1457 - Ediths Leichenwelt
Inspektor rannte so schnell auf sein Ziel zu, dass es aussah, als würden seine Füße den Boden gar nicht berühren. Er konnte sich kein Stolpern leisten, nicht den kleinsten Ausrutscher. Er zählte auch in Gedanken nicht mit, es war für ihn nur wichtig, das Ziel in dieser Spanne zu erreichen.
Er war da.
Das Bücken, das folgende Zupacken. Der Tritt gegen Ediths Hand, die in die Höhe geschlagen wurde.
Suko riss Kat aus der unmittelbaren Gefahrenzone, und dann war die Zeit um.
Es folgte ein Schrei.
Den aber hatte Edith Jacum ausgestoßen!
***
Und er wurde von mir gehört. Ich kannte dieses Anhalten der Zeit, und ich sah, dass Suko Kat aus den Klauen dieser Bestie befreit hatte. Sie würde sie nicht mehr töten können.
Es war ein Schrei der Wut gewesen. Das Messer fuhr durch die Luft und fand kein Ziel. Suko und Kat befanden sich schon zu weit von ihr entfernt.
Edith aber gehörte mir.
Ich ließ auch jetzt die Beretta stecken. Ich wollte sie mit dem Kreuz töten. Sie würde vergehen, zu einem Schleimhaufen werden und dann kristallisieren. Das alles kannte ich.
Suko war mir nicht im Weg. Er griff auch nicht ein. Er schob Kat auf die Treppe zu.
Ich aber ging auf Edith zu. In einer Hand hielt ich die Lampe, mit der anderen holte ich das Kreuz hervor, das sie bisher noch nicht gesehen hatte.
Sie hockte noch immer an derselben Stelle. Das Messer hielt sie fest, aber jetzt sah sie das Kreuz, und sie wusste sofort, was dieser Anblick für die bedeutete.
Das Messer war für sie plötzlich wertlos geworden. Sie ließ es einfach fallen. Ich rechnete damit, dass sie aufstehen würde. Möglicherweise suchte sie den Kampf, was jedoch nicht so zutraf, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich war wieder einen Schritt auf die Gestalt zugegangen, als sich Edith bewegte. Sie stand nicht auf. Sie beugte sich zur Seite, drehte sich etwas, und ich hörte ihr Jaulen.
Ich blieb stehen.
Etwas stimmte nicht, das sagte mir mein Gefühl. Und ich behielt Recht.
Plötzlich riss sie beide Arme hoch. Zwischen ihren Händen hielt sie eine Handgranate. Sie lachte bereits jetzt, weil sie sich auf die Wirkung freute.
Für mich stand fest, was passieren würde. Sie würde den Sicherheitsstift herausziehen und die Granate schleudern.
Ich handelte blitzschnell.
Lampe fallen lassen. Waffe ziehen. Ein kurzes Hinschauen.
Edith hielt ihre Arme noch immer noch. Die schleimigen Finger tasteten bereits nach dem Stift. Ich durfte sie nicht dazu kommen lassen.
Zweimal schoss ich!
Beide Kugeln jagte ich in das Gesicht der Edith Jacum. Sie fiel trotz ihrer knienden Haltung zusammen, aber sie schaffte es nicht mehr, die Handgranate in meine Richtung zu schleudern. Dafür hatte sie das Ei scharf gemacht.
Es fiel.
Aber es fiel nach unten, genau vor ihre Füße, und dann gab es für mich nur noch eines: rennen!
Ich schrie Suko etwas zu, als ich ihn erreichte und mich dann zu Boden warf. Er und Kat folgten meinem Beispiel.
Und dann brach hinter uns die Hölle los oder die Welt zusammen!
***
Es waren grauenhafte Sekunden, die wir erlebten. Wir hatten uns klein gemacht und unsere Köpfe durch die darüber liegenden Arme geschützt. Ich hoffte nur, dass der Stollen stark genug war, um der Druckwelle zu widerstehen.
Der gesamte Stollen war in eine Staubwolke eingehüllt. Ich hatte den Eindruck, mein Trommelfell würde zerspringen, aber mir fiel nichts Schweres auf den Kopf oder begrub meinen Körper unter sich.
Die Explosion selbst war nur kurz gewesen. Die Folgen dauerten länger an, denn es gab nur Staub und Dunkelheit um uns herum.
Die Druckwelle hatte die beiden Lampen zerstört.
»John?«
Ich war froh, Sukos Stimme in der Nähe zu hören. Antworten konnte ich nicht, weil ich husten musste.
Dafür rappelte ich mich hoch. Der Staub nahm uns noch immer die Sicht. Wo meine Lampe lag, wusste ich nicht, aber Suko hatte seine noch. Die hielt er eingeschaltet in der Hand, als er sich zur Seite drehte. In seiner Nähe hörte ich Kats Stöhnen.
»Sie ist okay«, meldete Suko. »Sehen wir uns mal diese Edith an.«
Wir kämpften uns durch den Vorhang aus Staub, und ich war froh, dass Sukos Leuchte funktionierte. Meine entdeckte ich nicht mehr. Dafür sahen wir den weiblichen Ghoul oder das, was von ihm übrig geblieben war.
Einzugreifen brauchten wir nicht mehr.
Edith Jacum war nicht nur von zwei Silbergeschossen in den Kopf getroffen worden, die Wucht der Explosion hatte sie zerfetzt.
So waren nur noch Schleimreste übrig, und die hatten
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