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1484 - Der Tod eines Nakken

Titel: 1484 - Der Tod eines Nakken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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steckte die Fackel in einen Riß iri der Mauer und machte sich daran, den Tempel zu säubern und für die Zeremonie vorzubereiten.
    In ungefähr einer Stunde würden die anderen kommen. Heute war eih ganz besonderer Tag, denn ein Neuer sollte in den Kult aufgenommen werden. Das bedeutete, daß Jepht die Geschichte dieser Gemeinschaft erzählen würde- oder doch jedenfalls einen Tfeil davon. Alles brauchten die Neulinge nicht zu wissen. Es war manchmal ganz gut und richtig, daß mit der Zeit die Erinnerung an dieses oder jenes Ereignis verblaßte und schließlich ganz erlosch.
    Jepht beendete seine Arbeit, setzte sich auf eines der Polster an der Wand, betrachtete die Statue und ruhte sich aus. Seine Gedanken wandten sich der Vergangenheit zu, wie so oft in der letzten Zeit
     
    2.
     
    Hier, genau an dieser Stelle, war es einst geschehen, und obwohl es schon über hundert Jahre her war, erinnerten sie sich noch immer ganz genau daran - jene, die es direkt oder indirekt miterlebt hatten.
    Beneidenswert waren sie, vom Schicksal auserwählt, diese drei, die es gesehen hatten: Masquam, Dreight und Hermyth.
    In einer wilden, stürmischen Nacht war es geschehen. Da waren sie von einem Unwetter überrascht worden und hatten hier, in diesem Gebäude, Zuflucht gesucht. Während sie so beieinander hockten, ein paar Flaschen zwischen sich, war es plötzlich merkwürdig hell geworden.
    Als die drei Lokvorther sich nach der Quelle dieser Helligkeit umsahen, entdeckten sie zu ihrem Erstaunen eine Öffnung in der Wand, wo es vorher ganz sicher keine Öffnung gegeben hatte, und hinter dieser Öffnung war ein zartblaues Leuchten gewesen, in dem sich Schatten zu bewegen schienen.
    Starr vor Staunen hatten sie dagesessen, unfähig, auch nur die Hand zu heben, während es in dem blauen Leuchten waberte und zuckte und seltsame Geräusche ertönten.
    Und dann war mitten aus dem Licht heraus eine Gestalt erschienen, ein Geist - es konnte einfach nichts anderes als ein Geist sein.
    Es war eine eigenartige Gestalt gewesen, wie man es von einem Geist schließlich auch verlangen durfte -von einem anständigen Geist wird wohl niemand, der seine fünf Sinne beisammen hat, erwarten, daß er in einer ganz normalen Aufmachung durch die Gegend schweben soll.
    Und genau das hatte dieser Geist getan: Er war geschwebt.
    Nun gab es natürlich Erinnerungen an eine Zeit, in der es jeder Lokvorther zumindest in dieser Hinsicht mit jedem xbeliebigen Geist hätte aufnehmen können, und hier und da fand man noch immer Geräte, mit deren Hilfe man geistergleich zu schweben vermochte.
    Aber erstens war dieses Wesen kein Lokvorther, und zweitens schworen Masquam, Dreight und Hermyth bei allem, was ihnen heilig war, daß es mit ihrem Geist auf jeden Fall eine ganz besondere Bewandtnis haben mußte.
    Denn diese Gestalt war nicht einfach nur durch die Luft geschwebt, sondern sie hatte aüch eine massive Mauer durchdrungen, ohne daß man ihr dabei auch nur die geringste Mühe hätte anmerken können. Und dann war dieses erstaunliche Wesen an den drei zu Salzsäulen erstarrten Lokvorthern vorbeigeglitten und hatte sich davongemacht, mitten in den strömenden Regen hinaus, der ihm aber offenbar nichts anhaben konnte.
    Die unerwartete Begegnung der gespenstischen Art hatte die drei dazu bewogen, sich auf das einzige ihnen bekannte Heilmittel gegen seelische Erschütterungen zu besinnen, und so hatten sie den mitgebrachten Vorräten - es werden wohl sechs bis sieben Flaschen gewesen seih - kräftig zugesprochen.
    Danach waren sie aus naheliegenden Gründen gar nicht mehr imstande gewesen, sich vom Ort des Geschehens zu entfernen. Sie waren eingeschlafen und erst viele Stunden später wieder zu sich gekommen - gerade rechtzeitig genug, um die Rückkehr des Geistes zu beobachten. Sie vollzog sich genau wie seine Ankunft, nur in umgekehrter Reihenfolge. Im übrigen schien der Geist seinen Zuschauern keinerlei Bedeutung beizumessen, denn er beachtete die drei überhaupt nicht.
    Nachdem Masquam, Dreight und Hermyth sich einigermaßen von ihrem Schrecken und den Nachwirkungen des von ihnen angewandten Allheilmittels erholt hatten, unterzogen sie die fragliche Wand einer gründlichen Untersuchung.
    Die Wand erwies sich als das, was sie zu sein hatte: Eben als ganz normale Wand. Es gab keine verborgenen Mechanismen, keine geheimen Türen, keine verräterischen Ritzen und Spalten - einfach nichts. Und als Masquam und seine beiden Freunde nach einigem Suchen endlich einen Weg auf

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