1478 - Planet der Sammler
konnte man niederschlagen, ihn im Schlaf berauben, in eine Falle locken oder über den Haufen schießen. Und gegen all diese Dinge half der Aktivator gar nichts. Er machte seinen Träger nicht intelligenter oder gerissener, wachsamer oder mißtrauischer. Er verhalf ihm höchstens zu mehr Gelegenheiten, Erfahrungen zu sammeln und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.
Es gab nur zwei Aktivatoren, deren Diebstahl sinnlos gewesen wäre. Diese beiden Aktivatoren gehörten Atlan und Rhodan, und sie waren nicht auf andere Wesen übertragbar.
Alle anderen Aktivatoren konnten von jedem getragen werden, und wenn man bedachte, welch hohen Stellenwert das „ewige" Leben im Vergleich zu anderen Mordmotiven hatte, dann war es tatsächlich verwunderlich, daß so wenige es jemals versucht hatten - selbst in Situationen, in denen sich derartige Wünsche förmlich aufdrängen mußten.
Jennifer Thyron hatte sich die Unsterblichkeit nicht gewünscht. Sie hatte den Aktivator, den Nos Vigeland ihr umgehängt hatte, sogar zunächst wieder abgelegt. Sie hatte bleiben wollen, wie sie war.
Aber dann hatte Vigeland die Nerven verloren, und Ronald Tekener hatte keine andere Wahl gehabt, als Jennifer Thyron das Gerät wieder umzuhängen und darauf zu hoffen, daß der Aktivator ihr helfen würde, die schweren Verletzungen zu überstehen. Sie hatte nicht dagegen protestieren können, da sie nicht bei Bewußtsein war.
Der Aktivator hatte ihr das Leben gerettet. So hatte es angefangen.
Und nun hatte sie mit dem Aktivator auch ihr Leben verloren.
Ausgleichende Gerechtigkeit?
Nein, dachte sie. Mit Gerechtigkeit hat das nun wirklich nichts zu tun!
Es wäre alles ganz einfach gewesen, wenn sie durch den Verlust des Zellaktivators einfach nur wieder sterblich geworden wäre. Das hätte sie nicht im geringsten gestört. Sie war -biologisch gesehen - fünfundzwanzig Jahre alt, und sie hätte noch viel Zeit gehabt, und selbst wenn das nicht der Fall gewesen wäre, wenn ihr nur noch wenige Jahre geblieben wären, vielleicht sogar nur Monate, Wochen, selbst ein paar Tage ...
Sie hatte noch ein paar Tage, vielleicht sogar ein paar Wochen. Aber das war kein Leben.
Es waren die Umstände, die es so unerträglich machten. Die Gewißheit, daß es aus war und daß es keinen Sinn hatte, das Ende künstlich hinauszuzögern.
Hinauszögern - nichts anderes konnten sie tun.
Den Verlust eines Zellaktivators konnte man nicht ausgleichen. Nicht einmal Irmina Kotschistowa konnte das letztlich. Sie konnte sich trotz ihrer Fähigkeiten inzwischen kaum selbst am Leben erhalten. Seit sie zu allem Überfluß auch noch Jennifer half, alterte sie immer schneller.
Wenn sie nicht zur Stelle gewesen wäre, als es passierte...
Dann hätte Jennifer Thyron den Besuch des unheimlichen Diebes um weniger als drei Tage überlebt, und niemand hätte etwas daran ändern können.
Aber Irmina Kotschistowa hätte dann vielleicht noch eine Chance gehabt. Zumindest hätte sie Zeit gewonnen. Zeit, in der man den Dieb suchen und stellen konnte.
Aber Irmina bestand darauf, ihre schwindenden Kräfte zu einem nicht geringen Teil darauf zu verwenden, Jennifer am Leben zu erhalten, und sie konnte ausgesprochen stur sein. Wenn sie sich etwas vorgenommen hatte, dann führte sie es auch durch. Sie würde Jennifer nicht sich selbst überlassen - auch dann nicht, wenn Jennifer es ausdrücklich wünschte.
Natürlich war unter den gegebenen Umständen nicht damit zu rechnen, daß man noch rechtzeitig auf den Dieb stieß. Niemand konnte jetzt, in all der Hektik, nach ihm suchen. Abgesehen davon hätte niemand gewußt, wo man bei solchen Nachforschungen ansetzen sollte.
Wenn ich ihn doch nur richtig hätte sehen können! dachte Jennifer Thyron.
Schon der kleinste Hinweis wäre hilfreich gewesen - vor allem für Ronald Tekener. Sie hatte es oft genug erlebt, und sie hatte ihn wegen seines besonderen Spürsinns bewundert. Wenn er nur den kleinsten Zipfel einer Spur zu fassen bekam ...
Aber da war nichts.
Und das machte ihn verrückt.
Nein, sie hatte ihn wegschicken müssen. Sie hatte es nicht mehr mit ansehen können, wie er versuchte, Hoffnung zu heucheln, wo es keine Hoffnung mehr gab. Und sie wollte auch nicht, daß er alles mitbekam, bis zum bitteren Ende.
Er sollte sie so in Erinnerung behalten, wie er sie gekannt hatte. Die Spuren des Alters, die sie jetzt schon trug, würde er vergessen können. Die Bilder des Endstadiums aber würde ihn für immer verfolgen.
Sie wünschte sich,
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