1472 - Loge der Unsterblichen
sich in die Realität einfinden zu könne. Er befand sich in irgendeinem geheimen Raum der gewaltigen archäontischen Stufenpyramide in der Gewalt dieses verbrecherischen Nakken.
Rhodan versuchte, die eindrucksvollen Bilder über den Zeitraum von Hunderttausenden von Jahren des Lebens der Archäonten in Amagorta zu verdrängen. Er schüttelte Iridoras Psychogramm ab, so daß es ihm gelang, sich allmählich zu sammeln.
Aber die Spekulationen darüber, was geschehen wäre, wenn... ließen ihn nicht los. Und irgendwie hatte er das Gefühl, daß zu diesem Thema noch nicht alles gesagt war.
Hatten die damaligen Geschehnisse und Auswirkungen der durch den Hangay-Transfer entstandenen Strukturverdrängungen die Archäonten gar veranlaßt, Amagorta zu verlassen?
Das allein konnte wohl nicht der Grund gewesen sein. Aber vielleicht gab es Zusammenhänge, hinter die er bei seinem Wissensstand noch nicht kommen konnte.
Perry Rhodan brannte auf die Fortsetzung der Geschichte der Archäonten.
Aber erst einmal befaßte er sich mit den realen Gegebenheiten, und er stellte fest, daß sich die Umgebung verändert hatte. Er befand sich nicht mehr in dem Raum, in den ihn Ermancluq nach seiner Gefangennahme gesteckt hatte. Der Nakk mußte ihn, während er die weitere Geschichte der Archäonten miterlebte, an einen anderen Ort verschleppt haben. Das wiederum bedeutete, daß Ermancluq nicht den suggestiven Sendungen ausgesetzt war, sondern sich ihrer visionären Kraft entziehen konnte, wenn er es wollte. „Ich habe dich in ein sicheres Versteck gebracht", klärte ihn Ermancluq auf. „So sicher kann das Versteck gar nicht sein, daß es meine Freunde nicht früher oder später finden werden", antwortete Rhodan. „Eher später", erwiderte der Nakk und fügte selbstsicher hinzu: „Nämlich zu spät - wenn alles geregelt ist."
Ermancluq sagte nicht, was er mit „alles geregelt" meinte, aber es bedeutete auf jeden Fall nichts Gutes.
Der Nakk hüllte sich in Schweigen und ließ sich seine wahren Absichten auch durch noch so geschicktes Fragen nicht entlocken.
Er hatte Rhodan gegenüber schon eine Andeutung gemacht. Demnach handelte Ermancluq auf den Befehl von Rhodans Intimfeind, der Rhodan, in Ermangelung eines anderen Begriffs „Monos" nannte, weil er offenbar ein Einzelgänger war. Bisher war es Rhodan jedoch noch nicht gelungen, Ermancluq weitere Informationen zu entlocken. Es war schwer, mit Nakken zu kommunizieren, und mit einem Nakken, der sich Stillschweigen auferlegt hatte, war das überhaupt unmöglich.
In anderen Belangen war Ermancluq jedoch geradezu als redselig zu bezeichnen. Speziell, wenn es um seine, des Nakken, Überlegenheit ging. „Diese Pyramide ist nicht nur ein Geschichtsmuseum", sagte der Nakk. „Es ist gleichzeitig auch meine Bastion. Hier herrsche ich."
„Unumschränkt?" fragte Perry Rhodan spöttisch. Er spielte auf seine Freunde und die drei Anoree an, die sich, im Gegensatz zu ihm, Rhodan, noch ihrer Freiheit erfreuten. Und der Nakk Ayshupon nicht zu vergessen! Solange sie frei waren, konnte Ermancluq nicht schalten und walten, wie er wollte.
Inzwischen mußten sie sein Verschwinden längst bemerkt haben. Sie würden nach ihm suchen. „Nach Belieben", antwortete Ermancluq. „Baue nicht zu sehr auf die Hilfe deiner Freunde. Ich kann sie so sehr in Atem halten, daß sie keine Gelegenheit finden, nach dir zu suchen. Zudem habe ich einige zusätzliche Vorrichtungen in diese Anlage eingebaut, die es mir ermöglichen, Besucher auf Schritt und Tritt zu überwachen. Ich bin meinen Gegnern immer um eine Armlänge voraus."
„Warum eigentlich diese Feindschaft?" wollte Rhodan wissen.
Ermancluq gab keine Antwort. Er hantierte mit seinen sechs Armpaaren an irgendwelchen Geräten. Als Rhodan sich in diese Richtung drehen wollte, stellte er fest, daß sein Körper nur bedingt bewegungsfähig war. Er konnte den Kopf zwar drehen, aber von den Schultern abwärts war sein Körper völlig gefühllos. Er saß in einem etwas zu engen Kontursessel, der gewiß kein Produkt der Archäonten war; die Hände lagen gefaltet, und völlig bewegungsunfähig in seinem Schoß. Die Gelenke waren von einem achtförmigen Metallband, das ihn an antike Handschellen erinnerte, umschlossen. Darin mußte ein Projektor eingebaut sein, der das ihn fast völlig umhüllende Paralysefeld erzeugte. „Sind diese Fesseln wirklich nötig?" fragte Rhodan. „Wenn ja, dann schätzt du deine Überlegenheit doch nicht so hoch ein, wie du glauben
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