149 - Auf Messers Schneide
seine Glieder.
***
Westlich des Kratersees
Gegenwart
Kurz bevor ihn der Ruf aus der Raumstation erreichte, brach für Miki Takeo die Hölle los.
Durch Nebel und Wolken gedeckt, gehörten seine fünf Großraumgleiter zu den schnellen Verbänden, die rasch an den Kratersee vorstoßen und Truppen absetzen sollten. Die RoCops in seinen Laderäumen eigneten sich am besten, um den ersten Brückenkopf zu errichteten. Wenn sie hohe Verluste erlitten, gab es anschließend nur einigen Reparaturaufwand, aber keine Menschenleben zu beklagen.
An Bord der kleinen Flotte dienten ausschließlich Elektronengehirne. Das Flaggschiff flog Takeo selbst, die anderen wurden von speziell programmierten RoCops gesteuert.
Ihr Vorstoß verlangte auch keine allzu komplizierten Manöver. Da die Lufthoheit des Gegners ausgeschaltet war und die Gleiter, dank der Witterung, auch nicht durch Fernspäher ausgemacht werden konnten, flogen sie einfach schnurgerade auf Höhe des 62. Breitengrades. Südlich des alten Wiljui-Stausees gelangten sie so in das einzige Tal des ansonsten von der Meera-See bis nach Cinna von Gebirgsmassiven umgebenen Kometenkraters.
Die hohen Bergfronten stellten ein unüberwindliches Hindernis für die Steigfähigkeit von Gleitern und EWATs dar, deshalb musste der Angriff in der knapp vierhundert Kilometer breiten Schneise kurz hinter den Ruinen von Jakutsk stattfinden.
Den Daa'muren war die strategische Bedeutung des Terrains selbstverständlich bewusst. Nirgendwo sonst traten sie so massiert in Erscheinung. Den Scans der ISS zufolge lagen hier gut zweitausendfünfhundert Echsen in Stellung, aufgeteilt knapp achtzigköpfige Regimenter, die von ihren gleichmäßig verteilten Basen aus das Gelände kontrollierten.
Schützengräben und Barrikaden sollten ihnen im Verteidigungsfall zusätzlich Deckung verschaffen. Takeo war das egal. Damit mussten sich die alliierten Bodentruppen herumärgern. Vor allem die ARETs und AMOTs aus Moska, aber auch andere Fahrzeuge der westlichen Bunkergemeinschaften.
Dem auf nächtliche Kommandoaktionen spezialisierten Nosfera-Orden fiel vorab die Aufgabe zu, unbemerkt in das Gebiet einzusickern und für Unruhe zu sorgen. Bisher gab es noch keine Meldungen über Zusammenstöße, aber das mochte schon der nächste ISS-Umlauf ändern.
Unwillkürlich dachte er an Naoki, die dort oben ihren Teil der großen Aufgabe erledigte. Er freute sich darauf, bald wieder ihre Stimme zu hören, wenn sie die Berichte der übrigen Allianztruppen durchgab.
Mochte seine Persönlichkeit auch auf eine Festplatte gebannt sein, irgendwo im ewigen Fluss der Datenströme hallte noch etwas von der Liebe nach, die er einmal für sie empfunden hatte. Mit ihr jetzt gemeinsam für die gerechte Sache zu streiten, machte beinahe die alten Zeiten lebendig.
Ob Sie sich ihm ebenfalls wieder verbunden fühlte?
Er würde sie fragen, sobald sie zurück auf der Erde war.
Hoffentlich ging alles gut, denn er hatte Meldungen über einen Kampf mit einem letzten, verbliebenen Todesrochen gehört.
Ein dumpfes Krachen riss den Androiden aus seinen stillen Betrachtungen. Mikis Plysteroxschädel surrte, um die Ursache zu erforschen, 32,5° Grad nach links, in Richtung eines aufglühenden Lichtballs.
Sieben Sekunden lang schien der Nebel dort auf gespenstische Weise von innen heraus zu leuchten. Dann brach das Phänomen in sich zusammen.
Miki überflog die Anzeigen der Bordinstrumente.
Sie registrierten eine Druckwelle, wenn auch zu schwach, um den Kurs des Gleiters zu gefährden. Der Geigerzähler blieb stumm. Zum Glück war das eine konventionelle Explosion gewesen. Bei einer nuklearen wäre auch der typische Atompilz vom Boden aufgestiegen.
Eine weitere Bombe detonierte. Diesmal halbrechts, und, dem Seismografen nach, nur drei Kilometer entfernt. Auf der Plexiglashaube der Kanzel spiegelten sich diesmal einige Lichtreflexe. Der aufgehellte Nebel gab die Umrisse aufrecht stehender Echsengestalten frei.
Ob sie für die Explosionen verantwortlich waren? Sehr wahrscheinlich. Doch welche Absichten verfolgten sie damit?
Sich selbst beim Anblick des Feindes in die Luft zu jagen?
Wohl kaum.
Das Ganze sollte wohl eher ein Signal sein, vielleicht, um weiter zurückliegende Einheiten auf die nahende Gefahr aufmerksam zu machen. Mangelnde Kommunikation war im Moment die größte Schwäche der Daa'muren.
Aber deshalb gleich Bomben zünden? Hätten es nicht auch ein paar Leuchtraketen getan?
Keineswegs. Jedenfalls nicht, wenn die
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