1472 - Loge der Unsterblichen
in gewisser Weise waren sie auch gestorben.
Leben heißt handeln, heißt geben und nehmen.
Das wurde Eleiher auf einmal klar, während er den Geruch der Vergangenheit einatmete, die turbulenten Jahre des frühen ZEITALTERS DES GEISTES wieder aufleben ließ.
Entschlossen sprang er auf, rannte aus dem Schiff, sprang aus der Luftschleuse in die Tiefe und kletterte dann den steilen Hang des Kraters hinauf. Als er oben angelangt war, keuchte er. Aber er fühlte sich so wohl, so vital wie schon seit hunderttausend Jahren nicht.
Er würde mit Iridora reden.
Er würde sie an ihr Vorhaben erinnern, und wenn sie immer noch dazu stand, wollte er sich als ihr Partner anbieten.
Hinein ins Universum fliegen und am Pulsschlag des Lebens fühlen. Das war seine Sehnsucht - und gleichzeitig seine Furcht.
Eleiher wußte nicht, was von beiden er mehr genoß, oder was ihn mehr abschreckte.
Er wußte später, nachdem er mit Iridora gesprochen hatte, nur eines, nämlich daß sein Zorn und seine Enttäuschung über ihre Feigheit alle anderen Emotionen überwog.
Statt mit einer Begrüßung empfing ihn die Letztgeborene mit den Worten: „Seit wann umhüllst du deinen Kopf nicht mehr mit MIC? Es ist schon gar nicht mehr wahr, daß ich dich ohne diesen Kopfschmuck gesehen habe."
„Die Maschine MIC ist vergessen. Es gibt wahrhaftere Maschinen", sagte er leidenschaftlich und erklärte ihr dann den Grund seines Besuches. Er endete mit der Frage: „Wärest du bereit, einen Erkundungsflug aus Amagorta nochmals zu befürworten?" Und Iridora antwortete: „Ich weigere mich, diese Idee wieder aufzugreifen. Ich war irregeleitet. Es hat sich erwiesen, daß es keinen Grund gibt, nach draußen zu gehen." Sie machte eine Pause und sah Eleiher prüfend an. „Und sei ehrlich, Eleiher, hast du nicht auch Angst vor dem, was dich jenseits von Amagorta erwartet?"
Sein Zorn wuchs, denn er fühlte sich von Iridora durchschaut.
Es stimmte, er hatte noch nie solche Angst verspürt, wie bei dem Gedanken, die Sicherheit Amagortas zu verlassen.
Er kehrte ins Raumschiff zurück und begnügte sich damit, seine Technik wiederzuentdecken und die früheren Zeiten im Geist aufleben zu lassen.
Er hatte diese Maschine einst gesteuert, ihr sein Wissen aufgezwungen, war damit von einer Station der Schwarzen Sternenstraßen zur andern geflogen - hatte alle Wunder des Universums geschaut Warum vermochte er es nun nicht mehr? Wo war die Kraft geblieben, all diese selbstverständlichen Dinge des Lebens zu tun?
Eleiher hätte am liebsten- über seine beschämende Feigheit geweint. Was war nur aus ihnen, den großen und einst so mächtigen Amarena geworden.
Biologische Denkmaschinen! Wandelnde Tote! 5. „Na, bist du nun klüger als zuvor, Perry Rhodan?"
Die Stimme des Nakken drang in seinen Geist und riß ihn in die rauhe Wirklichkeit zurück.
Eben noch hatte er das erhebende Empfmden vom geistigen Wirken der Archäonten über Hunderttausende von Jahren hinweg gehabt, das Rütteln des DORIFER-Schocks an Iridoras Geist - und jetzt weckte ihn die synthetische Stimme Ermancluqs aus diesem realistischen Traumerleben.
Perry Rhodan hatte das Leben und Streben der Archäonten nicht nur als Unbeteiligter vorgeführt bekommen -er war Iridora, die Letztgeborene, gewesen.
Er hatte mit ihr den geistigen Höhenflug mitgemacht, die allmähliche Wandlung vom kapriziösen Wunderkind bis hin zur reifen, verantwortungsvollen Archäontin. Er hatte mit ihr gelitten, als im Lauf der Äonen immer wieder die Ausläufer von Hyperbeben bis nach Amagorta gedrungen waren, die schließlich in den gewaltigen Strukturerschütterungen des DO-RIFER-Schocks, hervorgerufen durch den Transfer der Galaxis Hangay in die Lokale Gruppe, gegipfelt hatten. Und er hatte danach ihre Sorge um das Wohl ihres Volkes geteilt, daß die Geschehnisse im Standardkontinuum Auswirkungen auf Amagorta haben konnten.
Rhodan bedauerte nachträglich nur, daß Iridora es nicht durchgesetzt hatte, einen Kundschafter nach „draußen" zu schicken. Die Archäonten hätten dem Treiben der Cantaro bestimmt Einhalt gebieten können; dann hätte es vermutlich keine Blitzergefahr gegeben - und die Milchstraße wäre nie abgeschottet worden.
Schade, daß Iridora ihren Plan wieder fallengelassen hatte und daß sich die Archäonten nicht in die galaktischen Belange eingemischt hatten.
Kaum aus Iridoras persona entiassen, wurde ihm voller Schrecken bewußt, daß er Ermancluqs Gefangener war. Rhodan mußte sich erst sammeln, um
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