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15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

Titel: 15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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es auf den Höhen des Despodo-Dagh, des Schar-Dagh, Kara-Dagh und Perin-Dagh noch vereinzelt Bären gebe. Ich will das nicht in Abrede stellen; aber wie sollte sich ein solcher grad hierher verlaufen haben, um in dieser Verzäunung zu verenden? Und wäre er in dieser Umgegend erlegt worden, so hätte man ihn gewiß nicht hier herein geworfen, ohne ihm vorher das Fell zu nehmen, ganz von dem sehr brauchbaren Fleisch abgesehen.
    Um zu sehen, mit welcher Art von Tier ich es zu tun habe, fühlte ich nun nach den Ohren. Sapristi! Der Kopf des Tieres war zerschmettert, und zwar so, daß es eines sehr schweren Instrumentes bedurft hatte!
    Ich brannte ein zweites Hölzchen an und sah nun, daß das erschlagene Tier ein allerdings wahrhaft riesiger Hund war, wie ich noch keinen gesehen hatte.
    Wer hatte ihn erschlagen, und warum war dies geschehen? Der Besitzer des Tieres hatte es jedenfalls nicht getan. Und ein Fremder, der so etwas tut, kann dabei keine andere als nur eine böse Absicht verfolgen.
    Ich begann zu ahnen, daß hier ein Verbrechen begangen worden sei. Zwar drängte sich mir die Frage auf, was das grad mich angehe, und warum grad ich mich in die Gefahr begeben solle; aber ich hatte Grund, zu vermuten, daß die Schmiede dem Bruder des Rosengärtners gehöre, und da fühlte ich denn doch die Verpflichtung, die Sache näher zu untersuchen.
    Wenn ich dabei an Gefahr dachte, so geschah dies wohl mit vollem Recht. Die Täter konnten sich ja noch im Haus befinden. Vielleicht verhielten sie sich ruhig, weil sie den Hufschlag meines Pferdes gehört und also meine Ankunft bemerkt hatten.
    Wie aber an sie kommen? Sollte ich die Ankunft meiner Gefährten erwarten? Was konnte bis dahin im Innern des Hauses geschehen? Nein, ich mußte handeln.
    Ich hatte die vierte Seite, die westliche Giebelseite des Hauses, noch nicht untersucht. Ich schlich mich leise hin und bemerkte dort zwei Läden; der eine war von innen befestigt, der andere aber – – – ließ sich öffnen.
    Ich überlegte.
    Wollte ich einsteigen, so konnte ich augenblicklich eine Kugel vor den Kopf erhalten. Doch just der Umstand, daß von den vorhandenen fünf Läden – denn drei befanden sich auf der vorderen Seite – nur dieser eine nicht befestigt war, ließ mich vermuten, niemand befinde sich im Innern. Um die Entdeckung möglichst hinauszuschieben, hatte man alles verschlossen und war dann durch dieses Fenster gestiegen, dessen Laden man also nur hatte fest andrücken, aber nicht von innen befestigen können.
    Dennoch befand ich mich in einer mehr als heiklen Lage.
    Ich zog den Laden leise so weit auf, daß ich für meinen Arm Platz fand, und langte hinein. Fenster sind in dieser Gegend selten, und darum fand ich auch was ich erwartet hatte, nur eine fensterähnliche Öffnung, die weder durch Glas, noch durch einen andern Gegenstand versperrt war.
    Ich lauschte. Es war mir, als ob sich innen ein dumpfes, unterdrücktes Gepolter vernehmen ließ. Befand sich noch jemand im Haus? Sollte ich rufen? – Nein.
    Ich kehrte zur andern Giebelseite zurück und holte einen Arm voll des Geästes, welches ich dort bemerkt hatte. Ich machte ein dichtes Bündel, setzte es in Brand und warf es durch das Fenster. Mich vorsichtig an die Seite haltend, blickte ich hinein.
    Das Gebäude war nicht hoch; die Fensteröffnung lag sehr niedrig; die Reiser brannten hell, und ich erblickte einen großen, viereckigen Raum, dessen Fußboden aus hart geschlagenem Lehm bestand, und rundum diejenigen Gegenstände, welche man in einer armen, rumelischen Wohnung zu finden pflegt. Von einem menschlichen Wesen keine Spur!
    Ich warf mehr Reiser auf das Feuer, nahm meinen Fez vom Kopf, stülpte ihn auf den Büchsenlauf und schob ihn langsam in die Öffnung. Das sah von drinnen jedenfalls so aus, als ob ich hineinsteigen wolle.
    Ich wollte damit die etwa drinnen Versteckten verführen, sich zur Wehr zu setzen; aber es regte sich nichts.
    Da zog ich die Büchse zurück, lehnte sie mit dem Stutzen, da beide mich nur hindern konnten, an die Mauer, setzte den Fez wieder auf – ein Schwung, und ich hatte den Oberkörper im Innern. Ich war bereit gewesen, ihn schnell wieder zurückzuziehen; aber dieser erste Blick genügte, mir zu zeigen, daß sich kein feindliches Wesen in dem Raum befand.
    Nun stieg ich vollends hinein, langte hinaus, um meine Gewehre hineinzunehmen, und blickte mich um.
    In diesem Augenblick wiederholte sich das vorhin erwähnte Poltern. Dies war für mich um so

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