1493 - Höllenschwur der Zwillinge
wiederholte ich leise. »Verdammt, damit habe ich nicht gerechnet.«
»Ich weiß, Mr. Sinclair. Ich hätte schon früher daran denken sollen. Aber Sie wissen ja, wie das ist. Manchmal steht man da wie der berühmte Ochs vor dem Berg.«
»Sie sagen es.«
»Du weißt, was das bedeutet?« sprach Suko mich leise an.
»Ja, wir müssen davon ausgehen, dass wir es mit zwei Täterinnen zu tun haben. Ich glaube nicht, dass nur eine allein losgezogen ist.«
»Richtig.«
»Dann bleibt uns nur eines übrig, John.«
»Genau, wir werden uns auf die Suche nach den beiden Killerschwestern machen…«
***
»Es ist schon komisch«, flüsterte Mirja.
»Was meinst du?«
»Dass keine Bullen gekommen sind. Ich gehe einfach mal davon aus, dass man Cusack inzwischen entdeckt hat. Schließlich konnte er noch telefonieren. Und wenn eine Leiche gefunden wird, erscheint die Mordkommission und auch die Spurensicherung.«
Maureen räusperte sich. »Vielleicht kommt die Mannschaft noch.«
»Kann sein.«
»Dann werden wir warten. Wenn sie nicht eintreffen, ziehen wir die Sache durch.«
Mirja grinste. »Du hast wohl Blut geleckt, wie?«
»Nicht direkt, Schwester. Aber es hat mir gut getan, diesen widerlichen Typen sterben zu sehen. Da brauchte ich nur an früher zu denken, was er den Schülern angetan hat.«
»Ja, das kann ich verstehen. Mir ging es bei der Boone ähnlich.«
Das Gespräch zwischen ihnen schlief ein. Da sie sich noch von früher her auskannten, war es ihnen nicht schwer gefallen, sich ein gutes Versteck zu suchen.
Zur Heimschule gehörte ein Garten, der zu dieser Jahreszeit brach lag. Um ihn kümmerte sich niemand. Das würde in einigen Wochen anders aussehen. Auf dem Gelände stand eine Hütte, die aus dunklen Stämmen errichtet worden war. Das kleine Haus diente als Aufbewahrungsort für allerlei Gartengeräte. Hierher hatten sich die Schwestern zurückgezogen, um den ersten Rummel abzuwarten.
Nur kam der nicht. Da konnten sie noch so lange warten und darüber nachdenken.
»Was tun mir, wenn sie nicht mit ihrer großen Mannschaft antanzen, Mirja?«
»Dann wissen wir zumindest, dass hier etwas nicht stimmt.«
»Und was?«
»Frag mich doch nicht. Aber wir ziehen uns nicht zurück. Wir gehen in die Schule und schauen uns um. Ich kann mir denken, dass sich im Laufe der letzten Jahre so gut wie nichts verändert hat. Wir werden uns noch gut zurechtfinden.«
»Ja, das hoffe ich auch.«
»Keine Sorge.« Mirja war die aktivere Schwester, und auch jetzt konnte sie nicht stillstehen. Sie schaute durch das Fenster in der oberen Türhälfte in den Garten, der still und friedlich vor ihr lag. Keine Veränderung, auch beim Schulgebäude nicht. Es gab keinen Alarm, die Schule wurde auch nicht geräumt, der Betrieb lief einfach weiter.
Nachdem erneut fünf Minuten vergangen waren, fasste Mirja einen Entschluss.
»Wir werden jetzt in die Schule gehen und jemandem einen Besuch abstatten.«
»An wen hast du gedacht?«
»An den Rektor.«
»Jerry Hill?«
»Ja.«
»Der hat uns doch nichts getan.«
Mirja grinste hart. »Ich weiß, Schwesterherz. Uns hat er nichts getan und auch den anderen nicht. Ich weiß nur, dass er ein feiges Schwein ist. Er hat nur zugeschaut und nichts gegen diese Schweinereien unternommen. Jerry Hill ist ein Feigling, und ich habe beschlossen, dass für Feiglinge auf dieser Welt nun mal kein Platz ist. Fertig.«
»Das ist hart.«
»Soll es auch, Maureen. Ich frage dich allen Ernstes: Wer will uns denn etwas am Zeug flicken? Wer das versucht, ist schneller im Jenseits, als er nur Luft holen kann.«
»Wenn du meinst…«
»Ja, das meine ich«, erwiderte Mirja und öffnete die Tür…
***
Bisher hatte Jerry Hill über geschlagene Männer nur etwas gelesen.
Nun sah er sich selbst in der Situation. Er war ein geschlagener Mann, das stand fest und das gab er sich selbst gegenüber auch zu.
Er war geschlagen und feige, denn er hatte von den Vorkommnissen damals gewusst. Er hätte eingreifen müssen und hatte es nicht getan, weil er zu feige gewesen war. Hinzu kam noch die Angst um den Job, denn hier auf der Schule war er der King, wie er es in keiner anderen Schule hätte sein können.
Jetzt sah er seine Macht bröckeln. Eine Leiche hatte es schon gegeben. Er musste damit rechnen, dass noch eine zweite hinzukam.
Das Telefonat mit dem Hausmeister wollte ihm nicht aus dem Kopf. Phil Cusack hatte behauptet, sich in Lebensgefahr zu befinden.
In seinem Büro, das er immer so geliebt hatte, fühlte
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