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15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

Titel: 15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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deines Lebens dafür dankbar sein, denn Sauberkeit ist die schönste Zierde des Weibes. Aber ich sage dir, daß ich mich ganz derselben Gottesgabe erfreue. Es würde meine Seele schmerzen und mein Herz mit Traurigkeit erfüllen, wenn ich mir meinen neuen Mantel voll Butterflecken machen müßte.“
    „O, Butter ist gut! Ein Butterfleck im Mantel ist keine Schande. Butter ist weder Fischtran noch Pferdefett.“
    „Aber niemand wird es diesen Flecken ansehen, daß sie von deiner Butter verursacht wurden!“
    „Teurer Herr, du bist ein vornehmer Herr; es kann dir ganz gleichgültig sein, ob man die Flecken deines Mantels für Butter- oder Tranflecken hält. Ziehe ihn aus und wende ihn um, so wird man sie vielleicht gar nicht bemerken.“
    „Weißt du nicht, daß es verboten ist, sich in Gegenwart eines Weibes eines Kleidungsstückes zu entledigen?“
    „O, du bist mein Freund, mein Retter, und du trägst ja eine Jacke und eine Weste unter dem Mantel!“
    „Dennoch möchte ich mich nicht gegen die Gesetze der Höflichkeit und Sittsamkeit versündigen. Erlaube, daß ich diese Eßwaren in meine Pferdedecke tue!“
    „Ist sie rein?“
    „Ja. Ich pflege sie täglich auszuklopfen.“
    „Ich muß mich überzeugen. Klopfe einmal!“
    Diese Verhandlung gab mir unendlichen Spaß. Ich war nicht darauf gekommen, die Decke zu reinigen. Sie war hinter dem Sattel festgeschnallt und zeigte sehr deutliche Spuren des Staubes, der sich während des gestrigen Rittes festgesetzt hatte. Ich schnallte sie los und rollte sie auf.
    „Schüttle einmal!“ befahl die holde Erdbeere.
    Ich gehorchte, und der Staub flog in einer sehr sichtbaren Wolke von der Decke ab. Dennoch meinte die Frau:
    „Ja, sie ist rein. Hebe also dieses Butterwerk auf und tue es hinein.“
    Ich bildete aus der Decke einen Sack, in welchen ich alle Backwaren stopfte, die nach und nach von der Erde aufzunehmen waren.
    So erreichten wir das Gebüsch, in welchem ich den Esel angebunden hatte. Beim Anblick der am Boden liegenden Körbe schlug sie die Hände hoch zusammen und rief:
    „O Allah! O Ayescha! O Fathme! Welch ein Unheil hat dieses Tier angerichtet! Da liegen die Körbe am Boden und dabei alle meine Delikatessen! Doch nein, nicht alles ist da. Es fehlt sehr viel. Wo ist es?“
    Sie warf einen fragenden Blick auf mich und fuhr fort: „Effendi, diese Sachen schmecken sehr süß und sehr gut!“
    „Ich glaube es!“
    „Liebst du Süßigkeiten?“
    „Zuweilen.“
    „Hast du vielleicht das, was hier fehlt, gegessen?“
    „Nein.“
    „Sage mir die Wahrheit! Ich werde dir nicht zürnen, sobald du es nur bezahlst!“
    „Ich habe es nicht gegessen, holde Tschileka.“
    „Aber wo ist es hin? Wo liegt es? Ich muß meinem Mann von jedem Stück Rechenschaft ablegen!“
    „Ich sage dir, daß es nicht gegessen worden ist.“
    „Was denn?“
    „Gefressen!“
    „Gefressen? Von wem?“
    „Von diesem deinem Maulesel.“
    „O Unglück, o Verwegenheit! Glaubst du denn wirklich, daß ein Maulesel Zuckerwerk fressen kann?“
    „Ich habe ihn ja dabei erwischt!“
    „Du hast es mit deinen eigenen Augen gesehen?“
    „Mit diesen meinen Augen.“
    „Und mich hat er niemals merken lassen, daß er Süßigkeiten liebt! Dieser Heuchler! Dieser Scheinheilige! Effendi, willst du mir einen Gefallen erzeigen?“
    „Einen einzigen? Habe ich dir nicht bereits bewiesen, daß ich dir gern gefällig bin?“
    „Ja, du hast alles an mir getan, was ich von dir begehrte. Nimm jetzt einmal deine Reitpeitsche und haue das Tier so um den Kopf, daß die Ohren herunterfliegen!“
    „Das werde ich nicht tun.“
    „Nicht? Warum nicht?“
    „Das würde Tierquälerei sein.“
    „Was geht das dich an! Gehört der Esel dir?“
    „Nein.“
    „Sondern mir! Nicht?“
    „Ja freilich.“
    „Nun, er ist mein, und mein Eigentum kann ich quälen, so viel ich will. Also schlage nur zu!“
    „Verzeihe, daß ich es doch nicht tue. Hast du dem Esel gesagt, daß er diese Sachen nicht essen soll?“
    „Nein.“
    „Da hast du einen großen Fehler begangen. Er hat geglaubt, das Zuckerwerk fressen zu dürfen, weil es Eigentum seiner Herrin ist. Beim nächsten Ritt darfst du nicht versäumen, es ihm klar zu machen.“
    „O, das werde ich gleich jetzt, und ich hoffe, daß er meine Worte sehr gut verstehen wird!“
    Sie zog meine Reitpeitsche aus der Sattelöse und trat damit zu dem Esel, welcher sie mißtrauisch anblickte und dabei besorgt mit den Ohren wedelte.
    „Was hast du getan?“ schrie

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