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1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

Titel: 1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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entgehen konnten sie der verdammten Totenfrau nicht…
    ***
    In den letzten Jahren hatte Claas Claasen sein Deichhotel immer mehr verändert. Da fiel besonders der neue Anbau ins Auge. Der Frühstücksraum, der ab Mittag zum Restaurant wurde, war erweitert worden. Man hatte viel Glas genommen, sodass der Anbau auch im Winter und bei schlechtem Wetter sein Flair nicht verlor.
    Alles war lichter und luftiger geworden, und wer hier Stammgast war, der konnte dem Hotelier nur gratulieren.
    Die Familie Pestel hatte ihre Plätze noch in dem alten Frühstücksraum gefunden. Der kleine Philipp saß in einem Kinderstuhl, schaute fröhlich durch die Gegend und bekam von seiner Mutter ein Brot mit Leberwurst geschmiert, die er so gern aß.
    Die meisten Gäste schliefen noch, und so hatte die junge Familie den Raum fast für sich.
    Thomas Pestel hockte auf seinem Platz, schaute in seine Kaffeetasse und schüttelte hin und wieder den Kopf.
    »Was hast du?« fragte Mega.
    »Mir geht diese…«, er senkte die Stimme, »… Scheiße der letzten Nacht nicht aus dem Kopf.« Er hatte seiner Frau am Morgen noch im Bett davon erzählt, was am gestrigen Abend in ihrem Zimmer geschehen war, während sie schon geschlafen hatte. Sie hatte nicht viel dazu gesagt, aber er wusste, dass sie ihm nicht so recht glauben konnte.
    »Denk nicht mehr daran.«
    »Ha, das sagst du.«
    »Es ist doch so.«
    Thomas winkte müde ab. »Ich weiß ja, dass du geschlafen hast, aber mir geht diese Erscheinung nicht aus dem Kopf. Ich kann da auch nichts machen. Tut mir echt leid. Da war diese Frau, dieses Gespenst, das durch unser Zimmer geirrt ist und um Hilfe gefleht hat. Verdammt, wie soll ich mir das erklären?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Wieso?«
    »Vergiss es!«
    »Ach! Nein, das kann ich nicht.« Er schüttelte den Kopf, verzog das Gesicht und griff endlich zur Kanne, um sich den Kaffee einzuschenken.
    Thomas hatte eine schlechte Nacht hinter sich. Er hatte nicht schlafen können und sich aus der Minibar ein paar dieser kleinen Schnapsflaschen geholt. Danach war er zwar eingeschlafen, aber nicht lange genug. Und jetzt gab es zudem noch in seinem Kopf ein ziemliches Durcheinander.
    »Hast du deine Aspirin genommen?« fragte Mega.
    »Ja, habe ich. Sogar zwei davon.« Thomas verzog das Gesicht. »Ich – ich denke, ich lege mich noch mal hin.«
    Mega Pestel erstarrte für einen Moment, während sich Philipp den Mund mit dem Brot voll stopfte. »So etwas Ähnliches hab ich fast kommen sehen.«
    »Ich bin eben nicht mehr der Jüngste.«
    »Das sieht man.«
    »Oh, das ist aber nicht nett.«
    »Besonders an diesem Morgen.«
    »Aa!« krähte Philipp plötzlich. »Aa…«
    Mega winkte ab. »Er hat die Hose voll. Wäre auch ein Wunder, wenn es anders gewesen wäre.« Sie stand schon auf. »Willst du mit aufs Zimmer oder hier sitzen bleiben?«
    »Ich bleibe hier.«
    Michaela Pestel schnappte sich den Kleinen und verließ diesen Teil des Frühstücksraums.
    Thomas blieb allein zurück. Er wusste nicht, ob er leben oder sterben sollte, und hörte aus dem Raum davor eine Stimme, die er gut kannte.
    »Sitzt der alte Sack schon am Tisch und frühstückt?«
    »Du kannst hingehen, Andreas. Er wird sich bestimmt freuen«, antwortete Mega.
    Thomas war bei der Männerstimme leicht zusammengezuckt. Wenig später tauchte Andreas Brass auf. Sein Haar war noch etwas feucht, aber er sah recht ausgeschlafen aus, blieb vor Pestels Tisch stehen und fing an zu lachen.
    »Was ist los?«
    Brass schwenkte die Zeitung, die er sich aus dem Ständer geholt hatte.
    »Weißt du wie du aussiehst?«
    »Nein. Und ich will es auch nicht wissen.«
    »Doch. Du siehst aus wie ausgereihert.«
    Thomas verzog den Mund. »Hahaha, und so was nennt sich Freund und Spezi.«
    »Stimmt doch.«
    »Setz dich, sei ruhig und iss.«
    »Und was ist mit deinem Weib?«
    »Mega muss Windeln wechseln.«
    »Toll. Das kenne ich.« Andreas schaute auf Pestels leeren Teller.
    »Soll ich dir was mitbringen?«
    »Ja, eine Flasche Wasser.«
    »Gut.«
    Bepackt kehrte Andreas zurück. Bei der älteren Bedienung, die schon lange im Hotel Dienst tat, hatte er Kaffee bestellt. Der Tisch war groß genug, um auch vier Personen Platz zu bieten.
    »Dabei hast du doch gar nicht so viel getrunken gestern Abend. Ich war noch länger da und traf das Ehepaar Rensing. Ein paar Gedrehte haben wir noch gezischt.«
    »Ich gönne es euch.«
    »Und wie bist du abgestürzt?«
    »Über die Minibar.«
    Brass bekam einen Lachanfall. »Das kenne ich.

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