Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1484 - Der Tod eines Nakken

Titel: 1484 - Der Tod eines Nakken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
anderen hatte er gehörigen Respekt vor den Besitzern des Tempels. Das war auch nicht weiter verwunderlich, denn Rack hatte bereits Bekanntschaft mit ihnen gemacht. Damals hatten sie ihm ganz gehörig das Fell gegerbt.
    Er krabbelte durch die Luke, richtete sich langsam auf und lauschte angestrengt. Als er beim besten Willen kein verdächtiges Geräusch feststellen konnte, bückte er sich zu der Luke hinab. „Kömmt!" wisperte er aufgeregt.
    Es war fast völlig finster in dem Tempel. Minutenlang standen sie regungslos in der Dunkelheit und lauschten, aber sie hörten nichts außer dem Schlagen ihrer eigenen Herzen und dem Rauschen des Blutes in ihren Ohren. „Das ist doch alles Quatsch!" sagte Griet schließlich. „Die schlafen jetzt alle. Wir haben noch den ganzen Tag hindurch Zeit, bis sie wieder zum Vorschein kommen. Und außerdem gibt es keine Geister."
    Aber er sagte es sehr leise.
    Rack riß sich zusammen und besann sich darauf, daß er der Anführer war und es auch bleiben wollte.
    Schließlich war er es gewesen, der den Kult ausgekundschaftet und diesen Weg in den Tempel entdeckt hatte. Wenn er sich jetzt das Heft aus der Hand nehmen ließ, würden die anderen ihm bald auf der Nase herumtanzen.
    Er zündete die Fackel an. Diesmal hatte er auf Anhieb Erfolg. Die Flamme loderte auf.
    Karam, Griet und Vilm erstarrten in jähem Schrecken, als sie die Figur sahen. Rack musterte sie mit grimmiger Zufriedenheit. So und nicht anders hatte er sich das vorgestellt. „Das ist das Ding, das sie anbeten", sagte er und berührte die Figur, um zu zeigen, daß er im Gegensatz zu den anderen keine Angst davor hatte, dies zu tun.
    Und dann hörten sie plötzlich das Knarren einer Tür. Jemand hustete. Schritte näherten sich.
    Rack ließ die Fackel fallen und rannte, und die anderen folgten ihm, als sei der Teufel hinter ihnen her.
    Die Bharigs und die geheimen Gänge, die Tatsache, daß dies ein abenteuerlicher Vorstoß in verbotene Gefilde sein sollte - all dies war plötzlich vergessen.
    Sie rannten hinaus und die Treppe hinunter, und die Hitze des Tages schlug ihnen entgegen, daß es sich fast anfühlte, als wären sie in eine Wand aus heißer Watte hineingerannt, aber auch das war ihnen egal, denn auf gar keinen Fall wollten sie erwischt und verprügelt werden.
    Wobei das noch nicht das Ärgste war, das ihnen widerfahren konnte. Es waren merkwürdige und sehr beunruhigende Gerüchte über den Kult im Umlauf.
    Und dann bremste Rack mitten im Lauf, so plötzllch, daß Karam gegen ihn prallte. „Bist du denn ...", begann sie wütend, verstummte aber plötzlich.
    Die anderen kamen neben ihnen beiden auf einer der untersten Stufen zum Stehen.
     
    *
     
    Sekundenlang standen sie da, als wären sie plötzlich versteinert, und starrten auf das, was am Ende der Treppe lag. Keiner von ihnen sagte etwas. „Wir haben es nicht gesehen!" flüsterte Rack schließlich. „Los, lauft weg! Sie dürfen uns hier nicht finden!"
    Sie stoben davon, und keiner der vier wagte es, sich auch nur noch einmal umzusehen.
    Jepht sah die Kinder davonlaufen und runzelte die Stirn, aber er verzichtete darauf, die vier kleinen Gestalten zu verfolgen. Er hätte sie sowieso nicht erwischt, denn sie waren viel zu flink und fanden überall einen Durchschlupf, während Jepht mit seinem lahmen Bein schon Schwierigkeiten hatte, die Treppe zu ersteigen. Und außerdem machte es schließlich nichts aus.
    Kinder waren eben neugierig. Es ließ sich nicht verhindern, daß sie überall herumschnüffelten. Schaden konnten sie dabei im Tempel nicht anrichten. Dort gab es nichts, was irgendeinen Wert besessen hätte, wenn man einmal von der Statue absah.
    Die Statue aber war zu schwer, als daß irgend jemand sie so einfach hätte stehlen können. Es reichte, wenn man sie bewachte, und genau das tat Jepht, auch wenn er ab und zu einmal schlafen mußte. Er war schließlich auch nur ein Mensch. Aber er entfernte sich selbst zum Schlafen nur wenige Meter von derh kostbaren Standbild und schlief in einer Kammer neben dem Tempel. Den heiligen Besen behielt er selbst im Schlaf bei sich.
    Er humpelte durch den kurzen Korridor und betrat den Tempel.
    Die Kinder waren tatsächlich hier gewesen. Sie hatten ihre Fackel liegen gelassen und waren Hals über Kopf davongerannt. Irgend etwas mußte sie erschreckt haben.
    Jepht konnte sich sehr gut vorstellen, was das gewesen war. Er nickte der Statue des Geistes zu. „Ab und zu bist du doch zu etwas nütze", stellte er fest.
    Er

Weitere Kostenlose Bücher