147 - Hinter der Totenmaske
Fahrzeuge. Es handelte sich um zwei
cremefarbene Peugeots.
Die beiden
Freunde fuhren durch die engen Gassen, bis sie an eine Kreuzung kamen, wo sich
ihre Wege trennten.
Iwan
Kunaritschew fuhr weiter in südliche Richtung nach Aigues-Mortes, Larry Brents
Weg führte Richtung Montpellier, um auf die Autobahn zu kommen.
Ein letztes
Zuwinken, dann reihte sich X-RAY-3 in den fließenden Verkehr ein. Augenblicke
später hatte auch Iwan Kunaritschew die Gelegenheit, aus der Seitenstraße
herauszukommen.
In der
Hauptstraße herrschte starker Verkehr. Es kam zu zahlreichen Staus und damit zu
unliebsamen Aufenthalten, die Zeit kosteten.
Iwan
Kunaritschew nutzte die Warteperioden, um in einem kleinen Band mit Bildern und
Texten von der Provence zu blättern.
Ihn
interessierte besonders Aigues-Mortes.
»Der Name
bedeutete - „Tote Wasser“ - na, sehr heiter hört sich das ja nicht an«,
murmelte er, als er den wenigen Text über die
Entstehung und Geschichte Aigues-Mortes überflog. Die historischen Hintergründe
waren im Telegrammstil aufgezählt, der „Turm der Constanze „ war einer der
markantesten Sehenswürdigkeiten dieser Stadt, die an Zeugen der Vergangenheit schon
einiges zu bieten hatte.
Unwillkürlich
fragte der Russe sich, ob es nur Zufall war, daß die Zigeunerin Estrella hier
auftauchte - oder eine gezielte Unternehmung?
Doch alle
Überlegungen konnten nur Vermutungen bleiben, solange ihm keine weiteren Faktoren
und Informationen zur Verfügung standen.
Als er den
Stadtkern von Arles endlich hinter sich hatte, ging es mit der Fahrt auch
flüssiger weiter.
Der Verkehr
Richtung Aigues-Mortes war erträglich. Es gab genügend Raum, um zu überholen,
und Kunaritschew fuhr, so schnell es ihm möglich war.
Über dem
Meer brauten sich Wolken zusammen. Die Luft wurde diesig - es lag eine
Wetterveränderung in der Atmosphäre.
Doch wo
Wolken sich über dem Meer bildeten, lösten sie sich auch wieder auf und
erreichten erst gar nicht das Land, obwohl es eine Zeitlang so aussah, als
würde sich der Himmel völlig verfinstern.
Wieder
strahlend blauer Himmel. Die Sonne schien warm durch die Scheiben des
Fahrzeuges, und Iwan Kunaritschew kurbelte die Fenster herunter, um die Hitze
im Innern des Wagens nicht zu groß werden zu lassen.
Alle
Parkplätze vor den Mauern Aigues-Mortes waren bereits besetzt. Kunaritschew
fuhr durch das Südtor in die engen, holprigen Gassen bis zu dem kleinen Hotel „Che‘rie“,
in dem aufgrund von Hinweisen durch den PSA-Nachrichtenagenten jene fragliche
Zigeunerin abgestiegen sein sollte.
Die Straße
entlang standen Fahrzeuge ohne Zahl, und Iwan Kunaritschew fand mit Mühe in
einer Parallelstraße einen Einstellplatz, wo er seinen Peugeot parkte.
Er nahm
Reisetasche und Koffer mit und ging dann zu Fuß in das etwa achthundert Meter
entfernt liegende „ Hotel Chérie“.
Es handelte
sich um ein einfaches, aber gepflegtes Haus.
Bei seinem
Eintritt fiel ihm sofort das große Plakat neben der Treppe auf. Es trug ein
Bild Estrellas und die Balkenüberschrift:
„Sie ist in
unserem Haus.
Madame Estrella - die Frau, die ihre Zukunft weissagt.
Anmeldungen
jederzeit telefonisch und an der Rezeption. „
Die
Informationen stimmten also.
Iwan belegte
ein Zimmer in der zweiten Etage. Während er sich eintrug, unterhielt er sich
beiläufig mit dem grau-haarigen Portier und brachte dabei die Rede geschickt
auf die Zigeunerin.
»Haben Sie
die Absicht, Monsieur, sich die Zukunft weissagen zu lassen ?« fragte der Franzose.
»Warum
nicht? Wenn man schon mit einer solchen Berühmtheit unter einem Dach wohnt,
wäre es töricht, die Gelegenheit nicht beim Schopf zu packen, nicht wahr ?«
»Soll ich
Sie in die Warteliste eintragen, Monsieur ?« fragte der
Portier dienstbeflissen.
»Nein,
danke. Es ist nicht nötig. So sehr eilt es mir nicht. Ich bin schließlich noch
einige Tage hier .«
»Naturellement,
Monsieur. Ganz wie Sie wollen .«
»In welcher
Etage wohnt denn Madame Estrella ?« fragte er
beiläufig.
»Im ersten
Stock, Monsieur. Sie hat Zimmer 116 - und Sie befinden sich eine Etage höher,
genau darüber .«
Iwan
Kunaritschew hob erstaunt die Augenbrauen. »Na, wenn das kein gutes Omen ist.
Dann komme ich vielleicht davon, ohne ein Erfolgshonorar zu zahlen. Allerdings
muß ich dann wohl meine Gedanken ein bißchen im Zaum halten. Wenn Madame so
hellsichtig ist...«
Er hob den
Blick. In seinen Augen war ein schelmischer Ausdruck. Der Russe grinste von
einem Ohr zum
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