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15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

Titel: 15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nördlich kommen würde. Daher beschloß ich, gradaus zu reiten.
    Es wurde mittlerweile ganz dunkel. Ich sah gar nicht, ob mein Pferd das ‚Ding‘ noch unter den Hufen hatte, wußte aber, daß ich mich auf den Rappen verlassen konnte.
    So war ich denn wohl gegen eine halbe Stunde weiter getrabt, als das Pferd unter leisem Schnauben den Kopf auf und nieder bewegte.
    Ich strengte meine Augen an und bemerkte rechts von mir einen breiten, dunklen Gegenstand, von dem aus eine Erhöhung gegen den düsteren Himmel strebte. Es war ein Haus mit einem hohen Schornstein.
    Sollte dies die gesuchte Schmiede sein? Dann befand ich mich ja ganz in der Nähe von Koschikawak, das ich suchte.
    Ich ritt näher an das Haus heran.
    „Bana bak – hört!“ rief ich.
    Niemand antwortete.
    „Sawul, alargha – holla, aufgeschaut!“
    Es blieb ruhig. Auch bemerkte ich kein Licht. Sollte das Haus unbewohnt, vielleicht eine Ruine sein?
    Ich stieg vom Pferd und führte es ganz an das Mauerwerk heran. Rih begann wieder zu schnauben. Das kam mir verdächtig vor. Trotzdem er ein Araber war, hatte er doch von mir eine indianische Schulung erhalten. Wenn er in dieser Weise schnaubte, das heißt, wenn er durch die weit geöffneten und vorgestreckten Nüstern die Luft so prüfend einsog und dann in einzelnen, möglichst leisen Absätzen wieder ausstieß, dann war ganz sicher ‚etwas nicht richtig im Staate Dänemark‘.
    Ich zog also die beiden Revolver hervor, und begann, das Haus an seiner Außenseite zu untersuchen. Es war einstöckig und lang gestreckt. Die Tür war verschlossen. Ich klopfte mehrere Mal vergebens. Links von ihr fand ich drei ebenfalls verschlossene Fensterläden, in dieser Gegend eine Seltenheit. Rechts von ihr fand ich eine zweite, viel breitere Tür, die mit einem Hängeschloß versehen war. Daneben aber standen und lagen verschiedene landwirtschaftliche und andere Gegenstände, die mir die Gewißheit gaben, daß das Haus eine Schmiede sei.
    Ich ging weiter – um die Ecke herum. Ich fand aufgehäuftes Holzwerk, das jedenfalls zum Verbrennen bestimmt war. Hinter dem Haus gab es ein kleines Viereck, eingezäunt mit Pfählen, die in die Erde gestampft waren, so wie man es in deutschen Dörfern für Schweine oder Gänse herzustellen pflegt. Das Viereck schien leer zu sein, denn es war nicht die mindeste Bewegung zu bemerken.
    Und dennoch schnaufte grad hier mein Rappe weit mehr und ängstlicher als vorher. Er schien sich zu scheuen, ganz an die Umzäunung heranzutreten.
    Ich will nicht sagen, daß dies mir geradezu verdächtig vorgekommen sei, aber es war mir doch eine Veranlassung, meine Vorsicht zu verdoppeln. Das Haus war verschlossen, also bewohnt. Sollte man aber eine Wohnung in solcher Gegend und des Nachts ohne alle Aufsicht lassen? Es war leicht möglich, daß hier wenigstens etwas Ungewöhnliches vorgekommen sei, und ich nahm mir vor, die Sache weiter zu untersuchen.
    Da mir das Pferd dabei nur hinderlich war und es auch leicht in eine unvorhergesehene Gefahr kommen konnte, so mußte ich das wertvolle Tier sichern. Ich brauchte zum Anhobbeln (Trapperausdruck für anbinden) weder Pflock noch Lasso, weder Strick noch Riemen; vielmehr ließ ich es mit den Vorderbeinen in die Zügel treten. Es war dadurch so gefesselt, daß es sich nicht weit entfernen konnte, selbst wenn es dies ganz gegen seine Gewohnheit hätte tun wollen. Und sollte es ja während meiner Abwesenheit in irgendeiner Weise bedroht werden, so war ich überzeugt, daß es sich mit den Hinterhufen auf das tapferste zur Wehr setzen werde.
    Nun erst trat ich ganz an die Umpfählung heran und zog eines der Wachshölzchen hervor, von denen ich mir in einer Spezereihandlung in Edreneh einen kleinen Vorrat gekauft hatte. Ich brannte es an und leuchtete über die Umzäunung hinein.
    Da lag ein Tier, riesig groß und lang und dicht behaart, grad wie ein Bär. Das Flämmchen erlosch; es war nun wieder dunkel. Welch ein Tier war das? War es lebendig oder tot? Ich nahm die Büchse herab und stieß es an. Es regte sich nicht. Ich stieß kräftiger, und dennoch blieb es unbeweglich. Das war nicht Schlaf, sondern Tod.
    Ich stieg, da mir die Sache nun doch verdächtig vorkam, über die ungefähr vier Fuß hohen Pfähle, bückte mich nieder und befühlte das Tier. Es war kalt und steif, also tot. Das Fell war an mehreren Stellen klebrig. War das Blut?
    Ich betastete den Körper. Ein Bär war es nicht, denn ich fühlte einen langen, zottigen Schwanz. Man sagt zwar, daß

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