1451 - Die Siragusa Formeln
ab.
Zunächst einmal, dann ein zweites Mal, und irgendwann ließ sie nicht mehr los.
Ein furchtbarer Krampf ersetzte die Starre.
Der Computer zerbarst in einer blendend hellen Explosion, Sekunden später erstarb das Feuer der Roboter. Aus den Augenwinkeln sah sie Xuo-No, der sich aus einem Haufen glühender Wracks befreite, und allein sein Anblick brach in ihrem Geist einen Bann.
Sie konnte es.
Sie hatte es einmal geschafft.
Als Ma-Vera das Bewußtsein verlor, hielt sie noch immer die Waffe umklammert
15.
Dao-Lin-H'ay vergaß den Nakken.
Alarm! Die Station kombiniert flackerndes Licht mit auf- und abschwellenden Tönen, die allerdings nur in luftgefüllten Räumlichkeiten hörbar wurden. „Was ist los?" Erregt nahm sie ihren Platz in einem der Sessel ein. Von hier aus hatte sie auch das erste Mal die Verbindung zum zentralen Steuerelement geschaltet. „Weshalb der Alarm?"
„Sieh auf den Bildschirm vor dir", sagte Yttra.
Da-Lin folgte dem Hinweis. Hinter ihr standen Nas-Kio-P'ing, Ge-Liang-P'uo und die übrigen Wissenschaftler, doch zum Glück störte niemand ihre Gedankengänge.
Der weiße Punkt in der Mitte des Diagramms schien die Singularität darzustellen - jenen absoluten Kern des Black Holes, in dem sich Masse und Energie in unvorstellbarem Ausmaß ballten. Zwei andere Punkte lagen dicht nebeneinander, offenbar die MARA-DHAO und die Station.
Doch das Bild zeigte vier weitere Ortungen. Es war eindeutig, seit wenigen Sekunden hielten sich vier neue Fahrzeuge unterhalb des Ereignishorizontes auf. „Handelt es sich um Raumschiffe?"
„So ist es", gab Yttra bereitwillig zurück.
Eine Antwort, stellte Dao-Lin erleichtert fest, in diesem Fall erkannte das Steuerelement sie als befehlsberechtigt an.
Dafür sprach schon die Tatsache, daß es seine Ortungen sofort auf den Bildschirm überspielt hatte. „Sind die Schiffe bekannt?" fragte die ehemalige Wissende weiter. „Nein, unbekannt."
„Aber sie tauchen deshalb auf, weil ich die Sternenstraßen-Verbindung in die Milchstraße geschaltet habe?"
„Der Ausdruck Milchstraße ist mir unbekannt. An der Sternenstraße, deren Endpunkt vor kurzer Zeit von der Zentrale aus neu festgelegt wurde, kann es jedoch nicht liegen. Die Verbindung war von vornherein instabil. Sie existiert bald nicht mehr."
Dao-Lin war unendlich dankbar für die genaue Auskunft. Und überrascht, denn wenn sie ehrlich war, hatte ihr Entschluß bereits festgestanden; sie hatte sich mit der MARA-DHAO der Schwarzen Sternenstraße anvertrauen wollen. In diesem Sinn sah sie den Vorfall als glückliche Fügung. „Wie verfahre ich mit den Schiffen?" fragte Yttra. „Also stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung?" stellte sie fest. „Das ist richtig. Mit Sicherheit haben die Schiffe eine Sternenstraße als Passage benutzt, und mein Programm schreibt in einem solchen Fall vor, den Transfer-Impuls abzuwarten. Ohne Hilfe der Station ist kein Fahrzeug imstande, den Ereignishorizont in umgekehrter Richtung zu überwinden."
„Haben die Schiffe keine Transfer-Kennung abgestrahlt."
„Doch. Sie war ungültig."
Dao-Lin-H'ay überlegte ein paar Sekunden lang. Dann traf sie aus einem Instinkt heraus ihre Entscheidung. Sie wollte wissen, wer da angekommen war; wie die Schiffe es angestellt hatten, woher sie stammten. „Hörst du mich, Yttra? Wir werden die vier Schiffe nicht beachten. Hoffentlich melden sie sich noch einmal, dann möchte ich mit ihnen sprechen."
„Ich folge dem Befehl."
Unter den Wissenschaftlern brach eine erregte Diskussion los. Aber niemand brachte Argumente, mit denen sich Dao-Lin nicht schon auseinandergesetzt hatte - sie konnten nur abwarten, weiter nichts.
Als sich tatsächlich etwas tat, war die Überraschung perfekt.
Mai-Ti-Sh'ou von der MARA-DHAO meldete sich. „Dao-Lin?" fragte sie. „Ist bei euch alles in Ordnung?"
„Alles klar", gab die ehemalige Wissende zurück. „Habt ihr ebenfalls die vier neuen Fahrzeuge in der Ortung?"
„Natürlich, deshalb auch mein Anruf.
Eines der Schiffe hat mit uns Kontakt aufgenommen. Der Kommandant behauptet, er sei Terraner; sein Name ist Julian Tifflor. Die vier Raumer heißen BARBAROSSA, PERSEUS, CASSIOPEIA und YALCANDU."
Dao-Lin hörte, wie hinter ihr Ge-Liang Luft ausstieß. Einen Augenblick lang verschlug es auch ihr die Sprache. „Es ist gut, Mai-Ti", antwortete sie schließlich. „Die Schiffe sind keine Feinde. Ich nehme selbst mit der PERSEUS Kontakt auf. Ende."
Sie unterbrach die Funkverbindung.
Weitere Kostenlose Bücher