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15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

Titel: 15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vielmehr dummschlaues Gesicht gemacht. Zündhölzer sind in jener Gegend nicht überall gebräuchlich; man kann ganze Dörfer aussuchen, ohne ein einziges zu finden. Wer solche bei sich führt, der ist ein Mann, der sich etwas bieten kann. Der Bäcker wollte nun jedenfalls sehen, ob ich zu diesen bevorzugten Leuten gehöre. Darum antwortete ich ihm in dieser Weise.
    „Ich müßte wieder aufstehen“, sagte er. „Ich sehe es dir an, daß du Kibritler bei dir hast.“
    „Wie willst du das sehen?“
    „An deiner ganzen Kleidung. Du bist reich.“
    Wenn er gesagt hätte: ‚Du bist reinlicher als ich‘, so hätte er recht gehabt. Ich griff in die Tasche, zog ein Döschen Wachshölzer hervor und gab ihm eins derselben. Er betrachtete es ganz erstaunt und sagte:
    „Das ist doch nicht hölzern?“
    „Nein. Ich mag keine, welche von Odun gemacht sind.“
    „Das ist wohl gar Wachs?“
    „Ja; du hast es erraten.“
    „Und es ist ein Docht darin?“
    „Natürlich!“
    „Müdschüpatly, tschok adschaib – wunderbar, höchst wunderbar! Eine Kerze zum Anbrennen des Tabaks! Das habe ich noch nicht gesehen. Willst du mir nicht lieber das ganze Päckchen schenken?“
    Man glaubt nicht, welchen Eindruck oft eine solche Kleinigkeit macht. Es ist dann wohlgetan, die Gelegenheit zu benutzen; darum antwortete ich:
    „Diese Zündkerzchen sind von großem Wert für mich. Vielleicht schenke ich sie dir, wenn ich mit unserer Unterhaltung zufrieden bin.“
    „So wollen wir beginnen. Vorher aber will ich mir die Pfeife anbrennen.“
    Als das geschehen war, bemerkte ich, daß er gar nicht etwa eine schlechte Sorte Tabak rauchte. Vielleicht hatte er ihn in nicht ganz legaler Weise an sich gebracht.
    „So, nun können wir sprechen“, meinte er. „Du wirst mir zunächst sagen, wer du bist.“
    „Natürlich; denn du mußt doch wissen, mit wem du redest. Aber – vielleicht ist es doch besser, wenn ich dir meinen Namen erst später sage.“
    „Warum denn?“
    „Das Geschäft, welches ich mit dir besprechen will, ist kein gewöhnliches. Es gehört Schlauheit und Verschwiegenheit dazu, und ich weiß noch nicht, ob du diese beiden Gaben besitzt.“
    „Ah, nun weiß ich, was du bist!“
    „Nun, was bin ich?“
    „Du treibst verschwiegenen Handel.“
    „Hm! Vielleicht hast du nicht ganz falsch geraten. Ich habe eine Ware zu verkaufen, welche sehr teuer ist und die ich dennoch sehr billig losschlagen werde.“
    „Was ist es?“
    „Teppiche!“
    „Ah, Teppiche! Das ist eine gute Ware. Aber was sind es für Teppiche?“
    „Echte Smyrnaer Ware.“
    „Allah! Wieviel?“
    „Gegen hundert.“
    „Wie verkaufst du sie?“
    „Im Bausch und Bogen. Ich fordere Stück für Stück dreißig Piaster.“
    Da nahm er die Pfeife aus dem Mund, legte sie neben sich auf dem Boden, schlug die Hände zusammen und fragte:
    „Dreißig Piaster? Wirklich dreißig?“
    „Nicht mehr!“
    „Echte Smyrnaer Teppiche?“
    „Gewiß!“
    „Kann man sie einmal ansehen?“
    „Natürlich muß sie der Käufer vorher sehen!“
    „Wo hast du sie?“
    „Ah! Denkst du wirklich, daß ich das sagen werde, ehe ich weiß, daß der Käufer ein sicherer Mann ist?“
    „Du bist sehr vorsichtig. Sage mir wenigstens, ob der Ort, an welchem sie sich befinden, weit von hier ist.“
    „Gar nicht weit.“
    „Und sage mir ferner, wie es kommt, daß du dich grad an mich wendest.“
    „Du bist ein berühmter Färber, du bist also Kenner und wirst beurteilen können, ob die Ware wirklich in der Farbe echt ist.“
    „Das ist wahr“, meinte er geschmeichelt.
    „Darum komme ich zu dir! Ich denke zwar nicht, daß du die Teppiche kaufen wirst, aber ich habe gemeint, daß du vielleicht einen andern kennst, welcher bereit ist, einen so vorteilhaften Handel einzugehen.“
    „Da hast du freilich gar nicht unrecht vermutet.“
    „So kennst du einen Käufer?“
    „Ich kenne einen.“
    „Der auch bar bezahlen kann?“
    „Solche Geschäfte macht man meist auf Kredit.“
    „Ich nicht. Gute Ware, billig, aber bares Geld. Dann sind beide zufrieden, der Käufer wie der Verkäufer.“
    „Nun, der Mann kann bezahlen.“
    „Das ist mir lieb. Wer ist er?“
    „Er ist ein Waffenschmied.“
    „O weh!“
    „Wie so denn?“
    „Ein Waffenschmied wird nicht eine so große Menge von Teppichen kaufen.“
    „Der aber tut es. Er ist zugleich Kaffeewirt und versteht es, die Ware an den Mann zu bringen.“
    „Wo wohnt er?“
    „In Ismilan.“
    „Das ist mir unangenehm, da es bis

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