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1457 - Ediths Leichenwelt

1457 - Ediths Leichenwelt

Titel: 1457 - Ediths Leichenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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könnten es als Nötigung oder Erpressung ansehen. Ich an deiner Stelle würde es mir noch mal überlegen.«
    »Das habe ich bereits.«
    »Tja, dann hast du Pech gehabt!«
    Die Antwort stammte nicht von mir, sondern von Suko. Und er war es wirklich leid. Bevor sich die Grünhaarige versah, war Suko bei ihr. Und dann erlebte sie etwas, das für sie neu war, denn plötzlich wurde sie gepackt und schwebte in der Luft.
    Sie kreischte, und sie kreischte noch immer, als sie auf ihre Gang zuflog.
    Da spritzte niemand zur Seite weg, denn mit dieser Aktion hatte keiner gerechnet. Das Mädchen flog gegen die Reihe der Jugendlichen und riss dort eine Lücke.
    Kaum jemand blieb verschont. Wer nicht fiel, der hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Ein fürchterliches Durcheinander entstand. Wir hörten das Schreien und die Flüche, wobei Suko lächelte und sagte: »Wir können.«
    Er war nicht so naiv, der Bande den Rücken zuzudrehen. So betrat er mit mir zusammen rückwärts den Hausflur. Die Tür stand offen.
    Sie war sehr breit, und sie hing schief in den Angeln. Wahrscheinlich ließ sie sich nicht mehr schließen.
    Ich hatte bereits einen Blick auf das große Klingelbrett geworfen, um zu erfahren, in welche Etage wir mussten. Es war mein Glück, dass ich von unten anfing zu lesen, denn da sah ich den Namen Jacum.
    Ich nickte Suko zu. »Wir sind hier richtig.«
    »Wie hoch?«
    »Wir können hier unten bleiben.«
    »Noch besser.«
    Das Haus war innen relativ sauber. Abgesehen von den Sprüchen an den Wänden. Aus den Sätzen las man den Hass hervor, der die Sprayer dazu gebracht hatte, die Wände mit ihren Parolen zu beschmieren.
    Einen Lift gab es auch. An ihm gingen wir vorbei und tauchten in einen Flur ein, der recht düster war und zu den Bewohnern des Hauses passte.
    Er wirkte hoffnungslos. Er war ein Schlauch, der irgendwo endete, wo es keinen Spaß mehr gab.
    Etwa bis zur Hälfte mussten wir ihn durchgehen, dann standen wir vor Edith Jacums Wohnungstür.
    Wir glaubten zwar nicht daran, dass sie zuhause war, wir klingelten trotzdem. Die Glocke war recht schrill. Auch wenn Edith geschlafen hätte, so hätte sie erwachen müssen, doch da regte sich nichts. Wir blieben vor der verschlossenen Tür stehen. Einen Grund, in die Wohnung einzudringen, gab es für uns auch nicht.
    Aber das Schellen war trotzdem gehört worden. Und zwar in der Nachbarwohnung, denn deren Tür wurde aufgezogen, und eine kratzige Frauenstimme sprach uns an.
    »Edith ist noch immer nicht da.« Die Frau trat einen Schritt in den Flur hinein, damit sie uns besser sah.
    »Das wissen Sie?«, fragte Suko.
    »Ja.« Sie blies uns den Rauch einer Zigarette entgegen.
    »Da haben wir wohl Pech gehabt.«
    Die Frau deutete mit der Glutspitze auf uns. »Ihr seid Bullen, nicht?«
    »Kann man so sagen.«
    »Ah, ich habe einen Riecher dafür! Vor Jahren, als ich noch auf den Strich ging, war er noch besser, aber das ist vorbei. Heute schreckt mich keiner von euch, aber wenn ihr wollt, dann könnt ihr reinkommen und mir die Langeweile vertreiben.«
    »Einverstanden«, sagte ich.
    Suko enthielt sich eines Kommentars. Er hob nur die Augenbrauen etwas an.
    Noch bevor ich die Wohnung betrat, wusste ich, wie die Frau hieß.
    Lilly Sauter. Sie führte uns in eine kleine Welt des Kitsches hinein, denn ihr Zimmer war überladen mit allem möglichen Zeug. Da hingen unter Glas Bilder mit Engelmotiven an den Wänden. Da standen billige Heiligenfiguren neben künstlichen Blumengestecken, und auf dem runden Tisch lag eine goldfarbene Häkeldecke.
    Lilly Sauter hatte unsere verwunderten Blicke gesehen, lachte, drückte die Zigarette in einem Ascher aus, der einen halben Hundekopf darstellte, und hob die Schultern.
    »Ich weiß, dass man sich immer bei mir umsieht. Das ist jetzt meine Welt. Früher habe ich davon geträumt, mir mal eine Wohnung so einzurichten. Sie sollte bewusst spießerhaft sein. Das direkte Gegenteil zu meiner Arbeitswelt, und das habe ich geschafft.«
    »Sind Sie jetzt noch berufstätig?«, erkundigte ich mich vorsichtig.
    »Ja.« Sie lachte uns an. »Aber nicht mehr in dem alten Gewerbe. Da müsste ich verhungern. Von einer alten Freundin, die den Ausstieg eher geschafft hat, bekomme ich hin und wieder Aufträge. Ich helfe in einem ihrer Geschäfte aus, wenn Not am Mann ist. Ansonsten sitze ich hier oder auf dem kleinen Balkon.« Sie lächelte. »Was ihr beide mit dieser Bande gemacht habt, das war schon erste Sahne. Die haben es verdient, dass mal jemand

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