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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Blue
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Prolog
    Simon stand am Rande der Klippe, zitterte im Wind und betrachtete ehrfürchtig die Schönheit des Sonnenuntergangs. Die glühend heiße Wüste, die sie erst gestern durchquert hatten, lag nun scheinbar einhundert Meilen unterhalb der Stelle, an der er stand, ihre Hügel und Täler von der untergehenden Sonne rot angemalt. Hinter ihm erhob sich der Ural, eine Kette grausamer, kalter Berge, die scheinbar unendlich aufstiegen. Nebel wogte um seine Füße, stieg von dem bemoosten Rasen auf und heftete sich an die Felsen, die unmittelbar vor ihm steil abfielen. »Nun, Sascha, das ist es«, sagte er und lächelte über seinen Scherz. »Wir sind ans Ende der Welt gelangt.«
    »Nein, Junge, das sind wir nicht«, murrte sein Weggefährte, während er, von der Aussicht offensichtlich unbeeindruckt, sein Gepäck durchforstete. »Die Welt geht ewig weiter.« Er zog eine Flasche hervor und entkorkte sie mit den Zähnen. »Wenn du das Ende findest, fängt das verdammte Ding wieder von vorne an«, schloss er und nahm einen großen Schluck.
    »Meinst du?« Sascha war ein Russe, ein erfahrener Söldner, der von Simons Herrn Francis, dem Herzog von Lyan, in Damaskus angeheuert worden war, um seinem englischen Heer bei der neuesten und hoffentlich letzten Suche der Kreuzritter beizustehen. Saschas Akzent war so stark, dass Simon der Einzige im Gefolge des Herzogs war, der sich überhaupt die Mühe machte, ihn zu verstehen. Aber Simon war eben selbst ein Fremder.
    »Du bist ganz sicher sehr klug«, sagte er nun zu dem Russen, während die Sonne hinter den weit entfernten Sanddünen verschwand. Er ließ sich auf dem Gras neben ihm nieder, nahm die Flasche und trank. »Dennoch, als ich in Irland Kühe hielt, hätte ich nie gedacht, einmal den Garten eines Kalifen oder eine Wüste zu sehen.«
    Bei einem sächsischen Stammesfürsten als irischer Sklave geboren, war der sechsjährige Simon voller Freude Zeuge geworden, wie sein Herr von einem normannischen Ritter des großen Bastardkönigs William niedergemetzelt worden war. Dieser Ritter, Sir Francis, war aufgrund seines Erfolges zum Herzog gemacht und mit dem irischen Landgut belohnt worden und hatte seinerseits Simons Vater, Seamus, zu seinem Kastellan ernannt. Simon selbst war im Alter von zwölf Jahren zum Knappen des Herzogs gemacht worden, und mit sechzehn war er aufgrund seiner Dienste während der Kriege gegen die sächsischen Horden, die noch immer Angriffe auf die irische Küste durchführten, zum Ritter geschlagen worden. Nun, mit sechsundzwanzig Jahren, war er ein Kreuzfahrer im Heiligen Land, denn das war, als was der Herzog ihn sehen wollte. Er war seinem Habitus nach ein Normanne, aber im Herzen noch immer ein Ire. »Ein schwarzer Ire«, nannten die Mädchen ihn daheim aufgrund seiner dunkelbraunen Haare und Augen, doch seine Haut war so blass, dass sie sogar nach drei Jahren in der Wüste noch weiß leuchtete.
    »Keiner von uns sollte hier sein«, sagte Sascha. Er zog seinen zerschlissenen Stiefel aus und schüttelte ihn, schüttete die Kiesel heraus. »Dein Herzog ist verrückt.«
    »Warum sagst du so etwas?«, fragte Simon grinsend. »Eine gesamte Provinz ohne Blutvergießen für Christus einzunehmen – das nenne ich wahre Weisheit.« Er gab Sascha die Flasche zurück. »Und Francis ist fünfundfünfzig Jahre alt, weißt du. Es ist an der Zeit, dass er sich eine Frau nimmt.« Er schaute zur Bergfestung des Kalifen zurück und bemühte sich, sie als fröhliches Heim zu betrachten, aber das war nicht ganz einfach. Wie sie mit ihren in der Dunkelheit gelb leuchtenden Fenstern an der Bergflanke kauerte, wirkte sie eher wie ein Mausoleum. »Egal ob Heidin oder nicht.«
    »Eine heidnische Braut ist keine große Last«, entgegnete Sascha. »Jede Frau ist im Herzen eine Heidin.« Er schaute auch zum Palast zurück, dessen gezackte Türme sich von dem purpurfarbenen Himmel schwarz abhoben. »Aber an diesem Ort ist Übles spürbar, diese Berge – es gibt Geschichten.« Er brach ab, als er Simons Gesicht sah, und lachte. »Du hältst mich für ein altes Weib, nicht wahr, Junge?«
    »Ja, das stimmt«, antwortete Simon und erwiderte das Lächeln. »Das habe ich schon immer geglaubt.« Aber Saschas Worte hatten wieder einen Zweifel in ihm geweckt, der schon in ihm schwelte, seit sie Damaskus verlassen hatten. Warum sollte so ein mächtiger Kalif wie Lucan Kivar dem Herzog seine eigene Tochter zur Heirat anbieten, um diesen Fremden zum Erben seines großen Besitzes zu machen,

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