Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1448 - Der Kaiser von Karapon

Titel: 1448 - Der Kaiser von Karapon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
der Aufzeichnung so, als hätte überhaupt nie jemand in ihnen gelebt.
    Zu glatt, zu sauber, zu unberührt, dachte Dao-Lin-H'ay.
    Dann erreichte Anson Argyris sein Ziel: die Hamiller-Tube. Er blieb vor. der silbergrauen Wand stehen, und erst jetzt wurde offenbar, daß diese Aufzeichnung nicht nur optische, sondern auch akustische Signale zu bieten hatte. „Ich bin als Kurier im Auftrag NATHANS zu dir gekommen", sagte der Vario-500 auf Interkosmo. „Ich habe dir einen Befehl zu überbringen. Dieser Befehl lautet: Dezentralisiere die BASIS. Sofort!"
    Vielleicht lag es an der Aufzeichnung oder auch einfach nur an einer Unzulänglichkeit in jenen technischen Vorrichtungen, die die Wiedergabe des Tons zu besorgen hatten, aber Dao-Lin-H'ay wurde den Eindruck nicht los, daß auch die Stimme des Roboters nicht ganz so klang, wie sie eigentlich hätte klingen sollen. Es war die Stimme von Anson Argyris - und es war sie andererseits auch wiederum nicht.
    Aber die Reaktion der Hamiller-Tube...
    Dao-Lin-H'ay fühlte sich unwillkürlich an einen Ausdruck erinnert, den sie einmal von einem Terraner gehört hatte: Das schlägt dem Faß den Boden aus.
    Denn von Hamiller kam überhaupt keine Reaktion!
    Das streitlustigste, diskutierfreudigste Kunstgehirn, dem Dao-Lin-H'ay je begegnet war, fand kein Wort der Widerrede, keine Frage, keinen Ausdruck des Bedenkens. Es nahm diesen Befehl, diese wahrhaft ungeheuerliche Zumutung, einfach nur kommentarlos zur Kenntnis. „NATHAN gab mir die nötigen Daten", fuhr Anson Argyris fort, ohne ein einziges Wort des Erstaunens über Hamillers ungewohnte Fügsamkeit zu äußern. „Ich werde dir diese Daten jetzt übermitteln."
    Noch immer kam kein Kommentar von seiten des Gehirns. Und nicht nur Hamiller schwieg, sondern es betrat auch niemand den Raum, in dem er sich befand. Es war nach wie vor kein Galaktiker zu sehen, obwohl nunmehr klar war, daß die BASIS zu diesem Zeitpunkt durchaus noch nicht von ihren Bewohnern verlassen war.
    Wenn Hamiller für sich selbst die Überlegenheit NATHANS anerkannte und dessen Befehl stillschweigend akzeptierte, so mochte das noch halbwegs erklärlich und vorstellbar sein. Daß aber Hamiller in diesem kritischen Augenblick nicht einmal die Besatzung der BASIS informiert haben sollte, das war schlichtweg undenkbar.
    Warum kam niemand gelaufen, um Anson Argyris zur Rede zu stellen? Wo waren die Techniker, die Wissenschaftler, all die Experten, die sonst immer in Hamillers Nähe zu finden waren? Und warum hatte allem Anschein nach niemand seine Ankunft bemerkt, obwohl doch die BASIS sich mitten im Leerraum befand, noch dazu mit Sicherheit im Alarmzustand? Selbst das winzigste Raumschiff konnte dort draußen niemandem entgehen.
    Die Übermittlung der Daten geschah lautlos und innerhalb kürzester Frist. Und dann - zum erstenmal - ergriff die Hamüler-Tube das Wort. „Ich habe NATHANS Befehl empfangen und werde ihn ausführen", sagte sie. „Ich danke dir für die Übermittlung der nötigen Daten."
    Dir!
    Von diesem Augenblick an war sich Dao-Lin-H'ay endgültig sicher, daß an dieser ganzen Aufzeichnung einiges nicht stimmte - falls überhaupt ein einziges Bild davon authentisch sein sollte, was sie von nun an bezweifelte.
    Die Hamiller-Tube pflegte ihre Gesprächspartner zu siezen, und zwar ohne jede Ausnahme.
    Thoy-P'ang konnte von all dem nichts ahnen. Er nahm das, was er sah, für bare Münze.
    Und zu sehen war folgendes: Das gesamte Bildfeld wurde für einen Augenblick schwarz. Als dann wieder Lichtpunkte auftauchten, hatte sich der Beobachter bereits wieder von der BASIS entfernt, und zwar so weit, daß man den gewaltigen Flugkörper nun in seiner Gesamtheit überblicken konnte.
    Augenblicke später schien sich die BASIS auszudehnen. Aber das war nichts weiter als eine optische Täuschung, die daher rührte, daß die vielen Bestandteile des mächtigen Schiffes sich aus ihrer bisherigen Gesamtform lösten und voneinander wegstrebten. Innerhalb weniger Sekunden entstand jenes vermeintliche Trümmerfeld, als das man die BASIS Jahrhunderte später gefunden hatte. „Nun", sagte Thoy-P'ang, als das Bild in sich zusammenfiel und erlosch, „was hältst du von diesem Schiff?"
    Dao-Lin-H'ay wußte, daß sie sorgfältiger als je zuvor auf jedes ihrer Worte achten mußte. „Es muß wohl ein bedeutsamer Machtfaktor gewesen sein, solange es noch in einem Stück existierte", sagte sie bedächtig. „Nur bedeutsam?" fragte Thoy-P'ang mit einem überlegenen Lächeln.

Weitere Kostenlose Bücher