1493 - Höllenschwur der Zwillinge
er sich jetzt wie in einer Gefängniszelle. Seine innerliche Sicherheit war einfach verschwunden. Sie hatte einer Angst Platz gemacht, die tief in ihm festsaß und die er auch nicht vertreiben konnte.
Die Yard-Leute und Helen Slater waren noch nicht zurückgekehrt.
Er wollte etwas unternehmen, hatte aber keine Ahnung, was er tun sollte. In seinem Zustand traf man keine Entscheidungen mehr, aber er brauchte jetzt einen Schluck, um sich besser zu fühlen.
Jerry Hill sah sich nicht als Trinker an. Hin und wieder griff er zur Flasche, wenn ihm die Dinge über den Kopf wuchsen, und so war es auch jetzt.
In der unteren Hälfte der Schränke gab es einige Türen, die abgeschlossen waren. Nur er besaß einen Schlüssel, und den holte er unter der Schreibtischunterlage hervor. Am Abend nahm er ihn mit nach Hause.
Geheime Unterlagen bewahrte er dort nicht auf. Aber Schüler hätten sicher Interesse an dem einen oder anderen Ordner gezeigt. Dem wollte er vorbeugen.
Er wusste genau, wo die Flasche mit dem klaren Wodka stand.
Das Getränk hatte einen großen Vorteil. Man roch nicht danach, wenn man einen Schluck davon genommen hatte.
Hill holte eine noch halb gefüllte Flasche hervor, schraubte sie auf und trank einen ersten Schluck. Er setzte die Flasche ab, schüttelte sich und verzog das Gesicht. Da man auf einem Bein nicht stehen konnte, trank er noch mal.
Diesmal schmeckte ihm das Zeug schon besser. Auf einen dritten Schluck verzichtete er. Die Flasche verschwand wieder in ihrem Versteck, und er steckte den Schlüssel ein.
Jetzt musste er nur noch auf die beiden Polizisten warten. Er beschäftigte sich damit, was er ihnen wohl sagen sollte. Vielleicht doch von früher anfangen und ihnen gestehen, dass er einiges gewusst hatte. Er überlegte auch, ob er Helen Slater anrufen sollte. So konnte er aus berufenden Mund erfahren, wie die Dinge liefen oder gelaufen waren.
Der Wodka hatte ihn nicht müde gemacht. Es waren allein die Ereignisse gewesen. Er ließ sich hinter seinem Schreibtisch in den Sessel fallen und wünschte sich weit, weit weg.
Der Wunsch wurde Jerry nicht erfüllt, und so blieb er in seiner Position hocken. Nur die Beine streckte er aus, denn das entspannte ihn am besten.
Die nicht eben geringe Menge an Wodka hatte ihn von seinen trüben Gedanken befreit. Er war nun der Ansicht, dass er die Welt lockerer sehen musste. Ihm würde schon nichts passieren, denn er selbst hatte sich nichts zuschulden kommen lassen.
Vor dem Alkoholgenuss hatte er noch anders gedacht, aber wie so oft schwemmte der Wodka seine trüben Gedanken fort. Man musste das Leben eben positiv sehen.
Er überlegte sich, was er den beiden Yard-Leuten sagen sollte, wenn sie zurückkehrten. Am besten nichts. Es war besser, wenn er sich auf Helen Slater verließ. Sie war eine Frau, die immer einen Ausweg wusste.
Etwas gedämpft hörte er, dass jemand die Tür zum Vorzimmer öffnete. Hill erwartete die drei Rückkehrer und setzte sich normal hin. Er strich durch sein Gesicht, spürte den Schweiß auf der Haut und ärgerte sich jetzt, etwas getrunken zu haben. Das beeinflusste schon sein Denken und seine Reaktionsfähigkeit.
Wer das Büro betreten wollte, musste erst durch das Sekretariat.
Das war auch gut so, denn eine Frau wie Helen hielt ihm so manches Problem vom Hals.
Auf dem Teppich waren die Schritte kaum zu hören. Bis zu ihm hin drang nur ein Schaben – und dann standen sie in der Tür.
Nein, das waren nicht die Yard-Leute und Helen Slater.
Zwei junge Frauen. Gleich angezogen, die sich zudem wie ein Ei dem anderen glichen.
Oder hatte er zu viel getrunken?
Jerry Hill war unsicher. Seine Kehle saß zu, und so tat er nichts.
Aber er sah, dass die beiden näher kamen und vor seinem Schreibtisch stehen blieben.
»Hallo, Jerry«, sagte Mirja. »Kennst du uns noch?«
Hill grinste etwas dümmlich. »Ich – ich – weiß nicht. Irgendwie kommt ihr mir bekannt vor.«
»Ja? Ich bin Maureen.«
»Schön…«
»Erinnerst du dich jetzt?« fragte Mirja. »Wir sind die Manson-Zwillinge. Die kann man doch einfach nicht vergessen.«
»Ja, ihr habt recht. Aber ihr habt euch sehr verändert. Jetzt erinnere ich mich.«
»Und jetzt sind wir wieder da, Jerry«, sagte Maureen. »Nur nicht mehr als Schülerinnen. Jetzt sind wir gekommen, um abzurechnen…«
***
In diesem Moment riss bei Jerry Hill der gedankliche Schleier. Der Schulleiter saß auf seinem Platz und fühlte sich so wohl wie jemand, den man auf den elektrischen Stuhl
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