1496 - Keltenzauber
hatte.
Irgendwie war er froh, für einen Moment auf dem Boden liegen bleiben zu können. Er wollte sich noch weiter erholen, aber dagegen hatte Myrna etwas. Sie kam schnell zu ihm, blieb neben ihm stehen, hob das rechte Bein an und stemmte den Fuß auf Johnnys Brust.
Sie schaute nach unten, er nach oben.
Johnny sah die grünen Augen. Die Kraft, die in ihr steckte, zeigte sich dort, und er fragte sich, wie er es schaffen sollte, sich von dieser Person zu befreien. Sie war zudem nicht allein, denn im Hintergrund bewegte sich der graue Schatten des Götzen Dagda.
Sollte sein Leben im Tor von Glastonbury enden? Und das auf eine so grausame Art und Weise?
Es war eine schlimme Frage für ihn. Leider sah Johnny keinen Ausweg, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als sich in sein Schicksal zu fügen.
Er saugte heftig die Luft ein und musste sich dabei anstrengen, weil er noch immer den harten Fußdruck auf seinem Körper spürte.
Er kam ihm fast vor wie ein Gewicht aus Eisen, das immer mehr zunahm, sodass ihm irgendwann die Rippen brechen würden.
»Ich töte dich nicht, Johnny. Das überlasse ich Dagda und seiner Keule. Sie ist da, wenn auch nicht so groß, aber er wartet darauf, dich erschlagen zu können.«
»Ich kann dir nichts sagen«, keuchte Johnny.
»Ja, ich glaube dir sogar, aber damit hast du mich enttäuscht und meinen großen Plan zerstört. All das, worauf ich in all den Jahren hingearbeitet habe, hast du vernichtet, und dafür wirst du mit deinem Leben bezahlen, Johnny Conolly.«
Natürlich hatte er Angst. Sie krallte sich wie mit kalten Klauen in seinem Körper fest. Sie hinderte ihn daran, normal zu sprechen und auch normal zu atmen.
Und trotz dieser Gefühle musste er an seinen Vater denken und auch an seinen Patenonkel John. Beide hatten sich schon oft in ausweglosen Lagen befunden, und es war ihnen immer wieder gelungen, sich daraus zu befreien.
Nie die Hoffnung aufgeben!
So hatte man es Johnny gelehrt. Aber die Theorie und die Praxis unterschieden sich nun mal. Zum ersten Mal wurde ihm bewusst, dass er keine Waffe bei sich trug.
In seiner Nähe fing der Boden an zu zittern. Den Grund sah er wenig später.
Dagda zeigte sich nicht mehr als Schatten. Er hatte diesen Zustand verlassen und einen anderen angenommen. Er war zu einer normal stofflichen Gestalt geworden, und er hielt jetzt seine Mordwaffe, die Keule, in der Hand.
Johnny wusste nicht, woher er sie geholt hatte. Das konnte ihm in seiner Lage auch egal sein. Es gab diese Waffe, aber sie war kleiner, als Myrna sie ihm beschrieben hatte.
Und trotzdem war sie schwer genug, um damit einen Schädel mit einem einzigen Schlag zertrümmern zu können. Ein unförmiges Ding, das der Götze festhielt.
In Schlagweite stellte er sich neben Johnny hin. Noch störte ihn die Nähe der Keltin, die jetzt den Fuß von Johnnys Brust nahm und zurücktrat.
Er saugte die Luft ein und kam sich dabei vor wie jemand, der lange unter Wasser verbracht hatte. Seine Brust schmerzte beim Einatmen, aber das war für ihn nebensächlich.
Er lebte noch. Er spürte es mit jeder Faser seines Körpers, und er sah Myrna wie eine Zeugin in seiner Nähe stehen. Ihre Augen schimmerten noch immer in diesem intensiven Grün, sodass Johnny wieder die mächtige Druidin in ihr sah.
»Eine letzte Chance, Johnny, sonst…«
Myrna brauchte den Satz nicht auszusprechen. Im Liegen schüttelte Johnny den Kopf.
»Also gut«, sagte sie, und jetzt klirrte ihre Stimme, so hasserfüllt war sie.
Der graue Götze hob seine Keule an. Er stellte sich noch in die richtige Positur, fixierte sein Opfer, und Johnny wusste, dass er keine Chance mehr hatte…
***
Für uns war es die Hölle!
Wir standen in dem verdammten Tunnel mit seiner Ausbuchtung an den beiden Seiten. Wir hörten alles, was im Tor von Glastonbury gesprochen wurde, aber wir sahen nichts.
Es gab keine Verbindung!
Es war uns deshalb unmöglich, dorthin zu gelangen. Kein Weg, kein zweiter Tunnel, es war vorbei…
Wir standen da und zitterten. Ja, verdammt, so etwas hatten wir noch nie erlebt.
Bill litt wie ein Hund!
Er war nicht mehr der Mann, den ich schon so lange kannte. Er stand dicht vor der Tunnelwand. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, und aus seinem Mund drangen schluchzende Laute. Tränen hatten seine Wangen genässt, und es waren Tränen der Hilflosigkeit.
Und so fühlte ich mich auch. In die Ecke gestellt, abgeschoben. Da nutzte mir weder die Pistole was noch das Kreuz, und ich hörte plötzlich
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