Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel

Titel: 1479 - Die Totenfrau vom Deichhotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
wieder zu sehen, auch wenn es kein Urlaub war und es bestimmt Stress geben würde.
    In Westerland hielt der Zug. Ich rollte in der langen Autoschlange über die Rampe auf die Straße und genoss auch weiterhin den Anblick der Insel.
    Man konnte über Sylt sagen, was man wollte. Die alten Vorurteile hatten sich über die Jahre hinweg gehalten, und sie trafen auch manchmal zu, aber wer auf die Insel fuhr und Ruhe finden wollte, der fand sie auch. Er musste auch nicht teuer essen, es gab genügend Fischbuden, die Speisen zu kleinen Preisen anboten.
    Wer das Gegenteil erleben wollte, konnte es auch haben, aber die Schau brauchte ich nicht. Die konnte ich mit gutem Gewissen den Stars und Sternchen überlassen, die sich im Sommer für ein paar Stunden auf die Insel fliegen ließen, vor den TV-Kameras posierten und so taten, als wären sie hier Dauergäste.
    Keitum, das schönste Dorf der Insel, liegt an der Wattseite. Ich brauchte das Meer und den weitläufigen Strand nicht. Wenn ich beides sehen wollte, reichten ein paar Minuten mit dem Rad oder eine längere Wanderung nach Kampen, um das Strandleben zu sehen.
    Auf dem Weg zum Hotel fuhr ich durch die Straßen mit den gepflegten Reetdachhäusern, ich sah die Steinmauern, die den Wind abhalten sollten und zumeist mit Sylter Rosen bepflanzt waren, aus denen letztendlich Hagebutten wurden, und ich freute mich über das Wetter, das nämlich nicht zu warm und nicht zu kalt war.
    Ein Mischtag mit mächtigen Wolkenformationen am Himmel und einer klaren Luft, über die ich mich besonders freute. Wie auch über die Fahrt auf den Hotelparkplatz, auf dem es genügend freie Lücken gab.
    In eine lenkte ich den Golf hinein, stieg aus und ließ die Reisetasche erst mal im Wagen. Die kleinen Steine auf dem Weg zum Eingang knirschten unter meinen Sohlen, und natürlich schielte ich auch auf die Fenster der Bar, in der ich schon manch harte Stunden bei gedrehtem Bier und alter Pflaume erlebt hatte.
    Das würde sich auch bei diesem Besuch kaum ändern, aber es gab noch etwas anderes, denn ich musste mir immer vor Augen halten, dass ich nicht zum Vergnügen hier war. Der Mörder-Mönch wollte mir nicht aus dem Sinn, und ich nahm mir vor, ihn zu besuchen. Der neue Fall würde mit ihm nichts zu tun haben. Wäre es anders gewesen, dann hätte Claas Claasen Suko bestimmt etwas gesagt.
    Ich betrat das Hotel, und erneut hatte ich das Gefühl, nach Hause zu kommen. Es hatte sich nichts verändert. Ich wusste, wohin ich gehen musste. Der Empfang war nicht besetzt, und so schritt ich seitlich an ihm vorbei und klopfte gegen eine offen stehende Tür.
    »Jemand zu Hause?« rief ich.
    Die Mitarbeiterin im ersten Büro erschrak, bekam große Augen, und aus dem zweiten Zimmer hörte ich die Antwort.
    »John! John Sinclair! Bist du es wirklich?«
    »Nein, ich habe meinen Geist geschickt, Claas!«
    Claasen ging auf mich zu, und auch ich setzte mich in Bewegung.
    Wir trafen uns auf der Hälfte der Strecke, und aus Claasens Mund drang ein lautes Lachen. Sein Gesicht strahlte, ich sah auch den Ausdruck der Erleichterung darin. Wenig später, nachdem wir uns richtig begrüßt hatten, schüttelte er den Kopf, als er vor mir stand.
    »Was ist los?« fragte ich.
    »Ich kann noch immer nicht glauben, dass du es wirklich bist.«
    »Ja, ich bin hier.«
    »Und du bist von Schottland aus gekommen?«
    »In der Tat.«
    »Komm in die Bar. Da herrscht jetzt die große Stille. Wir können uns dort unterhalten.«
    Der Mitarbeiterin sagte Claas, dass kein Gespräch durchgestellt werden sollte, dann gingen wir die paar Schritte zurück und setzten uns an die Theke.
    »Was möchtest du trinken?«
    Ich winkte zunächst mal ab. »Kein Bier und auch keine Pflaume.«
    Claas lachte. »Das hast du nicht vergessen?«
    »Nein.«
    »Mineralwasser?«
    »Wäre eine Alternative.«
    Das Wasser von der Sylt-Quelle kannte ich, und es schmeckte mir auch jetzt wieder. Claas, der sich hinter der Theke auf einen Hocker gesetzt hatte, trank ebenfalls, und dabei verlor sein Gesicht den fröhlichen Ausdruck, sodass ich daran erinnert wurde, dass ich nicht zum Spaß und als Urlauber hier saß.
    »Dann schieß mal los, alter Insulaner.«
    »Gern. Vorweg gesagt, John, ich habe es mir nicht leicht gemacht mit meinem Anruf bei dir.«
    »Ist schon klar. Geht es um den Mönch?«
    »Nein, diesmal nicht.«
    »Wäre auch zu schön gewesen.«
    »Diesmal geht es wohl um eine Geisterfrau, die ich gesehen habe. Und ich will dir ehrlich sagen, dass es

Weitere Kostenlose Bücher