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1474 - Der Schnitter

1474 - Der Schnitter

Titel: 1474 - Der Schnitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Goldfäden durchzogen, die dem Kleidungsstück ein besonderes Aussehen gaben.
    Bei jedem Schritt geriet der Stoff in Bewegung, und die Goldfäden bewegten sich wie schmale Rinnsale.
    Sandrine sagte nichts. Sie hielt die Lippen geschlossen, denn nicht sie wollte etwas von Mama Rosa, sondern umgekehrt. Sie ging davon aus, dass man ihr etwas mitzuteilen hatte, und war gespannt darauf, was sie zu hören bekam.
    Mama Rosa blieb neben Sandrine stehen. Sie lächelte breit, als sie erkannte, wie gut für den Gast gesorgt worden war. Dann sagte sie:
    »Das Wohlergehen in meiner Nähe steht immer an erster Stelle, meine Liebe. Ich muss nicht fragen, wie es dir geht, nehme ich an, denn dass es dir gut geht, das sehe ich.«
    »Ja, es geht mir gut. Danke.«
    Die Frau nahm auf einem hohen Sitzkissen Platz. »Man hat gut für dich gesorgt, und ich kann dir sagen, dass dies nur der Anfang gewesen ist. Der Beginn eines neuen Lebens gewissermaßen. Ich sehe es als wunderschön an, als einfach herrlich, und ich kann dir versprechen, dass dieses Leben weiterhin so bleiben wird. Es wird wunderbar sein. Wir haben dich weich bebettet, und wir werden dafür sorgen, dass du nicht mehr allein bleibst, denn wir haben für dich einen Partner ausgesucht, den wir dir an die Seite stellen.«
    Sandrine hatte alles gehört. In ihre Augen stahl sich ein skeptischer Blick, und sie lächelte etwas verlegen.
    »Einen Partner?«
    »Ja.« Das Weiße in Mama Rosas Augen leuchtete noch stärker. »So kann man es nennen.«
    »Und wer ist es?«
    Mama Rosa beugte ihren Kopf vor und auch den Oberkörper. »Du wirst ihn gleich kennen lernen, wenn ich dich zu ihm bringe. Er wird bestimmt seinen Spaß an dir haben.«
    »Ein Mann also?«
    »Ja. Und zwar ein besonderer Mann. Einer, wie es ihn nur einmal auf der Welt gibt.«
    »Wie heißt er?«
    »Ich werde dir seinen Namen später nennen. Er wird dich mit auf seine Touren nehmen, und du wirst eine Seite des Lebens kennen lernen, wie es sie kein zweites Mal gibt.«
    »Und dann?«
    Mama Rosa lächelte gütig, bevor sie über die Wange der jungen Frau streichelte. »Denk daran, Kind, dass du noch ein Lehrling bist. Das Feld des Voodoo ist sehr groß, es ist sehr weit. Es gibt dort viele Fallen, aber es gibt auch viel zu lernen. Nur wer sich nicht dagegen sträubt, besitzt die Macht.«
    »Und dann?«
    Mama Rosa lächelte. »Du wirst lernen müssen, das Leben zu akzeptieren. Dein Leben, dein neues Leben. Es ist nicht mehr das alte. Vergiss deinen kleinen Ort. Du bist geboren worden, um etwas zu erreichen im Leben, und das geht nur auf eine bestimmte Art und Weise.«
    »Was soll ich erreichen?«
    »Macht.«
    »Und weiter?«
    »Macht über Menschen.«
    Sandrine dachte darüber nach. Sie hielt die Augen halb geschlossen. Sie dachte tatsächlich daran, ob sie der Mensch war, der Macht ausüben wollte. Das war nicht jedermanns Sache, das wusste sie genau. Man musste dafür schon geboren sein.
    »Ich…?«
    Mama Rosa lachte, denn sie hatte die Unsicherheit in Sandrines Stimme nicht überhört.
    »Ja, wer sonst?«
    »Aber ich bin doch nicht…?«
    »Doch, du bist es, meine Liebe. Du bist nicht nur gut, du bist sogar eine Auserwählte.«
    »Bitte?«
    »Ja, du hast richtig gehört. Wärst du das nicht, wäre ich nicht gekommen und hätte dich geholt. Das Schicksal hat seine Fäden geknüpft und uns zusammengeführt.«
    »Und weiter?«
    »Jetzt bist du fast angekommen. Ein wenig fehlt noch, um den Weg zu einer bestimmten Vollkommenheit gehen zu können. Und genau dieses Wenige wirst du jetzt kennen lernen. Es ist wichtig für deine Zukunft. Deshalb kannst du dich nicht sträuben.«
    »Das will ich auch nicht.«
    »Umso besser, meine Tochter.«
    Sandrine hatte nichts dagegen, von Mama Rosa Tochter genannt zu werden. Ihre eigene Mutter hatte sie zwar nicht vergessen, aber es lag alles schon sehr weit zurück, obwohl nur eine kurze Zeit vergangen war. Von Paris hatte sie noch nicht viel gesehen. Sie waren erst bei Dunkelheit in der Stadt eingetroffen, und da war sie regelrecht erschrocken gewesen, denn die gewaltige Stadt war ihr vorgekommen wie ein steinerner Moloch, der von Milliarden Lichtern erfüllt zu sein schien. Und das in einer Vielfalt und Buntheit wie sie es sich nicht einmal hatte vorstellen können, obwohl sie in manchen TV-Berichten viel über Paris gesehen hatte. Aber selbst dort zu sein war schon etwas anderes.
    »Wann muss ich gehen?«
    Mama Rosa winkte mit beiden Händen ab. Dabei gerieten ihre Ringe in den

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