wurden außerdem gefeiert. Die allerdings waren mehr was für Jugendliche oder jugendliche Erwachsene, denn bei den Feiern floss oft genug der Alkohol in Strömen.
Wyman schüttelte die Gedanken daran ab. Er wollte nur weg.
Noch war es nicht richtig dunkel. Erst in der Nacht konnte er sich verstecken. Am Morgen würde er dann seine Flucht fortsetzen.
Es gab auf dem Land Buslinien. Unter den Fahrgästen würde er kaum auffallen. Aber er musste die Zeit erst mal herumkriegen.
Plötzlich sah er die Gestalt!
Sie war so schnell vor ihm erschienen, dass er sich erschrak. Er wäre auch beinahe gegen sie gelaufen, denn der Nebel hatte sie eist im letzten Augenblick freigegeben.
Wyman rührte sich nicht. Er stellte sich allerdings auf eine Abwehr ein, denn er erwartete einen Angriff.
Nichts passierte.
Es lag am Nebel, dass Wyman die Gestalt als einen Menschen angesehen hatte. Als er noch einen Schritt näher an die Gestalt herantrat und sich dabei über deren Größe wunderte, konnte er endlich erkennen, um was oder wen es sich handelte.
Aus seiner Kehle löste sich ein glucksendes Lachen. Es klang erleichtert. Er schüttelte auch den Kopf und schob es seinen überreizten Nerven zu, nicht gleich erkannt zu haben, dass es kein Mensch war.
Es war etwas anderes.
Eine Vogelscheuche!
Sie war an Stangen gebunden, daher die Form eines übergroßen Ypsilons aus Holz. Die senkrechte Stange steckte im weichen Ackerboden. Drei etwas dünnere Stangen bildeten ein Dreieck, und daran waren die waagerecht ausgestreckten Arme der Vogelscheuche gebunden.
Es sah so aus, als wartete sie darauf, jeden Ankömmling zu umarmen.
Halt und nicht weiter!
So konnte man ihre Haltung auch deuten. Wie eine Warnung stand die Vogelscheuche mitten auf dem Feld. Sie war mit einer Hose bekleidet und mit einer Jacke, die eher einem alten Anorak glich. Beide Teile waren mit Dreck verklebt. Sie wiesen auch Löcher auf. Das Gesicht konnte Wyman nicht erkennen, denn auf dem Kopf der Gestalt saß ein weicher Hut mit einer sehr breiten Krempe, die ihr ins Gesicht hing.
Er lachte wieder, weil er sich von einer Vogelscheuche hatte erschrecken lassen. Doch sehr schnell blieb ihm das Lachen in der Kehle stecken, weil ihn plötzlich ein ungutes Gefühl überkam.
Wieso denn?
Er fand keine Antwort darauf. Da war etwas in seinem Innern, das ihn gewarnt hatte.
Vorbeigehen und…
Nein, das tat Wyman nicht. Er blieb stehen, und er schaute an der Vogelscheuche vorbei in den Nebel. Er wollte sehen, was sich dahinter tat.
Es gab nur den Nebel, der ihm das Gefühl gab, in einer Waschküche zu stehen.
Warum stehe ich hier noch?
Da gab es etwas, das ihn sehr störte. Er fühlte sich von dem Ding angezogen und
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