1499 - Das Mondgehirn erwacht
des Hanse-Siegels wäre und dies Gültigkeit besäße. Dann hätte er NATHAN problemlos von seiner Identität überzeugen können. Aber es gab noch eine andere Methode, eine Art Loyalitätsschaltung, die nur er und Perry Rhodan kannten, über die er NATHAN von der Wahrheit würde überzeugen können - immer vorausgesetzt, daß Monos diese Schaltung nicht entdeckt und ebenfalls eliminiert hatte wie so vieles andere an der Mondsyntronik.
So viel war Atlan inzwischen klar, NATHAN hatte nicht einmal eine Ahnung, was in seiner nächsten Umgebung, dem Solsystem, vor sich ging, geschweige denn in der übrigen Galaxis. Monos hatte es irgendwie geschafft, ihn völlig zu entmachten. Aber wie? Das konnte nicht von einem Tag zum anderen geschehen sein.
Vermutlich steckte gar kein großes Geheimnis dahinter, und es gab eine simple Antwort auf alles.
NATHAN konnte ihm die Antwort geben. Aber er durfte die Mondsyntronik nicht durch die falschen Fragen mißtrauisch machen. „Ich mache dir einen Vorschlag, NATHAN", sagte Atlan. „Du erzählst mir die Geschichte der Milchstraße, wie du sie kennst, und ich..." Er hätte sagen wollen: Und ich sage dir, wie es wirklich war. Aber das wäre nicht sehr klug gewesen, darum fuhr er, obwohl es nicht sehr geistreich war, statt dessen fort: „... und ich werde ein guter Zuhörer sein."
„Du hast das Paßwort der Herren der Straßen. Du bist befugt, mich zu befragen", sagte NATHAN wie bei einem festgelegten Ritual.
Und dann sprudelten die Informationen nur so aus ihm heraus. In Wort und Bild und in ganzen Datenpaketen. Es war die Geschichte des größten Bluffs des Jahrtausends, die Geschichte vom Niedergang der mächtigsten Syntronik dieser Galaxis in die Bedeutungslosigkeit. Wenn man von einer träumenden Erde sprach, dann konnte man sagen, daß NATHAN in diesen Traum einbezogen war.
Und dies war das Protokoll dieser Geschichte, wie Atlan sie für sich zusammenfaßte: Der intergalaktische Krieg hatte, so meinte man im Jahre 460 zumindest, seinen Höhepunkt erreicht. Die Hauri waren im letzten Jahrzehnt zunehmend dreister geworden, drangen immer tiefer in die Milchstraße vor und richteten großen Schaden an.
Aber die von den „Knöchernen" drohende Gefahr war im Vergleich zu einer anderen Bedrohung gering.
Gegen die Hauri konnte man sich wehren, die Galaktiker waren ihnen technisch zumindest ebenbürtig, und wenn man schon keinen Frieden mit ihnen schließen konnte, so konnte man sie wenigstens schlagen. Aber gegen diese andere Bedrohung, die die Milchstraße in verstärktem Maß heimsuchte, gab es einfach kein Mittel. Dieser Gegner war nicht zu fassen.
Er tauchte wie ein Phantom aus den Black Holes auf, zerstörte mit einem einzigen Blitzschlag ganze Planeten und verschwand gleich darauf wieder auf demselben Weg. Wegen seiner furchtbaren Vernichtungswaffe nannte man diesen Gegner „Blitzer".
Man wußte nicht einmal, wie viele Blitzer es gab. Aber da sie stets nur einzeln oder in kleinen Pulks von Phantomschiffen auftraten, schätzte man sie auf nur wenige. Erst als die ersten Phantomschiffe gesichtet wurden, konnte man sie an der Form als den Cantaro zugehörig identifizieren: jenen unnahbaren Fremden, die unmittelbar nach der DORIFER-Katastrophe in der Lokalen Gruppe aufgetaucht waren.
NATHAN kannte die Wahrheit nicht. Die Mondsyntronik hatte nie erfahren, daß es sich bei den Blitzern um kranke Archäonten handelte.
Angesicht der Blitzer-Gefahr wurden von den Galaktikern auch Maßnahmen zum Schutz der Erde und NATHANS erwogen. Den Verantwortlichen brach bei dem Gedanken der kalte Schweiß aus, daß die Blitzer den irdischen Mond zerstören könnten. Dann würde mit einem Schlag das gesamte galaktische System zusammenbrechen. Aus diesem Grund wurden die Anlagen der Festung Titan zu einer zweiten Großsyntronik ausgebaut, die simultan mit NATHAN und mit der gleichen Kapazität wie die irdische Mondsyntronik betrieben werden sollte.
Es dauerte volle zehn Jahre, bis der Plan realisiert war und die Daten aus NATHAN vollständig in die Großsyntronik von Titan kopiert werden konnten.
Am 30. September 469 kam es zum ersten Probelauf. NATHAN wurde desaktiviert, und die Titan-Syntronik übernahm für die nächsten zwei Monate seine Geschäfte. Natürlich war NATHAN nicht wirklich ganz ausgeschaltet worden; er ließ, simultan mit der Titan-Syntronik, sein Programm lediglich im Hintergrund ablaufen, war aber jederzeit bereit, bei einem Ausfall für den Zweitrechner
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