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1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

Titel: 1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gehört. Jetzt schaute er sie an, und alles, was er bisher über Geister oder Gespenster gehört oder als Junge gelesen hatte, konnte er vergessen.
    Hier stand jemand, dessen Existenz für ihn nicht erklärbar war. Er wusste auch nicht, wie die Person in das Zimmer gekommen war, denn die Tür war nicht geöffnet worden. Also war sie in der Lage, durch Wände zu gehen, eben wie ein Geist.
    War es wirklich ein schwarzes Kleid, das sie trug? Oder war es nur ein Schatten, der ihren bleichen Körper umgab?
    Er hatte keine Ahnung, aber er wusste sehr genau, dass sich seine Frau in diesem Aufzug niemals zeigen würde mit nackter Brust und fast entblößtem Po.
    In den ersten Sekunden kam er sich wie schockgefroren vor. Sein eigenes Blut schien sich in Eis verwandelt zu haben, das als winzige Körner durch seine Adern rann. Es fiel ihm nicht leicht, sich auf das Gesicht zu konzentrieren, weil er herausfinden wollte, ob es wirklich dem seiner Frau glich.
    Ja und nein…
    Auf der einen Seite hatte es eine gewisse Ähnlichkeit mit Sigrids, aber die Züge der Totenfrau waren viel härter. Man konnte sie schon fast als gnadenlos bezeichnen.
    Die Haare schienen zwar blond zu sein, nur sahen sie eher fahl aus, wie ausgebleicht, und in den Augen stand ein Ausdruck, der nichts Menschliches mehr enthielt. Er war kalt, eisig und abweisend.
    »Das ist sie«, flüsterte Sigrid. »Die Totenfrau…«
    »Aber nicht dein Astralleib.«
    »Keine Ahnung. Aber sie kennt mich so gut, und sie hat so viel mit mir gemeinsam.«
    »Hast du Angst vor ihr?«
    »Ja. Furcht. Der Begriff Angst ist zu allgemein. Ich fürchte mich vor ihr, aber ich fühle mich auf eine gewisse Weise auch von ihr angezogen. Ich weiß, es hört sich schlimm an, aber ich will dich auch nicht anlügen.«
    »Schon gut.« Auch wenn Axel Böhme sich fürchtete, er musste es einfach versuchen, aufzustehen und zu ihr zu gehen. Sie war da, das stimmte, und jetzt wollte er wissen, wie es sich anfühlte, wenn er mit ihr einen körperlichen Kontakt erlebte.
    Sigrid merkte, was ihr Mann vorhatte. Sie hielt ihn an der Schulter zurück. »Bitte nicht, das ist zu gefährlich.«
    »Aber was willst du denn machen? Dich einfach in dein Schicksal ergeben?«
    »Nein, das auch nicht.«
    »Sondern?«
    »Sie ist nicht ohne Grund hier erschienen, und den will ich herausfinden.«
    »Was heißt das?«
    »Ich werde mit ihr sprechen.«
    »Doch nicht mit einem Geist…«
    »Ich will es versuchen.«
    Axel gab es auf. Das war allein das Spiel seiner Frau, und er wollte so weit wie möglich im Hintergrund bleiben. Wenn es hart auf hart kam, würde er eingreifen, wobei er sich schon jetzt fragte, wie er das anstellen sollte, denn mit Geistern oder ähnlichen Wesen hatte er keinerlei Erfahrungen.
    Sigrid Böhme riss sich zusammen. Das heißt, sie wuchs über sich selbst hinaus, als sie sich aufsetzte und das Kissen im Rücken spürte, das ihr Halt gab.
    »Wer bist du?« Ihre Flüsterstimme durchdrang die Stille, und nicht nur sie wartete auf die Antwort.
    »Ich bin du…«
    »Bitte?«
    »Dein zweites Ich!«
    Sigrid schloss die Lippen. Sie hatte die Antworten gehört. Es war ihr nur nicht klar, ob die Person die Worte geflüstert hatte oder sie nur in ihrem Kopf entstanden waren, um den sich etwas gelegt hatte, das sich wie ein Druck anfühlte.
    »Hast du mich verstanden?«
    Das hatte Sigrid. Nur ging sie nicht auf die Frage ein, denn sie wollte etwas anderes wissen.
    »Was willst von mir?«
    »Ich will dich. Wir wollen dich, Sigrid. Du bist diejenige Person, die uns erlösen kann. Du sollst mir und den anderen die Totenruhe zurückgeben. Du hast die Bretter entweiht. Du bist dafür verantwortlich, dass wir keine Ruhe finden können. Aber wir brauchen die Totenruhe. Und du wirst sie uns zurückgeben.«
    »Und wie soll ich das machen?«
    »Du bist das Pfand. Oder dein Leben ist das Pfand. Mehr werde ich dir nicht sagen…«
    Beide Böhmes sahen, wie sich die geheimnisvolle Totenfrau zur Seite drehte, um zu verschwinden.
    Genau darauf hatte Axel Böhme gewartet. Er hatte es auch geschafft, seine Starre zu überwinden. In den letzten Sekunden hatte er sprungbereit in seiner Betthälfte gesessen.
    Aus der jagte er jetzt hervor. Er schleuderte die Decke zur Seite.
    Sein Ziel war die Gestalt vor dem Bett. Er stürzte auf sie zu.
    Er wollte den Warnschrei seiner Frau nicht hören. Er selbst gab einen unartikulierten Laut von sich, und noch im Fallen schlug er mit beiden Fäusten zu, wobei er die Person gar nicht

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