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147 - Stunde X

147 - Stunde X

Titel: 147 - Stunde X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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küsste seiner Königin die Hände, legte sich vor ihrem Thron auf den Boden und berührte auch ihre Füße mit seinen Kauwerkzeugen. »Mein Leben lege ich vor dir nieder, o Ch’zzarak, meine geliebte Königin.«
    »Erhebe dich, mein treuer Chorr’nizz.« Obwohl die Königin von Aarachne seit ihrer Verpuppung und Umwandlung die menschliche Sprache bevorzugte, antwortete sie in dem dunklen, metallenen Brummen ihres Volkes. Überhaupt glichen ihre schlanke Gestalt und ihr schönes Gesicht jetzt in vieler Hinsicht jenen Kreaturen, die vor Urzeiten Aarachne bewohnt und beherrscht hatten. Erst in den letzten Jahren waren sie wieder in den Ruinen aufgetaucht und hatten jüngst sogar ein Bündnis mit der Königin geschlossen.
    »Was habt ihr gesehen im fernen Osten? Mit welchen Nachrichten kehrst du zurück zu mir?«
    »Schlechte Nachrichten, wenn man den Frieden liebt, meine Königin. Gute jedoch für das zornige Herz jedes Kämpfers, in dem die Gier nach Kampf und Nahrung brennt.«
    »Du selbst scheinst mir hin und her gerissen, Chorr’nizz«, sagte die Königin, und dieser Zug an ihm schien ihr nicht zu missfallen. »Aber wisse, dass ich den Frieden vorziehe, denn an meinem Herzen liegt das Wohl von drei Milliarden. Berichte.«
    »Die Wesen, welche die Menschen Daa’muren nennen, haben einen Wall zwischen dem kleinen Meer, dem Kratersee, und dem großen Meer, dem Pazifik, errichtet.«
    »Wie soll jemand einen derart gigantischen Wall bauen können?«
    »Geschöpfe, die in der Glut des Erdinneren leben, dienen ihnen, meine Königin. Wie Drachen der Urzeit sehen sie aus, und sie haben den Grund des Sees aufgebrochen und flüssige Glut aus dem Bauch der Erde befreit. Mit ihr errichteten sie den Wall. Danach pumpten andere Wesen das kleine Meer leer.«
    »Ist das denn möglich, Chorr’nizz?« Die Königin saß jetzt sehr gerade auf der Kante ihres Thrones.
    »Wir haben es gesehen! Niemals würde ich wagen, in deiner Gegenwart Legenden zu verbreiten! Gewaltige Kreaturen, die ihre Gestalt ändern können, dienen den Außerirdischen. Als sie das Wasser aus dem Krater in den Pazifik pumpten, glichen sie ungeheuerlichen Würmern.«
    »Pumpten sie so viel Wasser ab, dass ihr auch den Kometen sehen konntet, mit dem die Daa’muren einst auf die Erde kamen?«
    »Ja, meine Königin. Er sieht aus wie das gewaltige Trümmerstück eines Mondes!«
    »Weiter, treuer Chorr’nizz!« Die Fühler auf dem Käferkopfhelm der Königin zitterten, so wie auch ihre Stimme.
    Die Nachrichten erregten sie außerordentlich. »Was ist mit den Waffen, von denen Maddrax erzählte und die er ›Nuklearbomben‹ nannte?«
    »Wir haben auch sie entdeckt, meine Königin. Zu einem größeren Teil liegen sie noch in einem dichten Ring rund um das kleine Meer und in dessen Ufernähe. Die Außerirdischen lassen dickhäutige Bestien für sich arbeiten. Diese schleppen zahlreiche Metallgerüste vom Ufer in die wasserfreien Teile des Sees. Im gleich bleibenden Abstand vom Kometen entfernt richten sie die Gerüste auf und haben schon damit begonnen, die ersten Bomben an ihnen zu befestigen…«
    ***
    Südostengland, Anfang September 2521
    Am nordöstlichen Horizont schimmerte ein milchiger Streifen. Der Mond war untergegangen, ein strahlend heller Stern stand tief im Süden und färbte den Himmel in seiner unmittelbaren Umgebung tiefblau. Die Venus. Commander Matthew Drax, den die Barbaren »Maddrax« nannten, war in ihren Anblick versunken. Genau wie er die Stunden zuvor in den Anblick der Mondsichel versunken gewesen war. Hin und wieder blickte er wie suchend stromabwärts nach Südosten.
    Matt Drax war allein. Ein rares Gut in dieser bewegten Zeit, solche einsamen Stunden. Reisen, Konferenzen, Planungen, Einzelgespräche, Auseinandersetzungen, Kämpfe – so etwa hieß der Stoff, aus dem seine Tage in den letzten Monaten gestrickt gewesen waren. Und nun war er allein; allein am Südufer der Themse östlich der letzten Ruinenausläufer. Seit Mitternacht schon.
    Der Mann aus der Vergangenheit wartete.
    Zeit zum Nachdenken. Stundenlang hatte er den Mond und die Sterne betrachtet und nachgedacht. Über diese Welt, über die Menschen, über sich selbst. Über seine Vergangenheit.
    Siebenunddreißig Jahre lebte er nun unter diesem Himmel und auf dieser Erde. Auch wenn die Venus, die er jetzt gerade betrachtete, und die Erde, auf der er jetzt gerade saß, schon fünfhunderteinundvierzig Jahre älter waren als zum Zeitpunkt seiner Geburt – er hatte doch nur

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