146 - Winterkrieger
Paddy O’Hara gehörte nicht zu den Menschen, mit denen sie befreundet sein wollte.
»Und in dieser Funktion wurde mir bald klar«, fuhr Paddy fort, »dass nur Verlierer auf Präsident Crow setzen.«
»Auf wen setzen Gewinner?«, fragte Ayris.
»Auf ihn.« Paddy streckte eine Hand aus und deutete über ihre Schulter hinweg.
Ein Schatten fiel über sein Gesicht.
Ayris drehte den Kopf und blickte in die liebenswürdig lächelnde Miene von Colonel Mountbatton.
»Pleased to meet you«, sagte er mit dem typisch britischen Akzent, den sie aus den Archivfilmen kannte. »I hope you guess my name.«
***
Als Präsident Arthur Crow am nächsten Morgen in sein Stabsbüro kam, überbrachte Sergeant O’Hara ihm die betrübliche Nachricht vom Ableben des Bürgermeisters.
»Nach allem, was wir bisher wissen, Sir«, sagte der Sergeant, »fiel er Attentätern zum Opfer, die gestern Abend ins Rathaus eindrangen.«
»Wurde ohnehin Zeit, dass er mal abgelöst wird«, sagte Crow trocken. »Was weiß man über die Attentäter?«
»Eine Hälfte des Duos wurde eindeutig identifiziert, Sir. Es handelt sich um Captain Grover, Ihre Adjutantin.«
»Ach.« Crow schaute überrascht auf.
»Sieh mal einer an! Nun ja, man kann den Menschen nun mal nicht in den Kopf schauen, nicht wahr?«
Der Mann, der sich Sergeant O’Hara nannte, glaubte ein verhaltenes Schmunzeln um Crows Mundwinkel spielen zu sehen.
»Weiß man schon etwas über ihre Motive?«
»Ähm… nein, Sir.« O’Hara zuckte ratlos die Achseln.
»Gerüchten zufolge…« Er hüstelte.
»Ja, Sergeant?«
»Nun, Gerüchten zufolge soll der Bürgermeister in gewissen Kreisen… relativ unbeliebt gewesen sein.«
»Hab ich auch schon gehört.« Crow grunzte. »Und die andere Hälfte?«
»Die andere Hälfte, Sir?« O’Hara setzte eine fragende Miene auf.
»Die andere Hälfte des Attentäter-Duos.«
»Ach so.« O’Haras Gestalt straffte sich. »Die Zeugen sprechen von einem schnauzbärtigen Element, das vor allem durch Unerschrockenheit und Zielsicherheit bestach. Der Bürgermeister geht auf sein Konto.«
»Danke, Sergeant.«
Präsident Crow gab seinem Untergebenen mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er gehen könne.
Als er weg war, rief Crow den Stellvertretenden Chef des Nationalen Sicherheitsrates an und bat ihn, eine neue Adjutantenstelle auszuschreiben.
Nachdenklich betrachtete er den Monitor vor sich. Der Bildschirmschoner zeigte ihm eine Folge von Bildern, die er aus den Fotoarchiven des 20. Jahrhunderts zusammengestellt hatte. Nicht zum ersten Mal fiel ihm die verblüffende Ähnlichkeit einer Sängerin namens Jennifer Lopez mit Ayris Grover auf. Doch jetzt hatte das Bild seinen Reiz verloren. Er würde es wohl löschen –– genauso wie Ex-Captain Grover, die Renegatin. Die Winterkrieger sollten sich ihrer annehmen. Er würde den Befehl dazu noch heute geben…
ENDE
Weitere Kostenlose Bücher