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146 - Winterkrieger

146 - Winterkrieger

Titel: 146 - Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Garcia zog seine Pelzmütze an den Ohrenschützern tief ins Gesicht, atmete ein und hob vorsichtig den Kopf. Trotz des Schneefalls konnte er die Gestalten am aufblasbaren Iglu erkennen. Es waren drei Burschen von humanoidem Äußeren, was in dieser Gegend weiß Gott nicht die Regel war. Da sie der Jahreszeit gemäß bekleidet waren, konnte er ihre Gesichter nicht sehen. Ihre Bewegungen besagten jedoch, dass sie nichts Gutes im Schilde führten: Sie gingen geduckt, huschten hin und her und verhielten sich so wie jemand, der verbotenen Geschäften nachgeht.
    Verdammt! Dabei hatten sie das Lager extra außerhalb des Ringgebirges um den Kratersee aufgeschlagen – innerhalb dessen ganzjähriger Sommer herrschte statt Eiseskälte! –, weil sie sich hier sicherer geglaubt hatten.
    Garcia dachte an York, Kelly und die kleine Sweet.
    Haben Sie sie umgebracht? Um Sweet hätte es ihm Leid getan, denn sie hatte zu Hause ein Kind, dessen Vater, ein Ranger, kurz vor ihrer Abreise in den Appalachen ins Gras gebissen hatte.
    Ich würde sonst was dafür geben, dachte Garcia, wenn ich wüsste, wie viele von diesen Typen sonst noch auf der Lichtung zugange sind… Ohne den Blick zu senken, öffnete er mit seiner Rechten das Drillerholster und zog die Waffe hervor.
    Den Bauchansatz hatte Garcia während der monatelangen Expedition verloren. Er war nun drahtig und flink. Außerdem war er schon immer ein guter Schütze gewesen. Er hatte nie Munition verschwendet und konnte es notfalls mit einem Dutzend Barbaren aufnehmen…
    Auch mit euch, ihr Lumpenpack… Dann brach die Wolkendecke etwas auf. Das Licht des Silbermonds fiel zur Erde nieder und erhellte kurz die Visage einer Gestalt am Eingang des Iglus. O nein… Garcia erstarrte vor Schreck als er es sah. Es war eigentlich gar kein Gesicht. Es war eine Fratze, ein stumpfes Maul mit Augen und Nasenlöchern. Er hatte noch nie einen Daa’muren in seiner Echsengestalt gesehen, kannte diese Wesen nur aus den Berichten der Allianz, die Drax und Konsorten damals auf der Insel Pico dem Weltrat vorgelegt hatten. Ihn schauderte.
    Dann schloss sich das Loch in der Wolke und das Bild verschwand. Alles war so schnell gegangen, dass Garcia sich sofort fragte, ob es Wirklichkeit oder eine Halluzination gewesen war. Auf dem langen Weg von Washington über die Beringstraße hierher hatten jede Menge Mutationen ihren Weg gekreuzt, doch keine hatte so schaurig, entschlossen und intelligent auf ihn gewirkt.
    Garcia seufzte stumm. Washington… sein warmer Heimatbunker. Präsident Arthur Crow. Er war zwar ein mächtiger Mann, doch auch er konnte nichts dagegen tun, dass eine fremde Macht über die Freiheit seiner Tochter gebot.
    Garcia erinnerte sich genau an den Abend vor fünf Monaten.
    CROW: »Ich wüsste es wirklich zu schätzen, wenn sich jemand fände, der den Mut hat, zum Kratersee vorzustoßen und es mit diesen Kreaturen aufzunehmen.«
    GARCIA: »Nun, Sir…«
    CROW: »Da es um meine Tochter geht, kann ich natürlich niemandem den Befehl zu einem solchen Unternehmen erteilen.«
    GARCIA: »Verstehe, Sir. Ich wette, ich finde sofort ein Dutzend Leute, die mitmachen. Sie müssten nur eine Möglichkeit finden, sie mit allem Nötigen auszurüsten – und ihnen eine ordentliche Belohnung versprechen.« Und ich, hatte er gedacht, könnte als Leiter der Expedition gleich ein paar Stufen in der Karriereleiter überspringen. Ich brauche die Tochter des Alten nur heil aus der Gefangenschaft zurückzuholen. Was braucht man dazu? ‘ne gute Ausrüstung und ‘n Dutzend an allen erdenklichen Waffen ausgebildete Agenten, die was vom Rest der Welt sehen wollen.
    Und jetzt? Jetzt hatten seine drei letzten Gefährten »die schwarzen Essensmarken abgeholt«. Jetzt war nur noch er übrig: Ramon Garcia, dem der Adjutantenjob zu bieder gewesen war. Ramon Garcia, der ein Abenteuer hatte erleben wollen. Ramon Garcia, den es gejuckt hatte, Außerirdische zu sehen. Ramon Garcia, der weder Tod noch Teufel fürchtete – und schon gar nicht die dämlichen Gottheiten der heutigen Barbaren.
    Garcia hob den Driller und legte an.
    Ein Daa’mure kam aus dem Iglu und hielt den anderen Echsen mehrere Finger unter die Nase: Vier!
    Er hat unsere Schlafsäcke gezählt, dachte Garcia. Ein mörderischer Schreck durchzuckte ihn. Jetzt wissen sie, dass noch einer von uns hier draußen ist.
    »Verdammt«, murmelte er, senkte die Waffe und schaute sich um. Wo sollte er hin? Er hatte keine Chance. Wenn die Echsen clever waren – und da

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