1457 - Ediths Leichenwelt
Runden und wollte den beiden Typen erklären, dass es ihm kaum besser ging, als einer in eine seiner Hosentaschen griff und etwas hervorholte, das wie ein dunkler kurzer Stab aussah.
Ein kurzes Schütteln, und aus dem Griff löste sich ein wippendes Stück Stahl.
»Schau mal her, Alter!«
»Ja, ich sehe es.« Auf Pauls Stirn bildeten sich die ersten Schweißtropfen.
»Damit hat mein Freund mal einen Pitbull erschlagen. Jetzt bist du an der Reihe, Alter.«
Pauls Hals war trocken geworden. Er hatte nicht damit gerechnet, dass die Lage eskalieren würde, und flüsterte mit rauer Stimme:
»Wollt ihr euch das wirklich antun?«
»Es muss sein.«
»Nein, ich…«
Paul konnte den Satz nicht mehr zu Ende sprechen, denn noch vor dem dritten Wort traf ihn der erste Schlag.
Die Stahlrute erwischte ihn an der Stirn. Paul hatte das Gefühl, sein Kopf würde in zwei Hälften gespalten. Er flog auf seinem Stuhl zurück, blieb aber sitzen und stöhnte. Vor seinen Augen verschwamm alles, die Gestalten lösten sich kurzerhand auf, aber sie waren noch da, denn er hörte sie.
Die Stimmen erklangen wie durch einen dicken Filz gefiltert. Er verstand sie nur undeutlich, aber was sie sagten, das hatte mit ihm zu tun.
»Der ist hart.«
»Ach, das reicht.«
»Nein, noch mal.«
»Okay.«
Der zweite Hieb!
Noch wuchtiger geschlagen als der erste. Paul war nicht in die Tiefen der Bewusstlosigkeit weggetaucht, denn er erlebte etwas Schreckliches. Sein Gesicht löste sich auf. Es war durch den Treffer regelrecht zersplittert worden. Die warme Flüssigkeit war Blut, das ihm über die Haut rann. Er erlebte es noch, bevor ihn ein dritter Schlag genau auf den Kopf traf.
Es war sein Ende.
Paul Osika kippte nach vorn, rutschte vom Stuhl, und niemand fing ihn auf, als er bäuchlings zu Boden fiel und die Welt um ihn herum in einer tiefen Schwärze versank…
***
Kann man sich tot fühlen? Kann man dabei auch tot sein?
Diese beiden Fragen stellte sich Paul, als er aus seiner tiefen Bewusstlosigkeit erwachte. Es war für ihn schrecklich und nicht nachvollziehbar, weil die Schmerzen in seinem Kopf alles überdeckten.
Doch sie hatten auch dafür gesorgt, dass er diesen Zustand verlassen konnte und es sogar schaffte, die Augen zu öffnen.
Es ging ihm nicht nur schlecht, sondern verdammt schlecht. Ihm war übel, er bestand nur aus Schmerzen. Sein Kopf schien sich aufgelöst zu haben, und trotzdem spürte er jedes Teil, denn diese Puzzlestücke schickten ihm die Schmerzstöße.
Er wusste nicht, wo er sich befand. Paul spürte nur den harten Widerstand unter seinem Körper, den er von allein nicht bewegen konnte. Auf ihm schien eine schwere Last zu liegen, die besonders seinen Kopf betraf.
Den hatte er zur Seite gedreht und hielt die Augen weit geöffnet.
Es war dunkel und doch wieder nicht. In seiner Nähe sah er das Huschen der Lichter, als hätten sich Geister aus der Totenwelt gelöst, um die Lebenden zu verwirren.
Der Kopf – die Schmerzen!
Das war beherrschend, aber Paul wunderte sich, dass er zwischendurch noch immer klare Gedanken fassen konnte. Für winzige Augenblicke waren die Schmerzen dann in den Hintergrund getreten.
Zwei maskierte Männer.
Eine Totschläger oder so etwas Ähnliches. Sie hatten sich von ihrer brutalen Tat nicht abhalten lassen. Sie waren frustriert gewesen, deshalb die Gewalt. Sie wollten sich als Sieger sehen, und das konnten sie nur, wenn ein anderer Mensch am Boden lag.
Und jetzt?
Erneut kamen die Schmerzen wie eine gewaltige Woge, die ihn überschwemmte. Er riss den Mund auf, er schmeckte Blut auf seiner Zunge, er wollte schreien und wusste nicht, ob er es schaffte. Zumindest produzierte er einige Laute, mehr aber nicht.
Erheben konnte er sich nicht. Er lag auf dem Boden und hatte auch weiterhin das Gefühl, sich aufzulösen. Nicht nur sein Kopf war betroffen, die Stiche breiteten sich aus. Er spürte sie im Hals und in den Schultern. Manchmal wurden sie auch weniger, dann aber kamen sie wie ein Woge und überschütteten ihn erneut.
Paul rechnete damit, wieder zurück in das tiefe Loch zu fallen. Das passierte ihm nicht. Er war innerlich so stark, dass er sein Bewusstsein behielt, und das bereitete ihm weitere Probleme. Er dachte an die beiden Typen, die ihn zusammengeschlagen hatten. Wenn sie zurückkehrten und dann merkten, dass er noch am Leben war, würden sie noch mal zuschlagen, um sein Dasein zu beenden. Es gab auch junge Mörder, das wusste er leider zu genau.
Osika hob den Kopf an. Er
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