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149 - Auf Messers Schneide

149 - Auf Messers Schneide

Titel: 149 - Auf Messers Schneide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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sie einen mehrfach gestaffelten Abschirmring, durch den keine Ratze unbemerkt schlüpfen konnte. Ganz unmöglich, da auf Schussweite heranzukommen.
    Zum wiederholten Male empfand Aiko größten Respekt vor Navok und Graz, die hier schon seit Monaten unentdeckt operierten, also auch schon zu Zeiten, als die Todesrochen noch für eine lückenlose Luftüberwachung gesorgt hatten.
    Das Geheimnis der beiden bestand darin, sich nur nachts zu bewegen und stets genügend Abstand zu den Daa'muren zu wahren. Den zweiten Punkt musste auch Aiko beherzigen, obwohl ihn das gleichzeitig an einer gezielten Aktion hinderte.
    Doch wie er es auch drehte oder wendete, er kam einfach nicht nahe genug an Smythe heran. Selbst wenn er in einem Amoklauf vorstürmte und dabei den eigenen Tod in Kauf nahm – ein geradezu lächerlich geringer Preis, wenn es um das Überleben der Menschheit ging – die Übermacht der Daa'muren ließ sich nicht so einfach durchbrechen.
    Nicht mal von einem Cyborg mit künstlichen Armen, der ausgezeichnet mit dem Armbruster umzugehen verstand.
    So blieb ihm nichts anderes übrig, als auf eine günstige Gelegenheit zu warten. Früher oder später würde die Aufmerksamkeit der Daa'muren nachlassen, dann schlug seine große Stunde.
    »Das hat doch alles keinen Sinn«, murrte Navok, der ein kleines Stück entfernt lag. »Zu dritt können wir hier nichts ausrichten. Wir müssen uns nach Moska durchschlagen und mit einer ganzen Armee wiederkommen.«
    Er konnte ruhig halblaut sprechen, denn Smythe und seine Getreuen standen gut zwei Kilometer entfernt. Ohne sein künstliches Auge hätte er auch für Aiko gerade mal Insektengröße besessen.
    Graz befand sich ein Stück hinter ihnen, um den Rückraum zu decken. Mit seiner feinen Nase roch er Daa'muren hundert Meter gegen den Wind. Außerdem besaß er den Vorteil, dass er viel offener agieren konnte. Die Außerirdischen ignorierten ihn, solange sie ihn nur von weitem sahen, denn sie stuften Taratzen nur in der direkten Konfrontation als gefährlich ein.
    Niemand hielt sie für fähig, bei einer Spionageoperation mitzuwirken. Bei Menschen, Mutanten oder Cyborgs sah das schon ganz anders aus.
    »Du hast sicher Recht«, antwortete Aiko nach einigem Zögern, »gleichzeitig aber auch wieder nicht.«
    »Versuch dich lieber nicht als Philosoph, dafür hast du kein Talent.« Die weit vorgezogene Kapuze beschattete Navoks Gesicht, deshalb ließ sich nicht erkennen, ob ihn eher Ärger oder Belustigung zu dieser Bemerkung trieb.
    Aiko ging auf Nummer Sicher.
    »Ich denke, es ist an der Zeit, sich zu trennen«, erklärte er.
    »Graz und du solltet versuchen, Moska zu erreichen. Die Allianz muss erfahren, was hier vor sich geht. Aber wir dürfen auch nicht die Chance vergeben, die Daa'muren hier vor Ort zu sabotieren. Wenn ich euch auf sicherem Wege weiß, kann ich es wagen, größere Risiken einzugehen.«
    Navok schüttelte missbilligend den Kopf. Aikos Vorschlag behagte ihm nicht. Sein Urteil darüber fiel entsprechend aus.
    »Allein hast du erst Recht keine Chance«, sagte er.
    »Außerdem bist du krank. Deine Selbstbeherrschung ist zwar eines Bluttemplers würdig, doch wenn du deine Entzündungen nicht bald richtig behandeln lässt, werden sie sich ausbreiten und dich noch weiter schwächen.«
    Aiko lächelte, gelöst und frei von aller Furcht.
    »Meine Gesundheit ist zweitrangig angesichts der Geschehnisse hier. Glaub mir, mathematisch gesehen ist das eine ganz eindeutige Sache.«
    Navok konnte diesem Argument nur bedingt folgen, doch als er sah, dass Aikos Entschluss unumstößlich war, stimmte er ihm zu. »Gut, wie du willst. Graz und ich ziehen heute Nacht los. Danach bist du auf dich allein gestellt.«
    ***
    Beide Augen fest geschlossen, fühlte sich Aruula von grenzenloser Schwärze umgeben. Den unruhigen Schein der Fackeln, der ihre Lider durchdrang, nahm sie gar nicht mehr wahr. Ihr weit entrückter Geist gehörte nicht mir ihr selbst, sondern war mit dem der anderen Telepathen zu einer neuen, mächtigen Einheit verschmolzen.
    Vor drei Tagen war sie von Mr. Black auf seinem Weg zum Kratersee hier beim Telepathenzirkel abgesetzt worden. Sie freute sich, ihre Schwestern und Faathme wieder zu sehen, doch für Freude gab es hier wenig Raum. Sie hatten eine wichtige Mission zu erfüllen.
    Im Verbund der Telepathen aus acht Frauen von den Dreizehn Inseln – Aruula eingeschlossen –, fünfzehn begabten Nosfera und der kleinwüchsigen Faathme el Sabn Chat Ischtaa gab es keine

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