145 - In den Fängen der Dämonenspinne
aus dem Unsichtbaren sie festhalten.
»Wie kommt das hierher, Elron ?« Tony Stantons Stimme klang belegt.
»Wenn ich das wüßte, wäre es mir auch wohler
zumute«, entgegnete Caine heiser.
Was wurde hier gespielt? Was ging hier vor?
Seine Gedanken drehten sich wie ein
Karussell.
Er suchte eine vernünftige Erklärung für
alles. Das war gar nicht so einfach ... Es blieb ihm nur der Verdacht, das sich irgend jemand einen schlechten Scherz erlaubt
hatte. Denn das einzige, was jetzt vernünftig gewesen wäre, war Marys
Darstellung.
Aber die wiederum konnte nicht stimmen!
»Eine Spinne, die so groß ist, daß sie -
Kaninchen frißt«, klang es wie ein Hauch aus seinem Mund. Er fuhr überrascht
zusammen, als er diese Worte sprach. Unbewußt waren sie ihm entronnen.
Bei genauerem Hinsehen, im Schein der
Taschenlampe, war auch zu erkennen, daß der Boden rund um die
Rhododendronbüsche aufgewühlt war, als hätte dort ein Kampf stattgefunden.
Tony Stanton und Elron Caine ließen das
Hasenskelett an Ort und Stelle liegen.
Sie nahmen sich wortlos die nähere Umgebung
vor und wurden mit einer neuen Situation konfrontiert.
Wieder war es Tony Stanton, der die
Entdeckung machte. »Elron! Verdammt noch mal - da liegt einer ... «
Genau zwischen einem Baum und einem
abgeblühten Busch. Im Licht der
Taschenlampe sahen die beiden Freunde im
ersten Moment nur die ausgestreckten Beine.
Der Mensch, der dort lag, rührte sich nicht
mehr.
*
Sie kümmerten sich sofort um ihn.
Tony teilte das Buschwerk. Jetzt konnten sie
sehen, wer dort, mit dem Gesicht zum Boden, in der Dunkelheit lag.
Es war - Jay Hammon, einer von den Gästen.
Elron Caine erinnerte sich daran, daß Hammon,
der schon lange zu ihrem Bekanntenkreis zählte, heute abend, wie eh und je,
munter und aufgekratzt erschienen war und die tollsten Witze vom Stapel
gelassen hatte.
Dann, bei den Mahlzeiten, hatte er ihn aus
den Augen verloren. Hammon war ein liebenswerter Sonderling, mit dem
Außenstehende nicht so recht etwas anfangen konnten.
Hammon war manchmal ein ganz hervorragender,
witziger Gesprächspartner - ein anderes Mal mußte man ihm mühsam jedes einzelne
Wort aus der Nase ziehen.
Bekannt war er auch dafür, daß er hin und
wieder kräftig ins Glas schaute.
Das schien heute der Fall gewesen zu sein.
Der weiche Boden, auf dem der Bewußtlose lag,
war eingedrückt. Hammon atmete flach. Beim Sturz mit dem Gesicht auf die Erde,
hatte er sich verletzt. Die Haut über seinen Wangenknochen war aufgeplatzt, und
über den Lippen schimmerten eingetrocknete Blutspuren.
Tony Stanton zog die Nase hoch. »Er hat ganz
schön getankt. Wahrscheinlich hat er ’ne Flasche allein leergeputzt !«
Elron Caine nickte. »Hol’ ’nen Eimer Wasser,
Tony! Sonst liegt er noch die ganze Nacht hier. Ich kümmere mich einstweilen um
ihn ... «
Stanton lief durch den Garten Richtung Haus.
Caine blieb mit dem ohnmächtig Betrunkenen allein zurück.
Der Geschäftsmann nagte nervös an seiner
Unterlippe. Hier hinten, wo Mary spazieren gegangen war, hatte sich
offensichtlich auch Jay Hammon auf gehalten. Ob auch er etwas bemerkt hatte von
den Dingen, die Mary gesehen haben wollte?
Er schlug dem Betrunkenen mehrmals links und
rechts auf die Wange und rief Hammons Name.
Der Mann atmete schwerfällig und reagierte
manchmal mit einem angedeuteten Nicken oder einem unartikulierten Laut, bei dem
man nicht wußte, ob er Zustimmung oder Ablehnung ausdrückte.
Dann kam Tony Stanton zurück, mit einem
Plastikeimer voll Wasser. Das gossen sie einfach Jay Hammon über den Kopf.
Die kalte Dusche weckte die Lebensgeister des
Mannes. Er schüttelte sich. Wirr hing ihm das durchnäßte Haar in der Stirn. Das
Wasser lief ihm in Mund und Nase.
Er prustete und spuckte aus. Mühsam öffnete
er die Augen. »Ihr beide ... seid gemein. . . Ihr könnt einen nicht mal richtig
schlafen ... lassen ...«
»Wenn es dir Spaß macht, auf der nackten Erde
zu schlafen - bitte, dann kannst du das ja weiter genießen«, bemerkte Elron
Caine großzügig.
Auf Hammons blasser Stirn erschien eine Reihe
Falten. »Erde? Ich versteh’ ... immer nackte Erde . ..
Wenn ihr mir mit einem nackten Mädchen dienen könntet... aber was soll ich mit
nackter Erde ?«
Er grunzte seltsam. Das sollte wohl ein
Lachen sein. Wahrscheinlich amüsierte er sich über seinen Witz am meisten.
»Kannst du stehen ?« fragte Caine.
»Wir können’s ja mal versuchen ... «
Tony Stanton und Elron Caine packten den
Weitere Kostenlose Bücher