1451 - Die Siragusa Formeln
Antwort nicht ab. Ma-Vera spürte, daß ihr Anzug aus der Synchronsteuerung des anderen entlassen wurde. Automatisch schwebte sie zu Boden und blieb dort reglos liegen.
Indessen schoß Xuo-No mit seiner Waffe eine Bresche in die Roboter auf dem Gang, schloß mit Mühe die Tür und verschmolz sie mit dem Rahmen. „Das verschafft uns Luft", keuchte er. „Allerdings können so auch die anderen nicht zu uns."
Ma-Vera kam auf die Knie und robbte zur nächsten Wand. Erst jetzt bemerkte sie, daß ihr Fell vor Schweiß klebte. Sie lehnte sich an und genoß den Augenblick der Ruhe. Mit halber Aufmerksamkeit bekam sie mit, daß Xuo-No zu den Hilfsgruppen sprach, ihre Lage schilderte und zur Eile trieb - aber aus irgendeinem Grund war sie nicht fähig, dem Gespräch zu folgen.
Der Raum war fast leer bis auf einen riesigen Aggregateblock, der etwa ein Viertel des Rauminhalts für sich beanspruchte. An manchen Stellen traten Kontrollen und Anzeigen hervor, andere wirkten wie stationäre Reparaturkästen.
Vielleicht einer dieser peripheren Computer, dachte sie, von denen immer die Rede war. Mit eigener Wartungswerkstatt... Daneben gab es ein paar kleine Geräte unbekannter Funktion, an denen sie rasch das Interesse verlor.
Sie bekam mit, daß die Rettungstrupps ebenfalls auf Widerstand stießen. Mit einemmal geriet ihr Vormarsch ins Stocken. „Verdammt!" Xuo-No fluchte so unbeherrscht, wie sie es nie von ihm gehört hatte. „Jetzt dauert es noch länger."
Im selben Augenblick begann der Angriff von neuem. Überall im Raum öffneten sich Wandklappen und ließen Roboter hinein. Ein wahrer Strom nahm ihnen bald alle Bewegungsfreiheit. Die Roboter schössen zwar, aber sie hatten zu wenig Platz für wirkungsvolle Aktionen; und nur das taktische Ungeschick des unbekannten Steuerelements rettete die beiden Kartanin vorerst noch.
Ma-Vera wollte auf ihre Beine kommen.
Sie wollte aufstehen und sich zu Xuo-No durchschlagen. Aber es ging nicht, etwas vom Grund ihrer Seele blockierte jede Bewegung. Angst dachte sie, ungeheurer Schmerz. Um keinen Preis wollte sie diese Schmerzen noch einmal durchmachen.
Aber sie mußte in die Realität zurückfinden. Sie mußte Xuo-No helfen.
War der andere schon gefallen? Lag er irgendwo inmitten dieser schießwütigen Robots? Die eher sich und ihresgleichen gefährdeten, als daß ihre Schüsse die Schirme der Kartanin durchschlugen.
Sekunden vergingen, doch Ma-Vera kam es wie Stunden vor.
Irgendwann erreichte sie trotz aller Starre einen Augenblick geistiger Klarheit.
Sie schaute hinaus in das Lichtgewitter, in dessen Zentrum sie stand, und das früher oder später ihren Schirm überlasten und durchschlagen würde.
Und im Hintergrund des Raumes stand das Aggregat.
Sie begriff, daß die Roboter sie eigentlich von eben diesem Raum hatten fernhalten wollen. Daher von Anfang an der Beobachter - und daher auch der Angriff, bevor sie dem Raum zu nahe gekommen waren. Ma-Vera riß trotz aller blendenden Helligkeit weit die Augen auf.
In der Tat, wenn man darauf achtete, war alles völlig klar. Die Robots schossen zwar weitgehend planlos, aber sie feuerten nie in Richtung des Aggregats.
Plötzlich sah Ma-Vera klar. Dort stand der Computer, der den Angriff führte. Und wem nützte diese Erkenntnis? Sie konnte sich nicht bewegen, die Starre umfaßte alles außer ein paar Gedanken, die unabhängig von der Furcht vor Schmerzen abliefen. Aber vielleicht war es das, was die Medikerin gemeint hatte: Sie mußte ankämpfen dagegen.
Xuo-No verschwand fast unter den Robotern.
Sie erreichte ihn nicht, weil etwas die Funkkanäle blockierte.
Nur sie selbst hatte noch etwas Luft. Der Pikosyn ihres Anzugs übernahm die Kontrolle; er befreite sie aus dem Schußfeld der meisten Roboter und flog in Richtung des großen Aggregats. So einfach diese Lösung war, so wenig schien Xuo-No selbst auf dieselbe Idee zu kommen.
Wo war er überhaupt?
Ma-Vera konnte ihn nicht finden.
Unglaubliche Sorge ließ sie für einen Augenblick die Angst verdrängen. Vor sich sah sie die Schalttafeln des Aggregats, in dem sie den Steuercomputer vermutete.
Ein paar Schüsse nur - und eine schier unüberwindliche Hürde für eine Gelähmte.
Doch sie war ja nicht mehr gelähmt, nur starr vor Schrecken. Das rief sich Ma-Vera mit aller Macht ins Gedächtnis zurück.
Mit einemmal schaffte sie es. Endlich bewegten sich die Finger, dann die Arme.
Sie zog ihren Strahler, richtete ihn auf die Metallfront des Computers und drückte
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