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146 - Winterkrieger

146 - Winterkrieger

Titel: 146 - Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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halbtrockenen Badeschwamms, dafür waren die Blicke, die sie um sich warfen, von einer Güteklasse, die ungefähr Folgendes besagte: »Hömma, wenne jetz nich schnell machs, wattich will, bisse alle, ey.«
    Rosalies Rechte schwebte schon über ihrer Drillpistole.
    Willard warf ihr einen Blick zu, der besagte: Denk daran – du darfst erst schießen, wenn’s nicht anders geht.
    Ich verdrehte die Augen und fragte mich, wieso ich Arthur Crow, dem wir dieses Oberwelt-Abenteuer schließlich verdankten, nicht schon längst eins auf die Nuss gehauen hatte, um ihm zu verdeutlichen, dass ich nicht bereit war, für seine arroganten Dummheiten den Kopf hinzuhalten.
    Einzig Mr. Crow schienen die Lederkerle nicht zu beeindrucken. Er rief: »Wenn ihr heute Abend noch einen Zahn im Maul haben wollt, kniet ihr euch jetzt in den Schnee und betet uns an.«
    Ich glaubte, ich hätte mich verhört. Ich hörte Rosalie vor Schreck keuchen und Willard einen ungläubigen Fluch ausstoßen. Trotz ihres rudimentären Gripses begriffen die sieben Oberweltler sofort, dass der Fremde sie beleidigt hatte.
    Mit einem kollektiven Aufschrei rückten sie gegen uns vor.
    Artie schaltete drei von ihnen mit der Handkante aus, bevor sie ihre Knüppel auch nur heben konnten. Willard stellte einem Kerl, der sich an Rosalie vergreifen wollte, ein Bein, sodass er mit der Nasenspitze gegen eine Mauer krachte, Blut verspritzte und heulend davon lief.
    Der Fünfte hatte mich an der Gurgel und würgte mich, als Rosalie ihm mit dem Griff ihrer Drillpistole eins überzog.
    Als wir uns umwandten, hatte Artie Crow die beiden letzten Schläger niedergestreckt. Dass die Bande aus Gendarmen des Oberwelt-Bürgermeisters bestand, die den Auftrag hatten, uns eine Lektion zu erteilen, erfuhren wir erst nach der Rückkehr.
    Dann arbeiteten wir uns in die Innenstadt vor, die an Perfidem, Dreckigem und Gemeinem alles übertraf, was ich aus dem Filmarchiv kannte. Was hatte dieser Scheiß-Komet aus der Menschheit gemacht! Die meisten Typen, deren Weg wir kreuzten, waren völlig verblödet. In den Gassen und Kaschemmen herrschte eine Menschen verachtende Brutalität, in der stets der Stärkere das Sagen hatte: »Du hast da was, das mir gefällt, und das nehm ich dir jetzt weg.« Diese Einstellung zeigte sich sehr deutlich gegen Mitternacht, als ein zwei Meter großer Albino mit Wildschweinhauern auf der Straße Gefallen an Rosalie Grover fand. Sein Blick war kaum auf sie gefallen, als er seine Keule hob, um sie ihr über den Schädel zu ziehen.
    Willard schubste Rosalie zur Seite. Die Keule donnerte zu Boden. Der Albino grunzte und holte erneut aus. Da war Lieutenant Arthur Crow heran. Seine Stiefelspitze krachte in das Gemächt des Hünen, der auf der Stelle zusammenklappte und nach Luft schnappte. Die Keule entglitt seinem Griff, und Crow hob sie lässig auf, zielte genau und ließ sie dann in seinen Nacken krachen. Der Albino legte sich flach und rührte sich nicht mehr.
    Die wenigen Zuschauer klatschten Beifall. Offenbar hatte Crow einen besonders schlimmen Finger ausgeschaltet.
    »Jetzt hab ich aber die Schnauze voll«, sagte er und spuckte wütend aus. »Der Nächste, der sich daneben benimmt, kriegt ‘ne Drillkugel ab, Befehl oder nicht.«
    Willard und Rosalie bedankten sich bei ihm für seinen reaktionsschnellen Einsatz.
    »Schon gut«, erwiderte Artie. »Für ‘ne hübsche Frau riskiert man schon mal was.« Er zwinkerte Rosalie zu, die zu meinem Erstaunen ziemlich errötete. Da die Zuschauermenge zunahm und wir keine Auseinandersetzung mit Freunden des Hünen riskieren wollten, verschwanden wir in einer Kaschemme.
    Ein Fehler. In dem Laden war die Hölle los, und wir kamen vom Regen in die Traufe. Wir hatten kaum den Fuß über die Schwelle gesetzt, als jemand die Gurgel eines anderen packte und im Nu die schönste Schlägerei im Gange war.
    Es war kein Kampf, bei der jemand, der zu Boden ging, in Ruhe gelassen wurde. In dieser von keinerlei Ethik behinderten schönen neuen Welt war es vielmehr so, dass die größte Sau am weitesten kam; dass man feste nachtrat, wenn der Gegner besinnungslos auf dem Boden lag, und Spaß daran hatte, einem auf den Knien um Gnade Flehenden ein Messer zwischen die Rippen zu schieben.
    Dank unserer Nahkampfausbildung wurden wir körperlich nicht ernsthaft verletzt. Ich behaupte aber, dass die Brutalität dieser »Menschen« uns – also wenigstens Rosalie, Willard und mir – einen psychischen Knacks zufügte. Das animalische Hauen und

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