1468 - Zentralplasma in Not
gestand der Posbi. „Tatsächlich nicht?" fragte Punternat, den dieses Geständnis nicht sonderlich überraschen konnte. „Macht nichts. Gut, du hast mir die Nachricht überbracht, und ich habe sie zur Kenntnis genommen. Ich werde zur Stelle sein, wenn die Besucher eintreffen."
„Das reicht nicht", behauptete der Posbi. „Ich soll dich begleiten und dafür sorgen, daß du pünktlich bist."
„Wer hat das gesagt?"
„Das Zentralplasma."
„Bist du sicher? Ich wette, es war Weggelbil."
„Aber ich kenne diesen Weggelbil doch gar nicht!"
„Dann hast du Glück", sagte Punternat trocken. „Das ist ein unangenehmer Zeitgenosse, absolut ungenießbar, einfach ekelhaft - der Teufel soll ihn holen."
„Du führst seltsame Reden!" sagte der Posbi verwundert. „Ich sollte Nachfrage halten, ob du wirklich derjenige bist, den ich holen soll."
„Au ja!" rief Punternat hoffnungsvoll. „Tu das!"
„Schon geschehen", erklärte der Posbi. „Du bist es. Und nun komm endlich."
„Gemach, gemach", sprach Punternat beschwichtigend. „Welcher Art sind die Besucher, denen ich meine Dienste zur Verfügung stellen soll?"
„Warum interessiert dich das?" fragte der Posbi ratlos. „Weil ich ihnen in ihrer eigenen Gestalt entgegentreten möchte."
„Wieso?"
„Weil es ein Gebot der Höflichkeit ist."
„Du bist der erste, von dem ich solchen Unsinn höre! Aber wenn du es unbedingt wissen willst: Es sind Haluter."
„Wie langweilig!" stöhnte Punternat. „Haluter! Täglich kommen irgendwelche Haluter hierher. Kann's nicht mal was anderes sein?"
„Zum Beispiel?"
„Terraner!"
„Das wäre sensationell!" gestand der Posbi ein. „Siehst du?" rief Punternat triumphierend. „Selbst dir fällt es auf, nicht wahr? Es kommen keine Terraner. Es kommen auch keine anderen Intelligenzen von interessanter Gestalt. Nur immer und ewig diese Haluter. Es ist zum..."
„Was hast du gegen die Haluter einzuwenden?" fiel der Posbi ihm hastig ins Wort. „Ich wollte gar nichts Unanständiges sagen", bemerkte Punternat beleidigt und fügte nachdenklich hinzu: „Obwohl ich es natürlich tun könnte. Wer wollte mich daran hindern?"
Wäre der Posbi ein Mensch gewesen, dann hätte er wohl in wachsender Verzweiflung die Augen gen Himmel verdreht - oder einen Wutanfall bekommen. Da der Posbi aber ein Roboter war, zog er lediglich seine Sehzelle ein und schwebte demonstrativ einen Meter rückwärts. „Ich will dir sagen, was ich gegen Haluter habe", fuhr Punternat unbeeindruckt fort. „Wie du siehst, bin ich ein bißchen - hm - klein geraten, jedenfalls für einen von meiner Art."
„Du bist ausgesprochen mickrig", stimmte der Posbi in typisch robotischer Aufrichtigkeit zu. „Paß bloß auf." knurrte Punternat. „Aber ich schätze, diesmal werde ich es einfach überhören."
„Tu das", empfahl der Posbi. „Und jetzt..."
„Hör auf, zu drängeln!" befahl Punternat ungehalten. „Ich kann nicht die Gestalt eines Haluters annehmen."
„Natürlich kannst du das!"
„Ich kann es nicht! Ich bin zu klein."
„Na und?"
„Entweder", sagte Punternat und bildete flink zwei Hände, um die sich ihm bietenden Möglichkeiten an den Fingern abzählen zu können, „entweder trete ich als Zwerg-Haluter auf -und das ist würdelos -, oder ich gebe eine derart windige Gestalt ab, daß ich ständig irgendwo ins Zerfließen gerate. Und das ist unhöflich und rücksichtslos, wie selbst du erkennen müßtest. Geradezu unappetitlich. Vor allem für unsere Gäste. Wer sieht schon gerne einem Artgenossen zu, der gerade dabei ist, sich in einen wabbeligen Klumpen aufzulösen? Ich täte es schon mal nicht. Würde mir nicht gefallen. Nein, mein Herr!"
„Es reicht, wenn sie dich als das sehen, was du bist", behauptete der Posbi ungehalten. „Das wiederum ist würdelos für mich!" protestierte Punternat. „Der Nachfahre eines so berühmten Mimen...„ „Wie bitte?"
„Ich bin der Nachkomme eines sehr berühmten Schauspielers!" erklärte Punternat und warf sich in die nicht vorhandene Brust. „Hast du das etwa nicht gewußt?"
„Ich weiß noch nicht einmal, was das überhaupt sein soll - ein Schauspieler!"
„Natürlich nicht!" schnarrte Punternat verächtlich. „Du bist eben nur ein Posbi. Ein Posbi kann kein Schauspieler sein."
Damit traf er wohl einen empfmdlichen Stromkreis im metallenen Leib seines geplagten Gegenübers, denn der Roboter fuhr demonstrativ alle seine Sinnes- und sonstigen -fühler und -arme aus und ähnelte infolgedessen einem
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