1476 - Höllenbilder
rammen.
Zwei Dinge passierten zugleich.
Hinter mir bellte eine Beretta auf. Zwei Kugeln trafen die Gestalt und schleuderten sie zur Seite. Zur selben Zeit aber begann sich mein Kreuz abrupt zu erwärmen, und da wusste ich, dass es sich bei dem Maler um einen Dämon der hohen Kategorie handelte.
»Geht ihr in die Hütte!« schrie ich meinen Freunden zu. »Um den hier kümmere ich mich…«
***
Es war Suko, der gegen die Tür trat, sodass sie innen gegen die Bretterwand prallte. Er sprang in die Hütte hinein und sah innerhalb weniger Augenblicke, was hier los war.
Gegenüber befand sich ein Fenster. Dahinter zeigte sich ein blutiges Gesicht, und dann erschien eine Faust, die wuchtig gegen die Scheibe stieß, sodass sie zerplatzte.
Sofort danach fing die Gestalt an, sich durch die Öffnung zu winden, denn sie wollte zu der jungen Frau und dem Mann, der am Boden saß und seinen Unterleib hielt.
Die Frau saß neben ihm und streichelte über sein Haar. Als sie Suko und Bill sah, fing sie an zu schreien, und ihr Gesicht verzerrte sich vor Angst.
Es war keine Zeit für lange Erklärungen, denn die Person mit dem zerschnittenen Gesicht hatte es beinahe geschafft, sich durch das enge Fenster zu schieben. Sie war schon dabei zu kippen und streckte die Arme aus, damit sie sich mit den Händen abstützen konnte.
So weit ließ Suko sie noch kommen.
Aber als sie sich aufrichten wollte, holte er seine Peitsche aus dem Hüftgürtel, deren Riemen noch immer ausgefahren waren. Mit einer schwungvollen und genau gezielten Bewegung schlug er zu.
Drei Riemen klatschten in das Gesicht der Frau. Blut spritzte in die Höhe. Der Körper fiel wieder zurück, schlug mit dem Kopf gegen die Bretterwand, und Suko musste kein zweites Mal zuschlagen.
Es war wie bei den anderen Gestalten, die weder Menschen, noch Wesen anderer Art waren.
Sie waren lebende Bilder – Höllenbilder –, und hier verging auch das letzte von ihnen.
Die Frau löste sich auf, was bei ihr am Gesicht anfing. Es sah schlimm aus.
Suko hatte seine Pflicht getan. Er brauchte hier nichts mehr zu tun, aber es gab noch seinen Freund John Sinclair.
Bill Conolly war dabei, auf den Mann und die Frau einzureden, um ihnen Mut zumachen…
***
Der Maler war zu Boden gefallen und dort hockte er. Dabei drehte er mir halb den Rücken zu, knurrte wie ein Raubtier und schüttelte einige Male den Kopf. Das Kreuz hatte mich gewarnt. Diesen Wärmestoß hatte ich als schmerzhaft empfunden, und aus diesem und einem anderen Grund hing das Kreuz auch nicht mehr vor meiner Brust. Ich hatte die Kette über den Kopf gezogen und hielt meinen Talisman nun in der Hand.
Reichten zwei Kugeln aus, um den Dämon in der Gestalt des Malers zu zerstören?
Nein, denn er drehte sich zur Seite, um mit einem Schwung auf die Beine zu kommen.
Er stand geduckt, auch breitbeinig. Er starrte dabei zu mir hoch, und da sah ich das rote Feuer in den Augen – oder eine Glut, die in der Hölle geboren war.
Aber ich sah noch mehr.
Unter dem menschlichen Gesicht zeichnete sich ein zweites ab. Es war bleich, fratzenhaft, mit hellen Haaren und einer gewaltigen Schnauze. Dieses Gesicht schob sich immer weiter vor, und ich wusste, dass dich Nykill bald in seiner echten Gestalt zeigen würde.
»Du bist eine Kreatur der Finsternis!« stellte ich fest.
»Ja…« Er knurrte dieses Wort förmlich.
»Ich hasse die Kreaturen der Finsternis!« Mehr brauchte ich nicht zu sagen, denn jetzt erfolgte die Attacke mit dem Kreuz.
Und diese Waffe war selbst für die Kreatur der Finsternis zu stark.
Sein Gesicht war halb Mensch, halb Tier, und dort hinein rammte ich das Kreuz.
Kein Brüllen, kein Schreien, kein Jammern. Dafür ein dumpfer und zugleich klagender Laut, der aus dem Mund der Kreatur wehte, bevor das Licht in seinem Körper aufblitzte und ihn in Sekundenschnelle zu Staub zerfallen ließ. Dieser Unhold konnte kein Unheil mehr anrichten…
***
In der Hütte erfuhren wir, wie viel Glück zwei Menschen gehabt hatten, die noch immer nicht fassen konnten, dass sie mit dem Leben davongekommen waren. Mir wurde auch von einer Frau mit zerschnittenem Gesicht berichtet, die es jetzt nicht mehr gab, und so hofften wir, dass es mit den lebenden Höllenbildern vorbei war. Das jedoch würde sich noch herausstellen müssen.
Das Haus brauchten wir nicht zu suchen. Jessica Black kannte es und führte uns hin.
Wir durchsuchten es. Wir fanden auch einige Bilder. Die Motive gefielen mir alle nicht. Für einen Menschen mit
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