1469 - Impulse des Todes
die Freveltaten begehen, darf man nicht zuviel wissen lassen. Ist euch das klar?"
Phoram hob seinen Kopf. Ihm war anzusehen, daß er etwas sagen wollte, aber noch suchte er nach den passenden Worten.
In diesem Augenblick erfolgte die Explosion...
Die Fesselfelder reagierten nicht auf die Druckwelle, denn sie waren auf feste Materie programmiert. Der Schock raste durch die Räume und riß die Cantaro und auch den Anoree von den Stühlen. Der Donnerhall prasselte unerträglich laut in den Ohren. Kleinere Gegenstände wurden durch die Luft gewirbelt und prallten gegen die Wände aus Hartplastik. Lampenkörper und ihre Verschalungen stürzten von den Decken.
Dann bauten sich plötzlich schillernde Energiewände auf. Die Zusatzeinrichtungen zur Sicherung der Gefangenen hatte angesprochen. Ihre Automatiken hatten auf die Druckwelle reagiert, denn sie hatten diese als einen Fluchtversuch der Droiden gedeutet.
Im Nu waren die Räume voneinander durch Energiesperren getrennt, die auch nicht den geringsten Luftzug passieren ließen.
Eine Alarmsirene plärrte durch die entstandene Stille. Ihre durchdringenden Töne überdeckten das Stöhnen der Gestalten, die sich noch auf dem Boden wälzten und allmählich wieder auf die Beine kamen. „Was soll das bedeuten?" schrie Phoram aufgebracht, aber Degruum sah nur, wie er seinen Mund bewegte. Hören konnte er ihn wegen der zusätzlichen Absperrungen nicht mehr.
Der Anoree mußte mit seiner Beherrschung kämpfen. Passiert war ihm nichts, aber die Chance, endlich mit den Cantaro in ein vernünftiges Gespräch zu gelangen, war durch diesen Zwischenfall wieder vertan.
Was war überhaupt geschehen? Degruum blickte sich um.
Irgendwo im Wohnbereich der Droiden mußte etwas explodiert sein. Durch die nach außen hin abgeschotteten Räume hatte die entstandene Druckwelle nicht unerheblichen Schaden angerichtet, denn sie hatte keinen schnellen Weg ins Freie fmden können.
Degruum selbst war im Augenblick von den anderen Bereichen abgeriegelt, denn auch in seinem Rücken hatte sich ein Sperrfeld aufgebaut, das für alles undurchdringbar war. „Die Explosion fand im rückwärtigen Teil der Cantaro-Unterkunft statt", teilte ihm der mikroskopische Berater im linken Ohrläppchen mit. „Aus den Anzeichen ist nicht zu erkennen, ob die Cantaro sie ausgelöst haben oder ob sie eine andere Ürsache hat. Die Druckwelle muß einen Auslaß gefunden haben, sonst wären die Zerstörungen hier noch bedeutend stärker."
Degruum entgegnete nichts. Dazu war er nicht in der Lage.
Der vielleicht entscheidende Versuch, eine gedankliche Brücke zu den Cantaro zu schlagen, war zunichte gemacht worden. Er ballte stumm die Fäuste, um seinen Ärger und seine Enttäuschung zu verbergen. Wahrscheinlich mußte er von vorn anfangen. Und dann waren die Vorzeichen vielleicht noch ungünstiger.
Berater meldete sich noch einmal, mit einem einzigen Wort in der anorischen Sprache.
Und dieses Wort bedeutete: Impuls des Todesl Degruum verstand, was der Mikrocomputer damit andeuten wollte. Noch war er durch die überraschenden Ereignisse zu verwirrt, um die richtigen Schlußfolgerungen daraus zu ziehen. Und außerdem mußte er warten, bis er aus der mißlichen Lage befreit wurde.
*
Sato Ambush war ein sehr gefestiger Mensch, der mit der Geduld des erfahrenen Wissenschaftlers alle Aufgaben anging. Er wußte, daß zu große Eile oder überstürztes Handeln den Mißerfolg heraufbeschworen. Wenn er dennoch manchmal kleine Launen zeigte, dann lag das einfach daran, daß im Augenblick zu viele Aufgaben und eine Menge Verantwortung auf seinen Schultern lasteten.
Er hatte eigentlich alles, was er zur Bewältigung der anstehenden Aufgaben brauchte. Die technischen Einrichtungen der Stützpunktwelt Heleios, die vorhandenen Syntroniken, das Hilfspersonal, all das stimmte und paßte zusammen. Und dennoch trat er auf, der Stelle, was ihn eher frustrierte als zu größerer Aktivität anstachelte. Die durchgreifenden Erfolge ließen in mehreren Bereichen auf sich warten. Um eine große Aufgabe brauchte er sich nicht zu kümmern, um die Umrüstung der BASIS. Das Gigantschiff der Menschheit schwebte seit sieben Wochen im Orbit um Heleios und wurde dort mit einem beispielhaften Aufwand umgerüstet. Die Technik der BASIS war für den heutigen Standard einfach überaltert. Die Entwicklung in den vielen Jahren, in denen das Schiff ein einsames Dasein gefristet hatte, war weitergegangen. Die Verantwortlichen hatten das erkannt
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