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1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

Titel: 1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Böhme. Er wollte den Satz nicht hören, aber er wusste, dass er nicht unausgesprochen bleiben würde.
    »Sie ist wieder unterwegs. Ich spüre sie deutlich, verflucht noch mal.«
    »Hast du sie gesehen?«
    »Nein.«
    »Aber du hast sie erkannt.«
    »Ja, ja, wie immer. Sie hat doch mein Gesicht, meine Figur. Himmel, was weiß ich noch alles? Sie ist ein Stück von mir, Axel. Das weißt du doch.«
    Böhme ließ sich wieder zurücksinken.
    »Ja«, gab er zu, »ja, verdammt, ich weiß Bescheid. Kannst du denn nichts dagegen tun?«
    »Keine Ahnung, Axel. Im Moment fühle ich mich einfach zu schwach. Das kennst du.«
    Genau das kannte er. In seinem Kopf spürte er das Tuckern. Er hätte seiner Frau so gern geholfen, aber das war nicht möglich. Was mit ihr so oft passierte, damit musste sie allein fertig werden, und hätte man sie nach einer Lösung gefragt, so hätte sie nur die Schultern angehoben und nichts Genaues gewusst.
    Die Frage war, ob das wirklich zutraf. Axel konnte es nicht sagen, seine Frau wollte es wohl nicht, aber einen Verdacht hatten sie beide. Und nicht er, sondern Sigrid war in diesen mörderischen Kreislauf hineingeraten. Sie war die Künstlerin. Sie hatte den Weg gehen wollen und irgendwie auch müssen.
    »Die – die – Arbeiten. Ich hätte sie nicht ausstellen dürfen. Ich habe die alten Totenflüche missachtet. Das war ein Fehler. Ich hätte auf die Warnungen hören sollen. Man vergreift sich eben nicht an Dingen, die nicht für einen normalen Menschen gedacht sind. Er sollte sich davon fernhalten und nicht diese verdammte Arroganz zeigen. So sehe ich das, Axel, und ich denke, dass ich damit auch richtig liege.«
    »Aber jetzt ist es passiert, Sigrid. Die Bilder stehen hier. Man hat dir erlaubt, sie auszustellen. Sie sind etwas Besonderes. Du wolltest sie haben. Du hast mir gesagt, dass das Holz etwas Wunderbares ist. Als würde es leben…«
    »Ja«, flüsterte sie, »leben. Genau das ist das Problem. Ich erlebe ein Leben, wie ich es nicht haben möchte. Ich will das nicht, verdammt noch mal.«
    »Dann musst du die Bretter zerstören. Oder wir tun es gemeinsam.«
    »Ja, das sehe ich ein.«
    »Und warum haben wir es nicht schon längst getan?«
    »Aus Angst, das weißt du. In ihnen steckt etwas, das längst tot ist. Aber es lebt trotzdem. Es ist nur in eine andere Zone gegangen, die für uns Menschen verschlossen ist. Aber sie sind in der Lage, zurückzukehren. Kannst du das jemandem erklären?«
    »Nur schwer.«
    »Eben, Axel.« Sigrid atmete schwer. »Ich weiß, dass wir einen Fehler begangen haben. Wir werden dafür büßen, und ich kann nur hoffen, dass den anderen Gästen nichts passiert. Wenn das sein sollte, dann weiß ich nicht, was ich machen soll.«
    »Noch ist nichts passiert.«
    »Ja, schon. Aber sie ist unterwegs und sie hat verdammt viel Ähnlichkeit mit mir. Sie hat sich an mich gehalten. Sie kennt mich. Sie ist über all meine Gedanken informiert, und ich habe das Gefühl, dass sie ein Teil von mir ist.«
    »Okay, das habe ich verstanden. Es ist nicht neu. Nur hier ist es eben so anders.«
    »Ja, genau.«
    »Was können wir tun?«
    Sigrid musste lächeln, als sie diese Frage hörte. »Nichts können wir tun. Da hat sich jemand verselbstständigt. Ich gehe so weit, zu sagen, dass ich es bin, die sich verselbstständigt hat. Ja, ich oder mein Inneres. Mein zweites Ich, mein Astralleib, wie immer du willst. Das ist eine verdammte Astralprojektion. Etwas anderes kann ich dir zu diesem Thema nicht sagen. Und ich kann sie nicht beeinflussen. Dieses verdammte Ding hat sich selbstständig gemacht. Auch wenn ich es wollte, es ginge immer seinen eigenen Weg, und nun hat es seine große Chance gesehen.«
    »Ich habe verstanden.«
    »Und weiter?«
    »Wir müssen etwas dagegen unternehmen, das ist es. Wir können das nicht einfach geschehen lassen. Wir müssen was tun, und das werden wir auch.«
    »Und was?«
    »Wir reisen ab, Axel. Ich kann es nicht länger verantworten, hier zu bleiben.«
    Der Mann hatte alles gehört. Er blieb starr in seinem Bett liegen und gab keine Antwort.
    Sein Verhalten enttäuschte Sigrid.
    »He, was hast du denn?«
    »Ein kleines Problem, wenn ich ehrlich sein soll.«
    »Und welches?«
    »Ich habe mit einem Ehepaar gesprochen. Besonders sie ist sehr an Kunst interessiert. Als die beiden deine Arbeiten sahen, waren sie begeistert.«
    »Sie wollen kaufen?«
    »Ja. Mindestens zwei Bilder.«
    »O Gott!«
    »Wenn das so ist, Sigrid, müssen wir ihnen das ausreden, das

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